Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die stumme Bruderschaft

Die stumme Bruderschaft

Titel: Die stumme Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro
Vom Netzwerk:
Bullen und will auch keinen kennen lernen. Lassen Sie mich in Frieden.«
    Der Anführer wollte das Büro verlassen, aber noch bevor er die Tür öffnen konnte, hatte sich Genari schon auf ihn gestürzt und seinen Arm auf den Rücken gedreht.
    »Lassen Sie mich los! Sind Sie verrückt geworden? Sie sind ein toter Mann!«
    In dem Moment ging die Tür auf. Marco Valoni sah die beiden Männer an, die sichtlich erzürnt waren.
    »Lassen Sie ihn los!«, befahl er Genari.
    Der Angesprochene ließ Frasquellos Arm los, der reglos dastand und den Neuankömmling musterte.
    »Ich wollte lieber in Ihr Büro kommen. Der Gefängnisdirektor bekam gerade einen Telefonanruf, und da habe ich gesagt, ich würde zu Ihnen gehen, um ihn nicht zu stören. Offensichtlich bin ich im richtigen Moment gekommen, denn Sie scheinen unseren Mann gefunden zu haben.« Er befahl Frasquello, sich zu setzen.
    Der Anführer rührte sich nicht von der Stelle. Genari wurde nervös und sah ihn hasserfüllt an.
    »Setzen Sie sich!«, wiederholte Valoni wütend.
    »Ich weiß nicht, wer Sie sind, aber ich kenne meine Rechte, und niemand kann mich zwingen, mit einem Polizisten zu reden. Ich werde meinen Anwalt anrufen.«
    »Sie werden niemanden anrufen. Sie werden mir zuhören und tun, was ich sage, sonst werde ich Sie in ein anderes Gefängnis verlegen lassen, wo Sie Ihren guten Freund Genari nicht mehr haben, der es nicht so genau nimmt.«
    »Sie können mir nicht drohen.«
    »Das war keine Drohung.«
    »Es reicht! Was wollen Sie?«
    »Da Sie langsam Vernunft annehmen, werde ich es Ihnen offen sagen: Ich will, dass einem Mann, der in diesem Gefängnis sitzt, nichts zustößt.«
    »Ach ja? Und wie soll ich das machen?«
    »Keine Ahnung, ist mir egal.«
    »Angenommen, ich mache es, was habe ich davon?«
    »Ein paar Annehmlichkeiten.«
    »Ha, ha, ha … Darum kümmert sich schon mein Freund Genari. Was glauben Sie, mit wem Sie es zu tun haben?«
    »Gut, ich werde mir Ihre Akte anschauen und sehen, ob man eine Strafverkürzung erreichen kann, weil Sie mit der Justiz zusammengearbeitet haben.«
    »Es reicht nicht, dass Sie sich das anschauen, ich will Garantien.«
    »Nein. Ich werde Ihnen nichts garantieren. Ich werde mit dem Gefängnisdirektor sprechen und dem Sicherheitsausschuss empfehlen, Ihr Verhalten, Ihren psychischen Zustand und die Möglichkeit Ihrer Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu überprüfen. Mehr nicht.«
    »Das ist keine Verhandlungsbasis.«
    »Wenn das keine Verhandlungsbasis ist, werden Sie bald auf ein paar von den Privilegien, an die Sie durch Genari gewöhnt sind, verzichten müssen. Ich werde Ihre Zelle von oben bis unten durchsuchen lassen, und dann wird strikt nach Vorschrift vorgegangen. Im Notfall wird Genari versetzt.«
    »Sagen Sie mir, um wen es geht.«
    »Werden Sie tun, worum ich Sie gebeten habe?«
    »Sagen Sie mir, um wen es geht.«
    »Um einen Stummen, einen jungen Mann, der …«
    Marco wurde von Frasquellos Lachen unterbrochen.
    »Ich soll diesen armen Teufel schützen? Niemand schert sich um ihn, er stört niemanden. Er ist ein Niemand.«
    »Ich will, dass ihm in den nächsten Tagen nichts zustößt.«
    »Wer könnte ihm etwas antun?«
    »Ich weiß es nicht, aber Sie werden es verhindern.«
    »Warum interessiert er Sie?«
    »Das geht Sie nichts an. Tun Sie einfach, worum ich Sie gebeten habe, und genießen Sie weiter die Ferien auf Staatskosten.«
    »Einverstanden. Ich spiele das Kindermädchen.«
    Marco verließ erleichtert das Büro. Dieser Anführer war ein intelligenter Mann. Er würde tun, worum er ihn gebeten hatte.
    Jetzt kam der zweite Teil: Er musste an die Turnschuhe des Stummen heran, das einzige Paar Schuhe, das er besaß, und das Mikrofon einbauen. Der Direktor hatte ihm versprochen, wenn er am Abend in seine Zelle zurückkehre, werde einer der Wächter die Schuhe wegnehmen, er wisse noch nicht, unter welchem Vorwand, aber ihm werde schon etwas einfallen.
    John hatte Larry Smith nach Turin geschickt, einen Experten, der, wie er sagte, fähig war, einen Sender in einem Fingernagel unterzubringen. Nun, man würde ja sehen, ob er so gut war wie sein Ruf.

33
     
    Der Herzog von Valant hatte bei dem Sekretär des Kaisers um Audienz ersucht. Zur verabredeten Stunde erschien er mit einem vornehm gekleideten jungen Kaufmann.
    »Sagt mir, Herzog«, fragte der Sekretär, »was habt Ihr so Dringliches mit dem Kaiser zu besprechen?«
    »Herr Sekretär, ich bitte Euch, diesen Herrn anzuhören, der mich mit seiner

Weitere Kostenlose Bücher