Die Strozzi
als eine Generation zuvor Alessandra Macigni. Das ungeheure Vermögen, das Filippo Strozzi hinterlassen hatte, nahm seiner Witwe alle materiellen Sorgen ab. Die Aufgabe, ihre beiden Söhne zu erziehen und deren Vermögen bis zur Volljährigkeit zu verwalten, ging Selvaggia Gianfigliazzi beherzt an, wobei ihr das gespannte Verhältnis zu ihrem Stiefsohn Alfonso die Sache nicht leicht machte. Schon einen Monat nach Filippos Tod wurden am 14. Juni das Bargeld, Einrichtungsgegenstände, Silber und Juwelen sowie die Landgüter unter den drei Erben aufgeteilt, wobei Selvaggia die Verfügung über alle Einkünfte aus dem Vermögen ihrer beiden unmündigen Söhne erhielt. Der Palast blieb aber weiterhin gemeinsamer Besitz.
Im Testament hatte Filippo Strozzi seinen Erben strenge und zwingende Vorschriften bezüglich seiner Vollendung gemacht. Die Oberaufsicht über alle den Bau betreffenden Angelegenheiten sollte Filippo Buondelmonti zusammen mit seiner Witwe führen. Die Planungen hatten von Anfang an die Aufteilung des Palasts in zwei gleiche Hälften vorgesehen. Der zur Via dei Legnaiuoli hin gelegene Teil sollte Alfonso gehören, der andere, zum Corso degli Strozzi hin gelegene Selvaggias Söhnen gemeinsam. Wahrscheinlich war der jüngste Sohn Filippo noch nicht geboren, als diese Aufteilung beschlossen wurde. Neben den Bestimmungen, die eine Veräußerung für alle Zeiten streng untersagten und die Vererbung des Palasts in männlicher Linie zwingend vorschrieben, betrafen andere die Pflicht zur Vollendung des Baus. «Ich will und ich erlege meinen genannten Erben auf», heißt es im Testament, «dass, sollte es (das Haus) bei meinem Tod innen und außen noch nicht zu Ende gebaut sein, meine Erben es nach der betreffenden Zeichnung und dem Modell und auf solcheWeise, dass man in beiden Wohnungen wohnen kann, fertigstellen lassen. Zu diesem Zweck sollen sie wenigstens 50 Personen, Baumeister, Handlanger und Steinmetzen, kontinuierlich arbeiten lassen, damit sie den Bau ohne Unterbrechung zu Ende führen, dass er spätestens 1496 fertig sei.» Nur fünf Jahre Zeit hatte Filippo also seinen Erben zugestanden, um den Riesenbau zu vollenden. Bei Nichteinhaltung der Vorschriften sollte die Filippo Buondelmonti übertragene Oberaufsicht über den Bau an Lorenzo de’ Medici gehen, bei dessen Verzicht an die Calimala, die Zunft der Kaufleute, deren Mitglied Filippo Strozzi gewesen war.
Selvaggia Gianfigliazzi scheute keine Anstrengungen, um diese Auflagen zu erfüllen, die Arbeiten in beiden Teilen des Palasts gingen zügig weiter. Im September 1491 war das Portal an der Via dei Ferravecchi fertig, im Dezember das Gewölbe des Saals im Erdgeschoss von Alfonsos Teil, während man im anderen Teil ebenfalls das entsprechende Gewölbe zu mauern begann, das im Januar 1492 vollendet war. 1492 wurde auch der Innenhof begonnen, 1495 die Fenster im ersten Stock eingesetzt. 1496 war der Palast zwar noch nicht fertig, aber es wurde bereits an den Fenstern im zweiten Stock gearbeitet; die Mauern waren also inzwischen bis dorthin hochgezogen worden. Die Fensterreihe im zweiten Stock war dann, wie Landucci bezeugt, im Mai 1498 fertig. Kurz danach kam das Gesims an die Reihe, aber nur auf der Seite von Lorenzo und Filippo, wo die Arbeiten im September 1500 zum Abschluss kamen. Von Mai 1501 an wurde am Dach gearbeitet, ebenfalls nur auf dieser Seite. Bei Alfonso blieb das Dach dagegen noch lange provisorisch, denn die Fassade war auf seiner Seite nur wenig über die Fenster im zweiten Stock hinausgelangt. Die Hälfte des Palasts, die Lorenzo und Filippo gehörte, war indessen nach dem Zeugnis Landuccis im Juni 1504 fertig oder doch weitgehend bewohnbar. Kleinere Arbeiten gingen noch ein paar Jahre weiter. Mariotto da Balatro, der erfahrene Maurermeister, der von Anfang an dabei gewesen war, wurde im Januar 1508 entlassen, ein Zeichen dafür, dass es nichts mehr zu tun gab. Den verdienten Mariotto ereilte 1512 das tragische Geschick, dass er auf dem Dach des Palasts von einem Blitz erschlagen wurde, als er noch einmal eine Kontrolle machte.
Auch die Rechnungsbücher bestätigen die Zahlen. Das letzte Rechnungsbuch verzeichnet Ausgaben zwischen 1501 und 1510, lässtaber erkennen, dass die Arbeiten bis 1506 im Großen und Ganzen abgeschlossen waren. Bis dahin hatte der Bau die ungeheure Summe von 35.000 Fiorini verschlungen.
In all diesen Jahren hatte Alfonso seinen Anteil an den Kosten nur stockend und schließlich überhaupt nicht mehr
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