Die Strozzi
Clemens VII. Verblendung vor.
Inzwischen war auch in Florenz die Sorge gestiegen, in den Ruin des Papstes, dessen Verbündete die Stadt war, mit hineingerissen zu werden, und einige Bürger begannen, eine Vertreibung der Medici ernsthaft ins Auge zu fassen. Anfang 1527 nahmen einige von denen, die 1522 verbannt worden waren, Kontakt mit Filippo Strozzi auf, darunter Battista della Palla und Zanobi Buondelmonti, alte Freunde und eifrige Teilnehmer an den Gesprächen in den «Orti Oricellari»; Buondelmonti war einer von den beiden, denen Machiavelli die
Discorsi
gewidmet hatte. Ihnen berichtete Strozzi unter anderem im Januar 1527, dass er Livius und Aristoteles lese, Ersteren, um praktischeAnweisungen zu gewinnen, den Griechen wegen seiner Auffassung der staatsbürgerlichen Tugenden. Machiavellis Lektionen hatten also auch ihn berührt. Es wurden Pläne geschmiedet, wie die Medici aus Florenz zu vertreiben seien. Filippo Strozzi plante sogar, den Neapolitanern eine Kaution von 50.000 Dukaten zu stellen, um den Umsturz in Florenz vorzubereiten. Dazu kam es nicht. Er wurde freigelassen, als Clemens VII., in die Enge getrieben, im März 1527 einen Waffenstillstand mit seinen Gegnern schloss. Dem Papst gegenüber leugnete Filippo Strozzi seine konspirativen Kontakte ab, als er nach Rom zurückkam. Da aber war das kaiserlich-spanische Söldnerheer unter der Führung von Karl von Bourbon schon nicht mehr weit von Rom entfernt. Kurz bevor es in die Stadt eindrang, floh Filippo Strozzi Anfang Mai mit seiner Gemahlin aus Rom, um sich in Civitavecchia nach Livorno einzuschiffen. In der Heimat wartete man schon dringend auf sie.
Angesichts der bedrohlichen Lage hatte in Florenz die Opposition gegen die Medici von vielen Seiten Zulauf gewonnen. Unter den führenden großen Bürgern, den Optimaten, stellte sich Niccolò Capponi, ein Schwager von Lorenzo und Filippo Strozzi, an die Spitze der Bewegung, aber auch bei den einfacheren Bürgern, die dem Großen Rat nachtrauerten, wuchs die Wut gegen die Medici. Die Kriegssteuern waren in unerträgliche Höhen geschnellt, und drohend näherte sich der Stadt das plündernde Söldnerheer Karls V. In dieser Situation kam es am 26. April zum sogenannten «Freitagstumult», als Kardinal Passerini die Stadt verlassen hatte, um mit den Kommandanten der feindlichen Truppen zu verhandeln. Eine große Menge von Bürgern aller Couleur versammelte sich und besetzte mit dem Ruf «Volk und Freiheit» den Palazzo della Signoria. Die Regierung trat unter dem Druck der empörten Menge eilig zusammen und beschloss die Vertreibung der Medici und die Wiederherstellung der vor 1512 geltenden Verfassung. Jedoch war die Stadt unverteidigt geblieben, sodass Kardinal Passerini, begleitet von Truppen, unbeschadet zurückkehren konnte und die Lage wieder in die Hand nahm. Einige Bürger, darunter Lorenzo Strozzi, entschuldigten sich bei ihm für den Zwischenfall. Als die Florentiner von der Plünderung Roms erfuhren, war die Bestürzung groß. Am 11. Mai war Filippo mit seiner Familie in Livorno an Land gegangen und am Abend in Pisa eingetroffen. Daer die momentane Situation in Florenz nicht kannte, fragte er bei seinem Bruder an, ob es opportun sei, sofort dorthin zu kommen. Nach allem, was er von Clemens VII. erlitten habe, sei er bereit, den Aufstand anzuführen. Zunächst aber schickte er seine Frau vor.
Als Clarice de’ Medici nach Florenz kam, empfing sie die Umsturzwilligen im Strozzi-Palast und ermutigte sie. Am Tag darauf ließ sie sich zum Medici-Palast tragen, wo sie, begleitet von Niccolò Capponi und Francesco Vettori, mit Kardinal Passerini zusammentraf und ihn und Ippolito de’ Medici zum Verlassen der Stadt aufforderte. Ihre Vorfahren, warf sie ihnen vor, hätten nicht wie sie auf tyrannische Art, sondern immer nur mit Zustimmung des Volks regiert. Die flammende Rede, die ihr der Geschichtsschreiber Benedetto Varchi in den Mund legt, hat sie in dieser Form sicher nicht gehalten, aber die Unterredung muss sehr stürmisch verlaufen sein und wurde durch einen Büchsenschuss beendet, der Clarice zur Flucht aus einer Hintertür zwang. Daraufhin schickte sie ihre Kinder aus der Stadt, um sie in Sicherheit zu bringen, und auch Capponi und Vettori zogen es vor, Florenz zu verlassen. In einer Villa Capponis vor der Stadt berieten sie sich mit Filippo Strozzi, der aus Pisa gekommen war, während Clarice am nächsten Tag noch einmal zu Kardinal Passerini ging, der in ihrem Beisein eine Botschaft
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