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Die Strozzi

Die Strozzi

Titel: Die Strozzi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Walter
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über die Entwicklungen der letzten Tage und forderte ihn auf, nach Florenz zurückzukehren. Er sah die entstandene Lage eher kritisch, «maior pars meliorem vicit», der größere Teil habe über den besseren gesiegt, urteilte er, und kurz gesagt: «Die Macht über die Stadt ist in ihrer Hand.» Die Medici hätten aber alle Ausschreitungen des Volks gegen diejenigen, die sich nicht gleich für sie erklärt hatten, verhindert. Deshalb bestehe jetzt auch keine Gefahr mehr für ihn. Und um seiner Forderung Nachdruck zu geben, erinnerte er seinen Bruder daran, dass sich das Vermögen bei Anwesenheit besser bewahren lasse als bei Abwesenheit. Filippos zögerliche Haltung und die abwartende Taktik seiner Brüder (Alfonso war ein überzeugter Anhänger Soderinis gewesen) wie auch die Zurückhaltung der anderen Strozzi blieben nicht ohne Folgen. Kein einziger Strozzi wurde in die von den Medici kontrollierte Balìa noch in andere wichtige Gremien gewählt. Das Misstrauen der Medici gegenüber den Strozzi wartrotz der Verschwägerung immer noch nicht erloschen. Ein Verwandter soll nach Lorenzo Strozzis Bericht Filippo sogar wütend aufgefordert haben, seine Clarice wieder nach Hause zu schicken. Allmählich besserte sich dies dank Filippos Verwandtschaft mit den Medici, und die Strozzi kamen wieder in die Ämter, die freilich inzwischen viel von ihrer Autonomie eingebüßt hatten.
    Filippo ergab sich ins Unabänderliche und pflegte die Beziehungen zu den Angehörigen seiner Frau, die sich wieder in ihrem Palast eingerichtet hatten. An der Spitze einer Delegation von Männern aus dem Hause Strozzi machte er dem Kardinal seine Aufwartung nach dessen Rückkehr aus Prato. Als Papst Julius II. am 21. Februar 1513 starb und eine neue Papstwahl anstand, nahm ihn Giovanni de’ Medici mit nach Rom. Er hoffte, so schreibt Lorenzo Strozzi, sich der Kreditwürdigkeit Filippos zu bedienen. Es ist wahrscheinlich, dass Filippo seine Kandidatur auf den Papstthron finanziell unterstützte, nämlich die nötigen Bestechungsgelder zur Verfügung stellte. Die Wahlmanöver hatten Erfolg: Am 11. März 1513 wurde Giovanni de’ Medici zum Papst gewählt und nahm mit Anspielung auf das florentinische Wappentier, den Löwen, den Namen Leo X. an. Damit begann das Leben Filippo Strozzis im Dienst der Medici, denen er Höfling und Financier zugleich sein sollte. Filippo erfüllte beide Erwartungen – nicht nur zu seinem Vorteil und Vergnügen. Es folgten für ihn rastlose Jahre, in denen er zwischen Rom und Florenz hin und her hastete, um den Wünschen und Aufträgen der Medici nachzukommen, ohne dabei die eigenen Geschäfte zu vernachlässigen.
    Während Filippo in Rom darauf wartete, vom Papst einträgliche finanzielle Pfründen und Ämter zu erhalten – das des Depositars der päpstlichen Kammer, das die Medici reich gemacht hatte, wurde ihm erst im Juni 1515 übertragen –, übernahm sein Schwager Lorenzo de’ Medici die Stelle des Vertreters der Medici in Florenz mit der Aufgabe, die Stadt unter Kontrolle zu halten. Giuliano de’ Medici hatte es vorgezogen, am Hof seines päpstlichen Bruders zu leben, und Giulio de’ Medici kehrte ebenfalls nach Rom zurück, nachdem Leo X. ihn gleich nach seiner Wahl zum Kardinal erhoben hatte. Lorenzo de’ Medici, der Sohn Pieros und der herrischen römischen Adligen Alfonsina Orsini, die ihren Sohn dominierte, hielt nichts mehr von den sanften Methoden, mit denen seine Vorfahren ihr autoritäresRegime bemäntelt hatten. Er ließ sich zum Generalkapitän des Florentiner Heers ernennen, ein Amt, das neu für ihn geschaffen wurde, und zeigte herrschaftliche Allüren, besonders seit sein päpstlicher Onkel ihm auf Drängen seiner Mutter das Herzogtum Urbino übertragen hatte, das allerdings noch militärisch Francesco Maria della Rovere entrissen werden musste. Raffaels Bildnis zeigt ihn im Prunkgewand (siehe Abb. rechts).
    Raffael, Bildnis des Lorenzo de’ Medici, Herzog von Urbino, Bruder von Clarice de’ Medici und Schwager Filippo Strozzis
    Filippo Strozzi wurde sein engster Freund und Berater – Lorenzo de’ Medici, so heißt es, hätte ihn am liebsten immer um sich gehabt. Filippo entzog sich dieser Umklammerung nur schwer, obwohl ihm, schreibt sein Bruder, das Hofleben verhasst war. Jagd und Pferde hätten ihm nichts bedeutet, dagegen sei er wegen der Höflingspflichten gezwungen gewesen, seine Studien und selbst seine Geschäfte zu vernachlässigen. Natürlich hatte Lorenzo Strozzi im

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