Die Strozzi
galt. Ein Bildnis aus diesen Jahren, von einem unbekannten Künstler gemalt, zeigt ihn als einen bärtigen Mann in reiferem Alter mit markanten Zügen, der einen vornehmen, mit Pelz gefütterten Mantel trägt (siehe Abb. Seite 183).
Ein Jahr nach diesen Umwälzungen, dank derer die Strozzi wieder eine gewisse Macht in Florenz erlangten, musste Filippo auf Wunsch Clemens’ VII. noch einmal weit den Beutel öffnen. Es ging um die Verheiratung von Caterina, der legitimen Tochter Lorenzo de’ Medicis, deren Eltern beide kurz nach ihrer Geburt gestorben waren. Die Großmutter Alfonsina Orsini hatte den Säugling im Herbst 1519 mit nach Rom genommen, aber dann starb Anfang 1520 auch sie. Wohin also mit dem Kind? Papst Leo X. übernahm die Vormundschaft, aber wer sollte es aufziehen? Die mütterlichen Verwandten ließen nur insofern von sich hören, als Franz I. nach Lorenzo de’ Medicis Tod gegen die Vereinigung des Herzogtums Urbino mit dem Kirchenstaat protestierte: Urbino gehöre Caterina, die er als seine Tochter betrachte. In den ersten Tagen nach Alfonsinas Tod nahm sich die Tante Clarice de’ Medici, damals in Rom, der kleinen Caterina an, aber da sie selbst viele Kinder hatte, drängte sie sich nicht danach, auch ihre Nichte großzuziehen. «La Duchessina», die kleine Herzogin, wie Caterina genannt wurde, verbrachte ihre ersten Jahre in Rom unter der Fürsorge ihrer weltlichen und geistlichen Verwandten, bis Clemens VII. beschloss, sie im Juni 1525 zusammen mit dem jungen Alessandro de’ Medici nach Florenz zu schicken. Sein Plan ging dahin, sie mit Ippolito de’ Medici zu verheiraten, «um das Vermögen in der Familie zu halten», wie Filippo Strozzi diesen Beschluss kommentierte.
Während der Wirren von 1527, die zur Vertreibung der Medici-Knaben aus Florenz führte, suchte Kardinal Passerini Caterina mitzunehmen, aber die Florentiner Regierung schickte Bewaffnete, um sie zurückzuholen. Sie kam ins Kloster Santa Lucia und nach einigem Hin und Her zu den Nonnen der «Murate», die sich oft um die Erziehung vornehmer junger Mädchen kümmerten. Hier hatte auch dieberühmte Caterina Sforza, einst Herrin von Forlì, dann Ehefrau des Giovanni de’ Medici, als Witwe gelebt, und in deren Zelle zog nun Caterina ein. Die Nonnen liebten das Mädchen wegen seines liebenswürdigen Wesens sehr. Doch die politischen Konflikte und der Krieg machten auch vor den Klostertoren nicht halt. Der Tod Clarice de’ Medicis im Mai 1528 beraubte Caterina ihrer nächsten Angehörigen, der Tante, die sich in all der Zeit immer um sie gekümmert hatte. Als dann auch Filippo Strozzi die Stadt verließ, wurde sie zum Faustpfand, das sowohl der Papst als auch die Republik für sich beanspruchten. Clemens VII. hätte Caterina gerne wieder in die Hände bekommen, um sie auf dem diplomatischen Schachbrett einzusetzen, doch die republikanische Regierung verteidigte erbittert ihren Besitz und lehnte die Bitten des Papstes, sie nach Rom zu schicken, ab.
Als es 1529 zum Krieg kam, beschloss die Florentiner Regierung, sie in ein anderes Kloster zu bringen, um sie dort besser verwahren zu können; man fürchtete, dass Clemens VII. sie entführen lassen wollte. Die kleine Caterina soll sich, nach einer späteren Chronik des Klosters, mit Händen und Füßen gegen diese Verlegung gewehrt haben. Sie erklärte, hier Nonne werden zu wollen, und schnitt sich verzweifelt sogar die Haare ab, um im Kloster bleiben zu können. Aller Widerstand war jedoch vergeblich, das Mädchen musste das Kloster, das ihr Heim geworden war, verlassen. Inzwischen plante Clemens VII. die verschiedensten Heiraten für sie und versprach sie diesem und jenem zur Frau: dem Herzog von Urbino wie Philibert von Oranien, dem Oberbefehlshaber des kaiserlich-päpstlichen Heers gegen Florenz. Für ihre Hand interessierte sich auch Franz I. von Frankreich, der Caterina mit einem seiner Söhne vermählen wollte, um den ganz auf die kaiserliche Seite getretenen Papst wieder für sich zu gewinnen.
Schon während des unglücklichen neapolitanischen Feldzugs von 1527 hatte Franz I. davon geträumt, seinen dritten Sohn, den Grafen von Angoulême, zum König von Neapel zu machen und mit Caterina zu verheiraten. Dann kam eine französische Heirat für sie 1529 wieder ins Gespräch. Konkretere Vorschläge wurden erst 1530 gemacht, als Kardinal Gabriel de Gramont Clemens VII. eine solche Verbindung vorschlug. Caterina sollte Heinrich von Valois, dem zweiten Sohn des Königs
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