Die Strozzi
Alessandro –, der jedoch nach Ansicht vieler ein Sohn Kardinal Giulio de’ Medicis war. Beide waren noch Kinder, als der Herzog starb, und konnten dessen Stellung als Vertreter der Medici in Florenz nicht übernehmen. Leo X. schickte deshalb Kardinal Giulio dorthin, um die Stadt unter Kontrolle zu halten.
REPUBLIKANISCHE VERSUCHUNGEN
M it Kardinal Giulio de’ Medici war Filippo Strozzi seit der Heirat mit Clarice de’ Medici eng vertraut, und wie er einst der Freund Lorenzo de’ Medicis gewesen war, so wurde er jetzt auch wieder der Günstling des Kardinals. Er habe ihn zu jeder Stunde des Tags und der Nacht aufsuchen dürfen, schreibt sein Bruder, und bei mancher Gelegenheit sogar im gleichen Bett mit ihm geschlafen. Doch bekam das Verhältnis zu den Medici einen ersten Riss, als Leo X. Filippos Frau Clarice um die Erbschaft ihrer Mutter brachte.
Alfonsina Orsini war kurz nach dem Tod ihres Sohnes nach Rom zurückgekehrt. Filippo Strozzi hatte sehr unter seiner herrschsüchtigen und intriganten Schwiegermutter gelitten, die sich in Florenz gerne in die Regierung eingemischt hatte und ihn zu kommandieren pflegte. Zwar hatte sie sich sehr bei Leo X. verwendet, dass er das Amt des Depositars erhielt, aber dafür musste er auch ihren Lakaien spielen. «Ich bin jeden Morgen gezwungen, mit den Frauen die Passionsstationen abzulaufen, ihr könnt euch vorstellen, wie es mir geht!», schrieb er 1513 aus Rom genervt an seinen Bruder. Alfonsina Orsini war eine sehr vermögende, aber auch habsüchtige Frau und ihr Leben lang sehr auf Geld erpicht. «Sie hatte nichts anderes im Sinn, als Geld anzuhäufen», urteilte ein Florentiner Chronist. Von ihrer Mutter, der hochadligen Caterina di Sanseverino, hatte sie das Vermögen geerbt, und um die Rückgabe ihrer Mitgift, die sich auf 12.000 Dukaten belief, prozessierte sie lange und erfolgreich gegen die florentinische Republik. Sie war so reich, dass sie 1509 den immer um Geld verlegenen Medici ihr römisches Haus für 11.000 Dukaten abkaufen konnte – das Haus, aus dem der heutige Palazzo Madama hervorging. Hier wohnte sie in einem Teil selbst, den anderen bewohnte Kardinal Giovanni de’ Medici mit seinem familiären Anhang bis zu seiner Erhebungzum Papst. 1514 begann sie aber, in der Nähe dieses Hauses bei der Kirche Sant’Eustachio einen eigenen Palast zu bauen, für den wahrscheinlich Giuliano da Sangallo die Pläne machte. Der Bau war indessen noch nicht über das Erdgeschoss hinaus gediehen, als sie starb. Ihr Schwiegersohn meinte ironisch, dass sogar die Gelder, die sie für fromme Zwecke gab, mehr Gewinn abwarfen, als wenn sie diese zu Wucherzinsen verliehen hätte. Dies war sein Kommentar, als ihr bei den Bauarbeiten im Keller eines Hauses für von ihr bedachte Nonnen fünf bedeutende antike Statuen in die Hände fielen.
Alfonsina Orsini starb am 7. Februar 1520 nach kurzer Krankheit in Rom, wo sich zu dieser Zeit auch Filippo mit seiner Gemahlin aufhielt. Über ihren Tod gab er seinem vertrauten Freund Francesco Vettori sehr höhnisch Bericht. Niemand habe eine Träne über ihr Hinscheiden vergossen, da sie so toll gewesen sei, ausgerechnet während des Karnevals zu sterben – als, so war gemeint, alle nur Vergnügungen im Sinn hatten. Er selbst schickte ihr ein giftiges lateinisches Epitaph hinterher, das auf Deutsch lautet: «Der Alfonsina Orsini, deren Tod niemand, deren Leben jeder beklagte, dem Menschengeschlecht das erfreulichste und ersprießlichste Begräbnis.» Diese starken Worte waren nicht nur von Filippos eingewurzeltem Ressentiment diktiert, sondern noch mehr vom Ärger und der Enttäuschung darüber, dass Leo X. Alfonsinas Erbschaft eingezogen hatte.
Alfonsina hatte während ihrer Krankheit, überheblich, wie sie war, nicht geglaubt, sterben zu müssen, und deshalb auch kein Testament gemacht, nicht zuletzt weil, so Filippo, «Madama sich nicht für sterblich hielt». Leo X. wollte aber sichergehen und ließ ihr durch ihren Beichtvater nahelegen, doch ein Testament zu machen, was die Kranke nicht verweigerte. Sie unterschrieb willig das ihr vorgelesene Dokument, in dem sie allen Besitz Leo X. vermachte, und zwar als Restitution für die von diesem empfangenen Güter und Wohltaten. Sie bat nur, ihrer Enkelin Caterina ein Geschenk zu machen und ihrer Tochter Clarice die Hälfte ihrer Mitgift zu geben. Wäre Alfonsina ohne Testament verstorben, so hätten sich Clarice und Caterina dagegen die Erbschaft geteilt. Und diese war
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