Die Strozzi
Republik in ein erbliches Fürstentum unter den Medici er der Florentiner Oligarchie überbringen und schmackhaft machen sollte. Diese undankbare Rolle wie auch seine Teilnahme an den Vergeltungsmaßnahmen gegen die Anhänger der popularen Republik entschuldigt sein Bruder Lorenzo damit, dass Filippo, in die päpstlichen Finanzen bis über den Hals verstrickt, sich von Clemens VII. seine Beteiligung 1527 an der Vertreibung der Medici habe verzeihen lassen müssen, denn der Papst habe ihm diesen Verratnie vergeben. Filippo Strozzi selbst schob bei seiner Rechtfertigung die Initiative seiner verstorbenen Frau Clarice zu, diese habe dabei jedoch stets nur das Wohl ihrer Familie im Sinn gehabt. Lorenzo Strozzi fügt hinzu, dass sein Bruder die Rolle als Mittelsmann des Papstes und Vollstrecker seiner Pläne nur ungern übernommen habe, denn er sei im Herzen immer ein Anhänger der Republik gewesen. Sicher ist jedoch, dass die Republik, die Filippo sich wünschte, keine populare war.
Giorgio Vasari, Bildnis des Alessandro de’ Medici als Herzog von Florenz im Harnisch und mit dem Kommandostab des obersten Feldherrn. Es wurde 1534 gemalt, im selben Jahr, in dem mit dem Bau der Fortezza da Basso begonnen wurde.
Schon im Oktober 1530 ging Filippo Strozzi zurück nach Rom, um im Auftrag der neuen Regierung mit Clemens VII. über eine Liste von Namen zu verhandeln, die wegen ihrer Vertrauenswürdigkeit für die Ämter infrage kamen. Ein neues Auswahlverfahren und die Auslese der Wahlbeauftragten, der Accoppiatori, fand in diesem Sinne Anfang 1531 statt. Die republikanischen Strukturen blieben wenigstens formell noch erhalten. Alessandro de’ Medici, der bestellte Herzog, kam im Juli 1531 nach Florenz (siehe Abb. oben). Bei seinem Empfang wurde das Dekret Karls V., das ihn zum Oberhaupt der Republik mit dem Titel eines Herzogs ernannte, feierlich verlesen. Clemens VII. war dies jedoch nicht genug. Im Winter 1531/32 beriet er sich in Rom mit einigen führenden Florentinern, darunter Filippo Strozzi, über seine Pläne für die endgültige Umwandlung der Republik in ein Fürstentum. Viel Widerspruch dagegen erhob sich nicht. Bei diesen Beratungen kam auch der Bau einer Festung zur Sprache, welche die Herrschaft der Medici in Florenz militärisch absichern sollte – ein sinistrer Gegenentwurf zu Michelangelos Festung zur Verteidigung derFreiheit. Filippo Strozzi soll sich nach einem Bericht am lebhaftesten dafür ausgesprochen haben. Die «Fortezza da Basso», wie sie später genannt wurde – ursprünglich war sie dem Stadtheiligen Johannes dem Täufer geweiht –, wurde zum Symbol der mediceischen Tyrannei. In einem Brief an Francesco Vettori, geschrieben Ende Januar 1532, berichtete Filippo Strozzi dem Freund von diesen Beratungen über die künftige Staatsordnung und dem Plan der Errichtung der «Fortezza». Die Optimaten, oder vielmehr alle «Freunde», sollten nobilitiert werden und die Regierungsämter bekleiden, während alle anderen Bürger als «Plebejer» wie im antiken Rom von diesen ausgeschlossen blieben.
Bildnis des Bankiers Filippo Strozzi in reiferem Alter, gemalt von einem anonymen Künstler (heute im Palazzo Vecchio in Florenz)
Im Februar 1532 schickte Clemens VII. Filippo Strozzi von Rom nach Florenz zurück, um dort für seine Pläne zu werben. Sie wurden bald verwirklicht und zerstörten alle Illusionen. Am 4. April wurden zwölf «Reformatoren» eingesetzt – unter ihnen befand sich Matteo Strozzi –, die am 27. April eine neue Verfassung erließen. Die traditionelle, aus Wahlen hervorgegangene Signoria und die alten Räte wurden abgeschafft und an ihrer Stelle ein Rat der Achtundvierzig und ein Rat der Zweihundert geschaffen, von denen nur der Erste wichtige Kompetenzen besaß (Filippo Strozzi wurde unter die «Achtundvierzig» gewählt). Alle Regierungsgewalt lag fortan beim Herzog allein und seinen vier Räten, die auf Lebenszeit ernannt wurden. Alessandro de’ Medici erhielt den Titel eines «Erblichen Herzogs der Republik Florenz», ein scheinheiliger Kompromiss, der den republikanischen Schein aufrechterhalten sollte. In Wirklichkeit war Alessandro de’ Medicientschlossen, unter der Schutzherrschaft des Papsts und des Kaisers, seines künftigen Schwiegervaters, die Macht ohne Einmischungen auszuüben. Wie er einst der intime Freund und Berater Lorenzo de’ Medicis gewesen war, so wurde Filippo Strozzi jetzt auch wieder der Vertraute des neuen Herzogs, der offiziell als sein Neffe
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