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Die Strozzi

Die Strozzi

Titel: Die Strozzi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Walter
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anderen Räten übergeordnete Versammlung von 70 Bürgern, deren Zusammensetzung er kontrolliert hatte. An der Spitze der Fronde, der sich im weiteren Verlauf auch Lorenzo und Giovanni de’ Medici, zwei entfernte Cousins Pieros aus der Nebenlinie der Medici, anschlossen, standen Paolantonio Soderini und Bernardo Rucellai. Mit Soderini war Piero de’ Medici über seine Großmutter Lucrezia Tornabuoni verwandt, Bernardo Rucellai war als Gemahl von Lucrezia de’ Medici, der Schwester von Pieros Vater, sogar sein Onkel. Rucellai war zugleich aber auch der Sohn jenes Giovanni Rucellai, der als Schwiegersohn Palla Strozzis dessen langjähriger Sachwalter in Florenz gewesen war. Die Strozzi standen ihm ebenso nah wie die Medici.
    Paolantonio Soderini und Bernardo Rucellai schlossen, ohne Piero de’ Medici vorher zu informieren, zwei Heiratsverträge ab mit dem Ziel, auch die Strozzi auf ihre Seite zu ziehen. Fiammetta Strozzi, Filippos jüngste Tochter aus erster Ehe, wurde 1493 Tommaso, dem Sohn Paolantonio Soderinis, zur Frau gegeben, während Lorenzo Strozzi, Filippos und Selvaggias ältester Sohn, im Jahr darauf mit Bernardo Rucellais Tochter Lucrezia verlobt wurde. Fiammetta Strozzi hatte 1493 das kanonische Heiratsalter erreicht, dagegen waren Lorenzo und Lucrezia beide noch Kinder, was dem Heiratspakt einen außergewöhnlichen und für Piero de’ Medici beunruhigenden Charakter verlieh. Piero de’ Medici hätten, so Guicciardini, diese «parentadi» sehr aufgebracht, «da es ihm schien, dass die Verbindung zweier Männer von so großer Autorität mit einer Familie, die, obwohl ohne ‹stato› (ohne Anteil an den Regierungsämtern), doch wegen ihres Adels und Reichtums, der Vielzahl von Männern und ihrer Unzufriedenheit mit dem Regime den Versuch einleitete, ihm Widerstand entgegenzusetzen und ihm die Regierung abzunehmen». Guicciardini war freilich der Ansicht, dass Rucellai und Soderini mit diesem Schritt nicht weise gehandelt hätten. In der Tat standen diese beiden Ehebündnisse am Beginn großer Wirren, die im November 1494in der Vertreibung Piero de’ Medicis und seiner Brüder aus Florenz gipfelten. Die Motive Selvaggia Gianfigliazzis, den erst elfjährigen Lorenzo schon so früh an Lucrezia Rucellai zu binden, erklärt der schon erwähnte Francesco Zeffi so: Da ihren Söhnen ein Beschützer und Verteidiger gefehlt habe, habe sie trotz der geringen Mitgift der Braut in diese vorzeitige Ehe eingewilligt. Ihr einziges Ziel sei dabei gewesen, das Vermögen ihrer Kinder zu wahren. In der Tat lag die Mitgift Lucrezia Rucellais mit ihren 1260 Fiorini weit unter dem damaligen Durchschnitt.
    Als Lorenzo Strozzi 1503 endlich seine Hochzeit feierte, hatte Florenz turbulente Zeiten durchlebt. Die nach Piero de’ Medicis Vertreibung mit der Förderung des Dominikaners und begnadeten Bußpredigers Girolamo Savonarola eingerichtete populare Republik, die mit der Schaffung des Großen Rats auch den kleineren Handwerkern und Gewerbetreibenden eine Beteiligung an den Staatsgeschäften gewährte, war nach dem Feuertod des Frate im Jahr 1498 bestehen geblieben. Doch die vielfältigen außenpolitischen Probleme brachten die Stadt in große Bedrängnis, während im Inneren die Parteien wie so oft zerstritten waren. Mit dem 1494 erfolgten Einmarsch des französischen Königs Karl VIII. in Italien, der Ansprüche auf das Herzogtum Mailand und das Königreich Neapel erhob, war das Mitte des 15. Jahrhunderts mühsam errungene Gleichgewicht zwischen den fünf großen italienischen Staaten zusammengebrochen. In Italien bestimmten seitdem der König von Frankreich, der traditionelle Verbündete von Florenz, und der Kaiser die Richtung, und ihre ständigen Konflikte, die auf italienischem Boden ausgetragen wurden, wirkten sich sehr negativ auf die innen- und außenpolitische Stabilität von Florenz aus. Um die Regierung zu stärken, war deshalb 1502 Piero Soderini zum Gonfaloniere auf Lebenszeit gewählt worden, ein Mann, von dem man keine autoritären Tendenzen befürchtete, zumal als Gegengewicht der Große Rat bestehen blieb.
    In dieser prekären Situation feierte Lorenzo Strozzi in dem nun fast vollendeten Palast auf sehr prächtige Weise seine Hochzeit mit Lucrezia Rucellai. Von den Festlichkeiten gibt Francesco Zeffi, Lorenzos Biograf, der seine Informationen sicher von Augenzeugen erhielt, eine Beschreibung, die an jene erinnert, die Marco Parenti seinem Schwager Filippo Strozzi 1469 über die Hochzeit Lorenzode’

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