Die Strozzi
Briefe, die ihn beglückwünschten. So schrieb ihm Bardo Strozzi, der Enkel Palla Strozzis und Bruder der schönen Marietta, dessen Exil immer noch andauerte: «Ich habe von dem großen, herrlichen Bau gehört, den Ihr zur Ehre und zum Ruhm des Vaterlands und zum Preis des Hauses begonnen habt. Gott möge Euch Glück verleihen und Euch das Unternehmen schnell zu Ende bringen lassen.» Sogar ein Mann wie Tito Vespasiano Strozzi, der Humanist und Höfling der Este, ein Sohn jenes Nanni Strozzi, von dem schon die Rede war, drückte Filippo seine Freude über ein Projekt aus, das, wie er schrieb, der ganzen Familie Strozzi Ehre mache.
Die Bauarbeiten begannen frühmorgens am 15. Juli 1489 mit dem Abriss einer Schreinerwerkstatt an der Via dei Legnaiuoli, die etwa in der Mitte der zu dieser Seite hin liegenden Front des künftigen Palasts lag. Es geschah nicht aus technischen Gründen. Den Ratschlag dazu hatte Bernardo Biliotti, ein renommierter Astrologe, gegeben. Der gottesfürchtige Filippo entzog sich nicht den Usancen der Zeit und hatte sich von Biliotti ein Horoskop erstellen lassen, das auch von anderen gelehrten Männern, darunter Marsilio Ficino, kontrolliert und bestätigt worden war. In diesem Horoskop hatte Biliotti nach eingehender Untersuchung der Konstellationen nicht nur den Ort des ersten Spatenstichs bestimmt, sondern auch den günstigsten Zeitpunkt für die Grundsteinlegung ausgemacht: den frühen Morgen des 16. August bei den allerersten Strahlen der Sonne. Die Sterne weissagten Filippo Glück beim Bau und höchste Zufriedenheit und Genuss für ihn als Bauherrn und für seine Nachkommen, da das Gebäude mit Leichtigkeit vollendet und von den Kennern geschätzt und gelobt werden würde. Doch wollte sich Filippo Strozzi nicht auf die Sterne allein verlassen, denn er war zutiefst davon überzeugt, dass die letzte Entscheidungbei Gott liege. Und so schrieb er unter die Weissagungen des Horoskops die Worte: «Es gefalle Gott, dass es so kommen möge.»
Die Grundsteinlegung fand, wie das Horoskop geraten hatte, am 16. August 1489 statt. Doch geben wir noch einmal Filippo Strozzi das Wort, der das lange ersehnte Ereignis in seinen Aufzeichnungen auf diese Weise beschrieb: «Am 16. August, genau in dem Augenblick, da die ersten Strahlen der Sonne hinter den Bergen hervortraten, warf ich im Namen Gottes, zum guten Beginn für mich und meine Nachkommen und für alle, die sich daran beteiligen werden, den ersten Stein in die Fundamente. Zur gleichen Stunde ließ ich von den Klosterbrüdern von San Marco eine Heilig-Geist-Messe singen, eine andere bei den Nonnen der Murate, eine weitere in meiner Kirche S. Maria in Lecceto und noch eine von den mir verpflichteten Klosterbrüdern dort, mit Gebeten an Gott, dass es ein guter Beginn sei für mich und meine Nachkommen und für alle, die den Bau fördern werden.»
Filippo Strozzis Bau erregte in Florenz enormes Aufsehen, die Menschen strömten herbei, um die riesige Baustelle zu besichtigen. Bei der Grundsteinlegung war auch Tribaldo de’ Rossi zugegen, der einen pittoresken Bericht darüber hinterlassen hat. Er war frühmorgens auf dem Weg zum Fleischer, drängte sich hinzu und kam neben Filippo Strozzi zu stehen, der zu ihm sagte: «Nehmt einen Stein und werft ihn hinein, und so machte ich es, und dann griff ich in seiner Gegenwart zum Beutel und warf einen alten Quattrino mit der Lilie herein. Er sagte, er wolle das nicht, aber ich warf ihn dennoch zur Erinnerung hinein, und er war’s zufrieden. Ich ging dann weg und befand mich mit Lorenzo und Giorgio im Laden gegenüber Santa Trinita, als ich beschloss, zur Erinnerung an das Ereignis meinen Sohn Guarnieri und meine Tochter Francesca holen zu lassen … und meine Frau Nannina schickte beide Kinder fein angezogen, und ich führte sie zu diesen Grundmauern, nahm Guarnieri auf den Arm und schaute nach unten und gab ihm einen Quattrino mit der Lilie, den er hineinwarf, und ein Rosensträußchen, das er in der Hand hatte, ließ ich ihn auch hineinwerfen. Ich sagte zu ihm: Erinnere dich immer daran, und er sagte Ja … Guarnieri war an diesem Tag vier Jahre und zwei Tage alt … und Nannina hatte ihm vor wenigen Tagen ein neues Röckchen aus grüngelb changierendem Taft gemacht.» FürRossi war die Grundsteinlegung ein Jahrhundertereignis, an dem er auch seine kleinen Kinder teilnehmen lassen wollte.
Nicht alle waren jedoch gleichermaßen begeistert. Luca Landucci zum Beispiel, der eine sehr anschauliche
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