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Die Strozzi

Die Strozzi

Titel: Die Strozzi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Walter
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Rom zu überweisen. In allen diesen Banken war Filippo der Hauptgesellschafter, der das höchste Kapital einbrachte. Sein Bruder Lorenzo und die anderen Teilhaber, darunter oft der Leiter der betreffenden Bank, beteiligten sich gewöhnlich nur mit kleineren Summen. Es mag verwundern, dass Filippo, der keine reguläre kaufmännische Ausbildung erhalten hatte, das alte Metier der Familie und seines Vaters so glänzend beherrschte. Natürlich war in einer alten Kaufmannsstadt wie Florenz so gut wie jeder mit den Regeln der Buchführung vertraut, ja selbst die Frauen, wie die Beispiele von Filippo Strozzis Großmutter und Mutter gezeigt haben. Lorenzo Strozzi schreibt in seiner Vita, dass Filippo sich die Grundlagen des Bankgeschäfts selbst angeeignet habe, indem er in seiner Jugend mit eigener Hand Buch über seine privaten Finanzen führte. Dies habe ihn in die Lage versetzt, jederzeit die Abrechnungen seiner Angestellten kontrollieren zu können, was er auch oft getan habe. Seitdem habe er sich nicht mehr mit dieser einfachen Arbeit abgeben wollen. Er habe vielmehr gesagt, es sei besser, dass der Chef seine Angestellten kenne, als dass er selbst Buch führte.
    Dennoch war die Bereitstellung von Caterinas Mitgift eine ungewöhnliche Belastung für Filippo Strozzis Finanzen. Die Summe sollte in verschiedenen Raten ausgezahlt werden, 20.000 Scudi sofort in Marseille, weitere 20.000 zu Allerheiligen, die restliche Summe im Lauf des Jahres 1534. Die Einkünfte, die Filippo dafür zugeteilt wurden, waren jedoch oft über verschiedene Jahre verteilt, und die Juwelen, die Clemens VII. ihm zur Garantie ausgehändigt hatte, ließen sich auch nicht ohne weiteres zu Geld machen. Filippo Strozzis Kreditwürdigkeit in Lyon begann zu schwinden. Außerdem musste er Clemens VII. 1534 nochmals 36.000 Scudi leihen, doch diesmal tat er es nur gegen die besonders hohen Zinsen von zwölf Prozent. «Mein Boot, Gevatter, befand sich nie zwischen so vielen Klippen», klagte er dem Freund Vettori, während er in Paris ausharren musste. Er bemühte sich darum, von den gewährten Darlehen so viele wie möglich zurückzubekommen, neben den privaten auch die in verschiedener Form der Kurie gewährten Kredite. In diesem Sinne machte sich an der Kurie sein alter Partner Francesco Del Nero zu schaffen, der Thesaurar des Papstes war. Um seine Familie abzusichern, bestürmteFilippo Strozzi Clemens VII. aufs Neue, seinen ältesten Sohn Piero zum Kardinal zu erheben, obwohl der Jüngling ganz offensichtlich andere Interessen hatte. Drei Kardinäle hatten kürzlich das Zeitliche gesegnet, aber der Papst ernannte keine neuen Kardinäle.
    Dann kam die Nachricht nach Frankreich, dass der Papst schwer erkrankt war und man sein Ableben befürchtete. Trotz zeitweiliger Besserung starb Clemens VII. am 25. September 1534. Filippo Strozzi sah ihn nicht mehr lebend. Zusammen mit acht französischen Kardinälen, die König Franz I. vorsorglich auf den Weg geschickt hatte, um die Wahl des nächsten Papstes zu beeinflussen, traf er erst wenige Tage nach dem Tod Clemens’VII. wieder in Rom ein. Hier herrschte Aufruhr. Wie so oft während des Machtvakuums der Sedisvakanz kam es in der Stadt zu Ausschreitungen und Plünderungen, wobei das meuternde Volk auch den Kornspeicher der Firma Strozzi in Trastevere stürmte. Der Sitz der Bank nahe der Engelsbrücke entging nur knapp der Plünderung und musste durch Bewaffnete geschützt werden. Filippo Strozzi selbst suchte Zuflucht im Vatikan.
    Der Tod Clemens’ VII., dem er im Laufe seines Pontifikats ungeheure Summen zur Verfügung gestellt hatte, die ihm aber auch hohe Profite gebracht hatten, war für ihn ein wahres Desaster. Viele dieser dem Papst gewährten Darlehen waren noch gar nicht oder nur zum Teil zurückgezahlt, und der neue Papst Paul III. zeigte sich wenig geneigt, die aus dynastischen Gründen gemachten Schulden seines Vorgängers zu übernehmen. Er weigerte sich unter anderem, die Ausgaben für den Krieg um Florenz anzuerkennen, und sah nicht ein, warum er die Mitgift Caterina de’ Medicis bezahlen sollte, deren letzte Rate noch fällig war. Er ließ sich alle Unterlagen vorlegen und von den Beamten der päpstlichen Kammer penibel prüfen. Was die Ausgaben für den Krieg um Florenz betraf, so hatte er leichtes Spiel, denn Clemens VII. hatte die betreffenden Summen nicht in die Register der Kammer eintragen lassen. Außerdem wurden Strozzi viele Ämter und kirchliche Einnahmen, die er zur Garantie

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