Die Strozzi
beträchtlich: In ihrem Haus hatte Alfonsina 13.000 Dukaten in barer Münze gehortet, 3000 weitere lagen bei der Bank der Bini, ein paar weitere Tausend in der Hand von verschiedenen Personen. Dazu kam die ungeheure Mengevon Juwelen (Strozzi schätzte ihren Wert auf 30.000 Dukaten) und Gold und Silber in verschiedener Verarbeitung. Zusammen mit den Immobilien hatte die Erbschaft einen geschätzten Wert von 80.000 Dukaten. Leo X. ließ unverzüglich alles beschlagnahmen, nur etwas von dem Silbergeschirr überließ er seiner Nichte Clarice auf deren Bitten. Filippo Strozzi hoffte, wenigstens Immobilien für die Clarice zustehende Hälfte von Alfonsinas Mitgift zu erhalten, was sich aber auch als schwierig erwies. Schließlich wurde seiner Frau eine Besitzung außerhalb von Rom zugesprochen, das Kastell Lunghezza, das Alfonsina zwar für 20.000 Dukaten gekauft, aber erst zu etwa einem Drittel bezahlt hatte. Ihren im Bau befindlichen Palast in der Stadt, auf den Filippo spekuliert hatte, behielt der Papst lieber selbst.
Sebastiano del Piombo, Papst Clemens VII. (Giulio de’ Medici)
Alfonsina Orsini wurde in einem Bodengrab in der römischen Kirche Santa Maria del Popolo beigesetzt. Eine lateinische Inschrift, die Clarice de’ Medici veranlasste, preist ihre Vorzüge und drückt die Trauer der hinterbliebenen Tochter aus, der letzten des Geschlechts. Dieser Inschrift nach wurde Alfonsina achtundvierzig Jahre und zehn Monate und sieben Tage alt.
Man muss sich fragen, auf welche Weise Alfonsina dieses immense Vermögen anhäufen konnte, und der nicht unbegründete Verdacht drängt sich auf, dass sie am Pfründengeschacher beteiligt war und sich in Florenz Vermittlerdienste bezahlen ließ. Dass sie Benefizien besorgte, behauptet der Florentiner Chronist Bartolomeo Cerretani. Ein anderer Chronist berichtet, Alfonsina habe bei ihrer Abreise aus Florenz einen ganzen Schatz an Bargeld in Florentiner Münzen mitgenommen.Es scheint, dass sie auch öffentliche Mittel zu privaten Zwecken abzweigte. Dabei ist anzumerken, dass Filippo Strozzi auch in Florenz als Depositar der Staatskasse fungierte und Alfonsinas Bereicherungen auf Kosten der öffentlichen Finanzen wahrscheinlich deckte.
Zunächst aber konnte der ärgerliche Zwischenfall von Alfonsinas Hinterlassenschaft das Verhältnis zu Leo X. nicht ernstlich trüben, denn Filippo Strozzi war mit seinen Finanzen zutiefst in die der Kirche und der Medici involviert. Er hätte sich einen solchen Bruch gar nicht leisten können, ohne den Bankrott zu riskieren. Als dann auch der verschwenderische Leo X. am 1. Dezember 1521 starb, geriet er deshalb in große Schwierigkeiten, denn die Schulden, die der Papst hinterlassen hatte, waren immens und die päpstlichen Kassen leer. Filippos Geschäftsführer in Rom hatte zu viele Kredite an die Kurie vergeben, und es gab andere Ausfälle, sodass Filippo nur mit Mühe die Bank wieder stabilisieren konnte, indem er unter anderem viele Juwelen, die er zur Garantie von seinen Gläubigern erhalten hatte, verkaufte.
Auf die Nachricht vom Tod seines päpstlichen Cousins eilte Kardinal Giulio de’ Medici von Florenz nach Rom und wollte, dass auch Filippo ihn begleitete. Es gelang ihm indes trotz aller Manöver nicht, sich zum Nachfolger Leos X. wählen zu lassen. Doch schon nach einer kurzen Unterbrechung von zwei Jahren, in denen der Niederländer Hadrian VI. das Papstamt ausübte, konnte er als Clemens VII. den päpstlichen Thron besteigen (siehe Abb. Seite 168). Nach Florenz schickte er als seinen Vertreter Kardinal Silvio Passerini zusammen mit dem zwölfjährigen Ippolito, dem natürlichen Sohn Giuliano de’ Medicis, dem später noch Alessandro, der zweite Bastard, beigesellt wurde. Die beiden Knaben sollten dereinst in Florenz das Erbe der Medici antreten – eine Aussicht, der Strozzis Gemahlin sehr wenig Geschmack abgewinnen konnte.
Nach der Wahl Clemens’ VII. wohnte Filippo Strozzi mit seiner Familie wieder lange in Rom, um die finanziellen Transaktionen mit der Kurie besser kontrollieren zu können und andere Vorteile herauszuschlagen. Er hoffte unter anderem auf einen Kardinalshut für seinen ältesten Sohn Piero, den er schon als Knaben im geistlichen Gewand herumlaufen ließ, aber Clemens VII. ließ sich zu seinem Ärger nicht dazu bewegen. Als der Papst sich dann skrupellos seiner eigenenPerson für seine politischen Schachzüge bediente, trieb er Filippo Strozzi in die Nähe derer, die Florenz von der Herrschaft der
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