Die Strozzi
wurde 1547 zum Kommandanten der italienischen Infanterie ernannt, Leone zum Kommandanten der französischen Galeeren in der Levante und auf dem Meer vor den Küsten der Provence. Lorenzo, der die geistliche Laufbahn eingeschlagen hatte, erhielt auf französischen Vorschlag von Papst Paul III. das Bistum Béziers; 1557 wurde er Erzbischof von Sens und Kardinal. Der Wunsch Filippo Strozzis, einen seiner Söhne als Kardinal zu sehen, ging so, aber zu spät, in Erfüllung. Ruberto schließlich führte, wie es sein Vater vorgesehen hatte, die Bank mit ihren Niederlassungen in Venedig, Rom und Lyon weiter. Über die Bank in Lyon versorgte er den französischen Hof mit Krediten und organisierte die Finanzierung der militärischen Kampagnen Heinrichs II.
Bildnis von Piero Strozzi, Sohn des Bankiers Filippo Strozzi (heute im Schloss Versailles)
Als das noch unabhängige Siena 1552 die spanische Garnison mitdem Ruf «Francia, Francia» vertrieb, schien die Stunde gekommen, wieder Fuß in der Toskana zu fassen. Die exilierten Feinde Cosimo de’ Medicis formierten sich erneut. 1553 schickte Heinrich II. Piero Strozzi nach Italien, um die Stadt gegen die nahenden Truppen Karls V. zu verteidigen. Am 2. Januar 1554 zog er in Siena ein, zusammen mit seinen Brüdern Leone, Lorenzo und Ruberto, der wie immer die Finanzierung in die Hand genommen hatte. Caterina de’ Medici unterstützte das Unternehmen aus eigener Schatulle mit 100.000 Scudi, aus Feindschaft gegen Cosimo de’ Medici, der sie ihrer Rechte auf das Erbe der Medici beraubt hatte. Heinrich II. dachte zugleich an eine Eroberung des Herzogtums Urbino, auf das seine Gemahlin nie verzichtet hatte. Auf Caterinas Wunsch ernannte der König Piero Strozzi zum Marschall von Frankreich. Doch das Unternehmen stand unter einem schlechten Stern. Leone Strozzi wurde beim Versuch, die spanischen Besatzungen aus den Küstenorten der Maremma zu vertreiben, schon 1554 so schwer verletzt, dass er seinen Wunden erlag. Das französische Heer unter Piero Strozzi erlitt dagegen in der Schlacht bei Marciano am 2. August 1554 eine verheerende Niederlage mit Tausenden von Gefallenen und Gefangenen. Das alte stolze Siena fiel wenig später unter die Herrschaft von Florenz.
Tizian, Clarice Strozzi
Die Niederlage bei Marciano blieb im Gedächtnis der Franzosen haften. Als Michel de Montaigne 1580/81 seine Reise nach Italien unternahm, besuchte er das Schlachtfeld und erkundigte sich in Montalcino nach den Gräbern der französischen Gefallenen, die Cosimo de’ Medici jedoch hatte vermauern lassen. Er entdeckte auch das Bildnisdes Marschalls Strozzi auf den Fresken in der Villa des Kardinals Alessandro Farnese in Caprarola und sah in San Giovanni in Florenz die in Marciano erbeuteten französischen Fahnen.
Auch in den folgenden Jahren kämpfte Piero Strozzi auf verschiedenen Schauplätzen in Italien, bis er nach Frankreich zurückging. Er starb am 20. Juni 1558, getroffen von einem Büchsenschuss bei der Belagerung von Thionville während der letzten Kämpfe gegen Philipp II. von Spanien, bevor 1559 der Friede von Cateau-Cambrésis den seit mehr als sechzig Jahren währenden Kriegen um die Herrschaft in Italien und Burgund ein Ende setzte. Montaigne besuchte das Grabmal des Marschalls Strozzi, den er, wie er sagt, selbst noch gekannt hatte, in der Kathedrale von Meaux. Piero Strozzis Linie erlosch schon nach zwei Generationen.
Der Bankier Ruberto Strozzi siedelte dagegen später von Venedig nach Rom über, wo seine Nachkommen sich durch Heiraten in den römischen Adel einfügten. Ihre Familienkapelle in S. Andrea della Valle wurde Anfang des 17. Jahrhunderts von Rubertos Sohn Leone errichtet, der hier auch vier Kenotaphe zum Gedenken an seine Onkel Piero, Leone und Lorenzo Strozzi und an die Eltern Ruberto Strozzi und Maddalena de’ Medici aufstellen ließ. Als Ruberto Strozzi noch mit seiner Familie in Venedig wohnte, ließ er 1542 von Tizian ein reizendes Bild von seiner zweijährigen Tochter Clarice malen, dem ersten Kind aus seiner Ehe mit Maddalena de’ Medici (siehe Abb. Seite 210). Pietro Aretino sah es und lobte Tizian, der sein Freund war, in höchsten Tönen. Das kleine Mädchen reicht einem Hündchen einen schon angeknabberten Gebäckkringel hin, dessen Form in diskreter Weise auf das Wappen der Strozzi anspielt.
Filippo Strozzis Bruder Lorenzo hatte in Florenz dem Drama seines Bruders zusehen müssen, ohne ihm helfen zu können. Offenbar während der Zeit seiner
Weitere Kostenlose Bücher