Die Strozzi
für Eure Freigebigkeit, da ich einen leichten Geiz darin fand.»
Die zynische Behandlung, die er von Clemens VII. erfuhr, trieb Filippo Strozzi 1527 endgültig in das Lager derer, die entschlossen waren, der Herrschaft der Medici in Florenz ein Ende zu setzen. Das Regiment, das Kardinal Passerini für Clemens VII. führte, war ausmehreren Gründen bei vielen unbeliebt. Passerini stammte aus Cortona, und man monierte, dass ein Mann aus einer unterworfenen Stadt in Florenz kommandierte. Es wurde auch bemängelt, dass zwei Bastarde das Erbe der Medici antreten sollten, da es doch auch legitime Nachkommen gab, mit dem Namen Medici oder nicht: Besonders Filippo Strozzis Gemahlin Clarice, die Tochter Piero de’ Medicis und Enkelin Lorenzos des Prächtigen, konnte sich nicht damit abfinden. Entscheidend aber wurde die katastrophale Lage, in die sich Clemens VII. im Konflikt zwischen Karl V. und Franz I. von Frankreich hineinmanövriert hatte.
Franz I. war im Kampf um das Herzogtum Mailand in der Schlacht von Pavia 1525 in die Hände Karls V. gefallen. Der König gewann 1526 seine Freiheit zurück, indem er im Frieden von Madrid auf seine Ansprüche auf Mailand, Genua und Neapel, das ein Teil von Karls V. spanischem Erbe war, sowie auf andere Territorien außerhalb von Italien verzichtete und zwei Söhne als Geiseln stellte. Aber er hatte nicht die Absicht, Wort zu halten. Clemens VII. verbündete sich mit ihm in der Heiligen Liga von Cognac (Mai 1526), der auch Venedig und Florenz beitraten. Im Gegenzug zogen kaiserliche und spanische Truppen von der Lombardei aus gegen Rom und das mit dem Papst verbündete Florenz. Am Ende stand die grausame Plünderung der Ewigen Stadt durch diese Soldateska im Mai 1527.
Ein Vorspiel davon erlebte Clemens VII. schon im Jahr zuvor. Während der Krieg in Norditalien weiterging und die Verbündeten der Liga (vergeblich) versuchten, Mailand zurückzuerobern, rebellierten im September 1526 in Rom die Colonna mit kaiserlicher Rückendeckung gegen den Papst. Der Emissär Karls V., Ugo de Moncada, hatte vergeblich versucht, Clemens VII. zu einem Frieden mit dem Kaiser zu überreden, und war nach dem Scheitern der Mission zu den Colonna gegangen, deren ausgedehnte Besitzungen im Süden von Rom an das Königreich Neapel angrenzten. Als die Colonna mit ihren Söldnern sich dem Vatikan näherten, flüchtete der Papst in letzter Minute in die Engelsburg; Filippo Strozzi und sein Berater Gianmatteo Giberti hatten ihn geradezu zwingen müssen, sich in dem Kastell zu verschanzen. Der Vatikanpalast und Sankt Peter wurden geplündert. Angesichts dieser Katastrophe schloss Clemens VII. am 22. September 1526 mit Moncada einen viermonatigen Waffenstillstand. Dieser sahvor, dass der Papst bis zur Ausführung der Bestimmungen zwei Geiseln stellen musste. Eine dieser Geiseln war Filippo Strozzi, der nicht nur mit dem Leben, sondern auch mit seinem Vermögen haftete.
Moncada brachte ihn nach Neapel, wo er unter ehrenhaften Bedingungen in der königlichen Residenz Castelnuovo festgehalten wurde. Einige Versuche des Papstes, Filippos Freilassung zu erreichen, scheiterten. Jede Hoffnung auf ein Ende der Geiselhaft verschwand jedoch, als Clemens VII. im November den Waffenstillstand brach, gegen die Colonna zog und zum Krieg gegen Neapel rüstete. Filippos Frau Clarice geriet in höchste Besorgnis und ließ sich, da sie leidend war, auf einer Tragbahre von Florenz nach Rom bringen, um Clemens VII. zu bestürmen, Frieden zu schließen und ihren Gemahl zu retten – ohne Erfolg. In Neapel wurden die Haftbedingungen verschärft, Filippo begann um sein Leben zu fürchten. Ende des Jahres war allgemein klar, nur nicht Clemens VII. selbst und seinen Beratern, dass die Lage des Papsts aussichtslos war. Ein kaiserlich-spanisches Heer von ausgehungerten, marodierenden Söldnern, darunter die berüchtigten Landsknechte des Georg von Frundsberg, schickte sich an, nach Süden in Richtung Rom aufzubrechen. Filippo Strozzi war in seiner Geiselhaft nicht isoliert. Er stand in Verbindung mit neapolitanischen Kreisen, ja mit Ugo de Moncada selbst, und war deshalb über die bedrohliche Entwicklung der Lage sehr gut unterrichtet. Seine Briefe an den Bruder und seine Freunde zeugen von wachsender Besorgnis. «Das Boot von St. Peter ist am Sinken. Es ist Zeit, einen Teil über Bord zu werfen, um den Rest mit den Personen zu retten», schrieb er am 30. Dezember 1526 an Francesco Vettori in Rom. Er warf
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