Die Strozzi
Oberherrschaft zu bringen. Franz I. von Frankreich war indessen nicht gewillt, auf Mailand und seine Ansprüche auf Neapel zu verzichten, die in die Zeiten Karls I. von Anjou zurückreichten. Schon am 29. Mai 1527 verbündete er sich mit England zur Befreiung des Papsts, am 18. August schloss er sich mit England, Venedig und Florenz zu einer Liga gegen Karl V. zusammen. Bereits im Juli fielen französische Truppen in Norditalien ein, wenig später näherte sich ein französisches Heer auch der neapolitanischen Grenze. Inzwischen verhandelte Clemens VII. mit den kaiserlichen Abgesandten über das Ende seiner Haft. Im Vertrag, der im November 1527 zustande kam, verpflichtete sich Karl V., den Papst freizulassen und ihm den Kirchenstaat zurückzugeben, verlangte aber von Clemens VII. strikte Neutralität im Konflikt mit der Liga. Doch einen Tag bevor er aus seinem Gefängnis in der Engelsburg befreit werden sollte, flüchtete Clemens VII. nach Orvieto. Von hier aus dankte er Karl V. für seine Freilassung, zugleich schickte er aber auch ein Dankesschreiben an Franz I., treu seiner gewohnten Schaukelpolitik zwischen den beiden Mächten. Ende Januar 1528 erklärte die Liga Karl V. offiziell den Krieg. Das republikanische Florenz, dessen Herz traditionell für die Franzosen schlug, stellte dem französischen Feldherrn Odet de Foix, Vicomte de Lautrec, 4000 Mann zur Verfügung, während Franz I. Clemens VII. drängte, sich offen auf seine Seite zu stellen. Dieser aber wartete den Ausgang des Kriegs, der Italien von Nord bis Süd verwüstete, in Viterbo ab.
Der Einfall ins Königreich Neapel endete mit einer Katastrophe für die Franzosen. Lautrec, der General der französischen Truppen, starb bei der Belagerung von Neapel im August 1528 wie auch viele seiner Soldaten an der Pest. Die spanische Herrschaft wurde grausam wiederhergestellt, und Clemens VII. war wiederum gezwungen, sich mit Karl V. zu einigen. Auf dessen Wunsch kehrte er im Oktober nach Rom zurück, das in Trümmern lag. Im Juni 1529 erlitten die Franzosen auch in Oberitalien eine vernichtende Niederlage, und am 29. des gleichen Monats schlossen Clemens VII. und Karl V. den Vertrag von Barcelona, durch den der Papst den Kirchenstaat zurückerhielt. Zugleich verpflichtete sich der Kaiser, die Medici mit Waffengewalt nach Florenz zurückzuführen und seine uneheliche Tochter Margarethe, die damals erst sieben Jahre alt war, Alessandro de’ Medici, dem mutmaßlichen Sohn Clemens’ VII., zur Frau zu geben. Im Frieden von Cambrai vom 5. August 1529 zwischen Karl V. und Franz I. verzichtete der französische König (einstweilen) auf seine Ansprüche in Italien. Seine italienischen Verbündeten, Florenz, Venedig und Ferrara, wurden in den Frieden nicht miteingeschlossen und damit der Vergeltung Karls V. ausgeliefert. Im August 1529 landete dieser in Genua mit der Absicht, sich von Clemens VII. zum Kaiser krönen zu lassen, was am 24. Februar 1530 im Dom von Bologna geschah. Unter den Festgästen befanden sich auch Ippolito und Alessandro de’ Medici, die schon nach Genua geeilt waren, um den Kaiser bei seiner Ankunft in Italien zu begrüßen. Die Dinge standen nicht gut für Florenz, wo man die Nachricht vom Frieden von Cambrai, der die Stadt des französischen Schutzes beraubte, mit Bestürzung aufgenommen hatte. Eine florentinische Gesandtschaft, der auch Matteo Strozzi und Niccolò Capponi angehörten, wurde in Genua von Karl V. ungnädig empfangen. Capponi starb auf dem Rückweg, Matteo Strozzi hielt es für klüger, nicht nach Florenz zurückzukehren. Im Oktober begann die Belagerung von Florenz, um das in Barcelona vereinbarte Programm durchzusetzen.
Florenz wehrte sich mit den Kräften der Verzweiflung und hielt zehn lange Monate der Umzingelung stand. Michelangelo Buonarroti, selbst ein glühender Republikaner von savonarolisch-reformatorischer Gesinnung, war schon im April 1529 die Leitung der Befestigungsarbeiten übertragen worden. Michelangelo hatte gezögert undwar für kurze Zeit sogar nach Venedig geflohen, denn Clemens VII. war sein wichtigster Auftraggeber, und sich gegen ihn zu stellen brachte den Künstler in Konflikt. Der Papst hatte ihn 1527 mit der Revision der Befestigungsanlagen von Bologna betraut und ihm die Ausführung der Grabmäler für Giuliano und Lorenzo de’ Medici in der Neuen Sakristei von San Lorenzo übertragen. Dann aber überwog Michelangelos patriotischer Sinn. Er kehrte zurück und machte
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