Die Strozzi
Ruberto Strozzi in Spanien ein und schließlich auch Leone. Doch eine eindeutige Antwort vom Kaiser blieb aus, Karl V. beschränkte sich darauf zu versichern, dass Filippo Strozzi das Leben gerettet werden würde. Von einer Freilassung war nicht die Rede.
Während in Spanien diese vagen Zusicherungen gegeben wurden, machte Cosimo de’ Medici, der ebenfalls in Spanien verhandeln ließ, in Florenz Anstalten, sich Filippo Strozzi übergeben zu lassen. Er hatte inzwischen vom Kaiser nicht nur das Privileg erhalten, das seine Nachfolge Alessandros anerkannte, sondern auch die Erlaubnis, den Gefangenen zu übernehmen, sobald der Preis für seine Ergreifung bezahlt war. Filippo Strozzi scheint bei dieser Nachricht völlig außer Sinnen geraten zu sein und fiel in eine tiefe Verzweiflung. Er klagte seine Söhne an, ihn im Stich gelassen zu haben. Am 31. Dezember 1537 machte er im Bewusstsein, sterben zu müssen, ein neues Testament. Darin bat er noch einmal, in Santa Maria Novella begraben zu werden und ein würdiges Grabmal dort zu erhalten; wäre dies aber nicht möglich, so wollte er in Venedig beigesetzt werden. Die Grabinschrift sollte aber auf jeden Fall an seine unerschütterliche Liebe zur Freiheiterinnern. Piero und Vincenzio, die sich nach seiner Gefangennahme, wie er schrieb, «so schändlich benommen haben», enterbte er zwar nicht, aber er verbot, dass sie ihre Brüder beerben konnten, falls diese kinderlos starben. Seine Sorge galt besonders den jüngeren Söhnen, die alle im Kaufmannsberuf ausgebildet werden sollten, um die Banken in Rom, Venedig und Lyon übernehmen zu können. Doch Giulio, von dem er sich besonders viel versprach, starb noch vor ihm in Padua, wo er mit seinen Brüdern studierte, und fand sein Grab in Santa Maria di Betlemme, in der einst von Palla Strozzi gestifteten Kirche.
Dann hellte sich Filippos Stimmung wieder etwas auf, denn aus Spanien kamen beruhigendere Nachrichten. Nicht aber aus Venedig. Dort war im Februar 1538 Piero Strozzi angekommen, und er verwarf die ganze Art, wie die Verhandlungen geführt wurden. Sein tiefes Zerwürfnis mit dem Vater tritt hier noch einmal in aller Deutlichkeit zutage. Er forderte seine Brüder Leone und Ruberto auf, nun, da das Leben des Vaters nicht mehr in Gefahr sei, Spanien zu verlassen und nach Venedig zurückzukommen, um die weiteren Schritte zu besprechen. Piero beschuldigte seinen Vater, mit seinen exorbitanten finanziellen Angeboten und den für seine Rettung verteilten Geschenken das Vermögen zu verschleudern und seine Kinder zu Bettlern zu machen. Grober Unsinn sei, was der Vater da mache. Piero weigerte sich, für diese finanziellen Verpflichtungen einzustehen. Filippo Strozzi war zutiefst betroffen über die Vorwürfe seines Sohns und suchte sich zu rechtfertigen, er habe gar nicht beabsichtigt, seine Angebote in dieser Höhe zu honorieren. Das Resultat der Zwistigkeiten war, dass die Söhne dem Vater die Verfügungsgewalt über die Banken entzogen.
Als dann Paul III. den Kaiser und Franz I. nach Nizza einlud, um einen Waffenstillstand zu vermitteln, begaben sich die vier ältesten Söhne dann doch alle nach dort, um mit der Hilfe des Papstes endlich eine bestimmte Antwort von Karl V. zu erhalten. Am 18. Juni kam in Nizza tatsächlich ein zehnjähriger Waffenstillstand zwischen den beiden Mächten zustande, wobei auch Paul III. ein persönliches Anliegen verwirklichen konnte. Karl V. willigte ein, seine Tochter Margarethe, die Witwe Alessandro de’ Medicis, die seit dessen Tod in Florenz in der Fortezza da Basso lebte, mit Ottavio Farnese, dem Enkeldes Papsts, zu vermählen. Cosimo de’ Medici, der Karl V. um ihre Hand gebeten hatte, wurde enttäuscht. Beim Treffen der beiden Höfe im Juli in Aigues-Mortes nach der Abreise Pauls III. flehte auch Caterina de’ Medici, nun Dauphine von Frankreich, auf Bitten ihrer Cousins den Kaiser um Gnade für ihren Onkel an.
War der Kaiser auch bereit, Filippo Strozzi das Leben zu schenken, so wollte er doch, dass in einem Prozess geklärt wurde, ob er irgendwie in den Mord seines Schwiegersohns verwickelt war. In der Festung in Florenz wurde der Kommandant Vitelli im Sommer 1538 von einem Spanier, Juan de Luna, abgelöst. Dieser beschloss, den Gefangenen auch mithilfe der Tortur zu examinieren, wollte aber im Grunde Filippo Strozzi das Leben retten. Dieser verbrachte seine letzten Monate damit, sich in die geliebten antiken Schriftsteller zu vertiefen und eine griechische Schrift des
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