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Die Strozzi

Die Strozzi

Titel: Die Strozzi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Walter
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bezahlt, was zu großen, auch vor Gericht ausgetragenen Streitigkeiten mit seiner Stiefmutter führte. Bis 1492 waren die Ausgaben gemeinsam registriert worden, danach wurden sie getrennt abgerechnet. Bis 1501 hatte Alfonso nur wenig mehr als ein Viertel der Summe aufgebracht, die Selvaggia inzwischen für den Bau ausgegeben hatte, 16.000 Fiorini, während Alfonso nur 4237 beigesteuert hatte. Er hatte damals mehr als 7000 Fiorini Schulden bei seinen Stiefbrüdern, einschließlich der den Bau betreffenden. Der Grund hierfür ist nicht ganz durchsichtig und lag wohl nicht allein am schlechten Verhältnis zur Stiefmutter und zu den Brüdern. Alfonso war schon früh von seinem Vater in die Welt der Geschäfte eingeführt worden. Filippo Strozzi hatte ihn jung nach Neapel geschickt, damit er dort Erfahrungen sammelte. 1491, kurz vor des Vaters Tod, gründete Alfonso mit dessen Unterstützung in Neapel eine eigene Gesellschaft. Er sollte wohl dort die Stellung einnehmen, die sein Onkel Lorenzo einst ausgefüllt hatte. Die Geschäfte liefen auch ganz profitabel. 1494 erhielt er von König Alfonso II., seinem Taufpaten, ein weitgehendes Privileg für Handel und Bank, aber bald darauf stürzte der Einmarsch Karls VIII. von Frankreich das Königreich ins Chaos, sodass auch die Geschäfte schwer beeinträchtigt wurden. Dies mag dazu beigetragen haben, dass Alfonso seinen Anteil an den Kosten für den Bau des Palasts nicht mehr bezahlte. Seine Brüder warfen ihm aber auch vor, ein unsolides Leben zu führen und seine Mittel zu verschwenden. Das Verhältnis zwischen den Brüdern blieb immer sehr gespannt und der Alfonso gehörige Teil des Palasts, wie schon gesagt, unfertig. Alfonso war gezwungen, mit seiner Familie im Erdgeschoss zu wohnen.
    1525 erweiterten Lorenzo und Filippo den Corso degli Strozzi, indem sie einige gegenüberliegende Häuser kauften und niederrissen und so einen kleinen Platz schufen, der dem Palast zu ihrer Seite hin etwas mehr Luft verschaffte. 1533 wurde endlich der gemeinsame Besitz getrennt. Dadurch aber wurde die Frage der von Filippo Strozzi testamentarisch unter Androhung des Verlusts verlangten Vollendungdes Palasts wieder akut. Die Arbeiten wurden zwar sofort wiederaufgenommen, nur führte die Frage, wer die Kosten zu tragen habe, erneut zum Prozess. Das Problem wurde durch den Tod Alfonsos am 25. Juni 1534 gelöst. Aufgrund des väterlichen Testaments, das nur eine Erbfolge in männlicher Linie zuließ – Alfonso hatte nur zwei Töchter –, fiel dessen Teil nun an Lorenzo und Filippo. Sie teilten ihn sich so, dass Alfonsos Hälfte an Lorenzo ging, die andere an Filippo. Bis Oktober 1534 komplettierten die Brüder das zweite Geschoss auf der Seite der Via dei Legnaiuoli, deren Verkleidung mit Quadersteinen ebenfalls vollendet wurde. Schon begannen die Arbeiten am Gesims und dem Dach, als diese noch einmal aus Gründen, von denen noch die Rede sein wird, erneut und diesmal endgültig unterbrochen wurden. Das Dachgesims auf der einst Alfonso gehörigen Seite fehlt bis heute. Inzwischen war seit Filippo Strozzis Tod im Jahr 1491 fast ein Menschenalter vergangen. In jene Zeit kehren wir noch einmal zurück.
    Selvaggia Gianfigliazzi hatte sich in der Zeit ihrer Vormundschaft mit Kräften darum bemüht, das Testament ihres Mannes zu erfüllen und den Bau des Palasts zum Abschluss zu bringen. Auch das Vermögen ihrer Kinder verwaltete sie mit großer Umsicht. Sie verkaufte die Anteile an Filippos Unternehmen und löste die Gesellschaften in Neapel, Rom und Florenz auf. Einen Teil des aus diesen Verkäufen resultierenden Kapitals investierte sie in eine Wolltuchmanufaktur von Giovacchino Guasconi, dem alten Gesellschafter Filippos, den Rest vertraute sie Carlo und Matteo Strozzi, den Söhnen von Filippos Bruder Lorenzo, an, die das Geld in ihre eigenen Bank- und Handelsunternehmen in Florenz und Venedig steckten. 1493 gründeten sie dazu auf den Namen von Selvaggias ältestem Sohn Lorenzo eine Werkstatt für die Herstellung von Gold- und Silberplättchen. Sie selbst verwaltete den großen Haushalt, über dessen Einkünfte und Ausgaben sie bis zu ihrem Tod 1524 sorgsam Buch führte. 1501 übergab sie ihren Söhnen das Vermögen, das sie erhalten, jedoch nicht vermehrt hatte. Sie selbst war nicht unvermögend. Sie hatte nach dem Tod ihres Gemahls ihre Mitgift zurückerhalten und dazu 1709 Fiorini von ihrer Mutter geerbt. Dieses Geld legte sie profitabel an, 1518 meldete sie den Steuerbehörden ein

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