Die Strozzi
sich fiebrig ans Werk, indem er die Stadttore und Stadtmauern verstärkte. Wie mehrere Zeichnungen bezeugen, plante er auch den Bau einer neuen mächtigen Festungsanlage bei der Porta del Prato d’Ognissanti. Um die Mauern besser verteidigen zu können, wurden alle Gebäude im Umland der Stadt niedergerissen, Villen, Klöster und Kirchen fielen der Spitzhacke zum Opfer. Aber Hungersnot und Seuchen, nicht die militärische Niederlage, zwangen die Stadt im Sommer 1530 zur Kapitulation, die am 12. August unterzeichnet wurde. Florenz ergab sich Karl V., aber im Kapitulationsvertrag wurde der Stadt ihre alte Freiheit zugesichert. Einer der florentinischen Unterhändler und Unterzeichner der Kapitulation war Lorenzo Strozzi.
«DER REICHSTE KAUFMANN
DER CHRISTENHEIT»
F ilippo Strozzi hatte im Sommer 1529 Lyon verlassen und sich in Marseille nach Italien eingeschifft. Auf dem Weg in die Hafenstadt hatte er auch, wie so viele literarisch Gebildete jener Zeit, dem Petrarca-Kult gehuldigt und Avignon und Vaucluse besucht, wo der Dichter lange gelebt und seinen
Canzoniere,
das Denkmal seiner Liebe zu Laura, angesiedelt hatte. In Genua machte er Karl V. seine Aufwartung, dann ging er nach Lucca, wohin er auch seine Kinder holte, um aus sicherer Entfernung die lange Belagerung seiner Heimatstadt zu verfolgen. Im Herbst befiel ihn dort eine schwere Krankheit, von der er sich nur sehr langsam erholte. Am 29. November schrieb er dem Freund Francesco Vettori im gewohnt scherzhaften Ton: «Mehrere Tage war ich im Zweifel, ob ich auf dieser Welt bleiben oder in die andere hinübergehen sollte. Schließlich habe ich mich entschlossen, noch eine Weile bei Euch zu bleiben, denn ich bin nun außer Gefahr und auf dem Weg zur Genesung. Aber es ist schon wahr, dass die Besserung so langsam fortschreitet, dass ich fürchte, erst im Frühjahr wieder gänzlich gesund zu sein und meine früheren Kräfte zurückgewonnen zu haben.» Während der Krankheit erhielt er den Besuch seines Bruders Lorenzo, der in Florenz ausharrte und eine Genehmigung gebraucht hatte, um die Stadt zu verlassen. Sein Siechtum erlaubte es Filippo indessen auch, den Einladungen Clemens’ VII. und der florentinischen Regierung, die beide seine finanzielle Hilfe wünschten, nach Rom bzw. nach Florenz zu kommen, auszuweichen.
Nach dem Fall von Florenz kehrte er wie viele andere der von der Republik Verstoßenen in die Stadt zurück, die nur auf ausdrückliche Anweisung des Kaisers von Zerstörung und Plünderung verschont blieb. Aber Florenz lag am Boden. In der Stadt herrschten Not undHunger, das Umland war zerstört, und viele der Einwohner waren geflohen. Dennoch begann nun die große Säuberung, die Zurückgekehrten kannten kein Pardon, und Filippo Strozzi war sogar einer der Unerbittlichsten von ihnen. Mehrere Repräsentanten der popularen Republik landeten auf dem Schafott, andere wurden verbannt. Auch Alfonso Strozzi wurde ins Exil nach Vicopisano geschickt. Eine neue Verfassung in der Art jener, die vor 1527 bestanden hatte, wurde beschlossen, der Große Rat abgeschafft. Am 28. Oktober 1530 erließ Karl V. in Augsburg ein Dekret, das den Florentinern Verzeihung gewährte, ihnen die Privilegien und Freiheiten bestätigte und Alessandro de’ Medici zum erblichen Oberhaupt der Republik bestimmte. Die heimgekehrten Optimaten machten sich Hoffnungen, dass sie wie vor 1527 in Gemeinschaft mit den Medici würden regieren können.
Filippo Strozzi wurde am 20. September 1530 zu einem der «Ufficiali dell’Abbondanza» bestellt, der Behörde, die für die Versorgung der Stadt zuständig war, deren Verantwortliche aber auch das nötige Geld für den Kauf der Güter vorzustrecken hatten. Die Versorgungslage war kritisch, da die Stadt drei Monate lang von jeder Zufuhr abgeschnitten gewesen war. Auch waren immense Summen nötig, um die Forderungen des Belagerungsheeres für den Abzug zu erfüllen. Filippo Strozzi gewährte auch für diesen Zweck der Stadt hohe Darlehen. Dabei hatte er selbst den Krieg um Florenz mitfinanziert. Zwischen 1529 und 1531 liehen er und sein Kompagnon Bindo Altoviti, einer der bedeutendsten Bankiers in Rom und Florentiner auch er, Clemens VII. an die 190.000 Dukaten, die nur ungenügend von den gewährten kirchlichen Einnahmen, Ämtern und Pfründen garantiert und kompensiert waren.
Nach der Kapitulation von Florenz wurde Filippo Strozzi eine Art Verbindungsmann zwischen Florenz und dem Papst, dessen Wünsche für eine Umgestaltung der
Weitere Kostenlose Bücher