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Die Strozzi

Die Strozzi

Titel: Die Strozzi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Walter
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Chronik über Vorfälle aller Art in Florenz zwischen der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und dem Beginn des 16. geschrieben hat, betrieb einen Spezereiwarenhandel. Sein Geschäft lag in nächster Nähe der Baustelle, seit 1490 nach einem Umzug sogar ihr genau gegenüber an der Via dei Legnaiuoli, sodass er Augenzeuge der Bauarbeiten wurde. Er beschrieb sie in allen ihren Phasen, wobei er sich über die damit verbundenen Belästigungen heftig beklagte: «… immerfort riß man noch die Häuser nieder, mit großer Zahl von Meistern und Handlangern, sodass alle Straßen ringsum von Bergen von Steinen und Kalkschutt eingenommen waren und von Maultieren, Eseln, die wegtrugen und beibrachten, sodass man mit Schwierigkeiten hier vorbeikam. Und wir anderen Gewerbetreibenden standen immerfort im Staub und wurden gestört durch Leute, die hier anhielten, um zuzusehen, und mancher auch, weil er mit seinen beladenen Lasttieren nicht vorwärtskam.»
    Die Organisation der Arbeiten war so komplex, dass Filippo eine eigene Verwaltung dafür schuf, die alles, was den Bau betraf, registrierte. In ihren Büchern sind alle Zahlungen für die Materialien und die Löhne einzeln aufgeführt, sodass die Arbeiten genauestens dokumentiert sind. Maurer und Steinmetzen, Zimmerleute und einfache Hilfsarbeiter wurden über Jahre hinweg in großer Zahl beschäftigt; zeitweise arbeiteten an die hundert Menschen am Bau. Es waren so viele, dass für sie eine Baracke am Corso degli Strozzi errichtet wurde, in der sie essen und schlafen konnten. Die Herbeischaffung der großen Mengen an Steinen aus den Steinbrüchen um Florenz geschah mithilfe von Ochsenkarren, die die Straßen verstopften, während der Abriss der alten Häuser und die Arbeiten am Palast die Anlieger jahrelang mit Lärm und Staub quälten.
    Unklarheit besteht indessen darüber, wer der Architekt war, die Rechnungsbücher geben keine sichere Auskunft darüber. Die Angabe Vasaris, dass Benedetto da Maiano die Pläne anfertigte, hat sich nicht dokumentieren lassen. Man nimmt aber an, dass er die ersten Entwürfe schuf; wir wissen ja, dass Filippo Strozzi die Dienste seiner Werkstatt gerne in Anspruch nahm. Seine dokumentierte Beteiligungam Bau erstreckt sich dagegen nur auf den Entwurf einiger Konsolen mit den Emblemen Filippo Strozzis sowie von bronzenen Laternen und Fackelhaltern für die Fassade, deren Ausführung der Bronzeschmied Niccolò dal Sodo, genannt Caparra, übernahm. Giuliano da Sangallo wurde erst nach dem Beginn der Arbeiten beauftragt, ein Holzmodell anzufertigen, das erhalten ist. Seine Vorschläge wurden aber offenbar nicht im Einzelnen befolgt. Der Eindruck ist, dass zur Zeit des Baubeginns nur sehr allgemeine Pläne vorlagen, die nach Filippo Strozzis Vorstellungen angefertigt wurden und möglicherweise vor allem die Gestaltung der Fassaden betrafen. Wie viele Bauherren der Zeit interessierte sich auch Filippo Strozzi für Architektur. Als er in den siebziger Jahren mit seinem Bruder Lorenzo über ein Grabmal für ihren verstorbenen Bruder Matteo diskutierte, schickte er zum Vorschlag einen von ihm selbst gezeichneten Plan nach Neapel. Den größten Anteil an der Ausführung des Baus hatte jedenfalls Simone del Pollaiuolo, genannt «il Cronaca», den auch Vasari nach Benedetto da Maiano als den Erbauer des Palasts bezeichnet. Cronaca war in der Tat, wie aus den Bauregistern hervorgeht, von 1490 bis zu seinem Tod in führender Position am Bau beteiligt. Er hatte offensichtlich die Oberleitung der Bauhütte.
    Mit seinem Grundriss von 53,56 x 39,62 Metern, seinen drei Geschossen, dem Innenhof, der Verkleidung mit Bossenquadern und dem von Vasari besonders gelobten, mächtigen Dachgesims ist Filippo Strozzis Gebäude ein Gegenentwurf zum Palast der Medici, den er sogar um fast acht Meter überragt. Doch besitzt er nicht den eleganten Charme, den jenes Frühwerk der Renaissance ausstrahlt. Mit seinen immer gleichen Fensterfronten und den drei zentralen Portalen wirkt der Strozzi-Palast wie ein Bollwerk in der Stadt, kompakt, abweisend und mächtig. Die Strozzi hatten Grund genug, sich zu verschanzen. Elegant war der Palast nur im Inneren mit seinem anmutigen Säulenhof und seinen schönen weiten Sälen.
    Während er sein Haus für die Lebenden baute, dachte Filippo Strozzi zugleich daran, sich ein Haus für den Tod zu schaffen. Seine Familie besaß seit langer Zeit eine Grabstätte in der Dominikanerkirche Santa Maria Novella, in der seine Großeltern, sein Vater,

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