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Die stumme Bruderschaft

Die stumme Bruderschaft

Titel: Die stumme Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro
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oder?«, fragte Marco.
    »Nein«, antwortete sie ein wenig verwirrt.
    »Das war schlecht, ich habe dir doch gesagt, du sollst dich an sie ranhängen.«
    »Wenn ich mich recht erinnere, haben wir morgen Generalprobe mit dem Team, und ich soll doch die Koordination übernehmen.«
    »Du hast Recht, aber es wäre eine gute Gelegenheit, dieses Komitee wieder zu treffen, vor allem Bolard.«
    »Wie dem auch sei, ich werde mit D’Alaqua übermorgen zu Mittag essen.«
    Sie sahen sie erstaunt an. Marco musste lächeln.
    »Ah! Und wie kommt das?«
    »Er hat mich noch mal für einen Tag später eingeladen, nur dass dann das wissenschaftliche Komitee nicht mehr da ist.«
    Minerva sah, wie Pietro die Fingerknöchel gegen den Tisch presste. Auch Antonino fühlte sich unwohl wegen des Gesprächs und wegen Pietros Anspannung. Sie baten Marco, die Rechnung kommen zu lassen und lenkten das Gespräch auf die Details des Einsatzes am nächsten Tag.
     
    Mit Jackett und Jeans, ohne Make-up, das Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden, fühlte Sofia sich plötzlich falsch angezogen für das Mittagessen mit D’Alaqua.
    Sie sah nicht hässlich aus, denn das war sie nun wirklich nicht, und das Jackett und die Jeans waren von Versace, aber sie hatte D’Alaqua zeigen wollen, dass es sich um ein schlichtes Arbeitsessen handelte und nichts weiter.
    Das Auto fuhr aus Turin heraus und bog nach wenigen Kilometern auf eine Straße ab, die zu einem im Wald versteckten beeindruckenden Renaissance-Palazzo führte.
    Das Tor ging auf, ohne dass der Chauffeur von D’Alaqua irgendeinen Knopf gedrückt hatte und ohne dass jemand gekommen war, um festzustellen, wer sie waren. Vermutlich hatten sie überall Überwachungskameras installiert.
    Am Eingang erwartete Umberto D’Alaqua sie in einem eleganten dunkelgrauen Seidenanzug.
    Sofia konnte ihre Überraschung nicht verbergen, als sie den Palazzo betrat. Es war eine Art Museum.
    »Ich habe Sie in mein Haus eingeladen, weil ich wusste, dass Sie gerne ein paar meiner Bilder anschauen würden.«
    Nach dem Essen gingen sie länger als eine Stunde durch die Räume mit beeindruckenden, geschickt platzierten Kunstwerken.
    Sie unterhielten sich über Kunst, Politik, Literatur. Für Sofia verging die Zeit so schnell, dass sie überrascht war, als D’Alaqua sich entschuldigte, er müsse zum Flughafen, weil er um sieben nach Paris fliegen wolle.
    »Verzeihen Sie, ich habe Sie aufgehalten.«
    »Keineswegs. Es ist sechs, und wenn ich nicht heute Abend in Paris sein müsste, würde ich Sie gerne zum Abendessen einladen. Ich komme in zehn Tagen zurück. Wenn Sie noch in Turin sind, würde ich mich freuen, Sie wiederzusehen.«
    »Ich weiß nicht, vielleicht sind wir dann schon durch oder kurz davor.«
    »Durch?«
    »Mit den Ermittlungen zu dem Brand in der Kathedrale.«
    »Ah! Und wie läuft’s?«
    »Gut. Wir sind in der Endphase.«
    »Könnten Sie nicht etwas deutlicher werden?«
    »Nun …«
    »Machen Sie sich keine Gedanken, ich verstehe das. Wenn alles restlos geklärt ist, können Sie mir ja berichten.«
    Sofia war erleichtert. Marco hatte ihr verboten, irgendetwas preiszugeben, und auch wenn sie seinen Verdacht nicht teilte, war sie nicht fähig, sich über seine Anordnungen hinwegzusetzen.
    Zwei Autos warteten vor dem Eingang. Eines würde Sofia ins Hotel Alexandra bringen und das andere D’Alaqua zum Flughafen, wo sein Privatjet wartete. Sie verabschiedeten sich mit einem Händedruck.
     
    »Warum wollen sie ihn töten?«
    »Keine Ahnung. Sie planen es seit Tagen. Sie versuchen einen Aufseher zu bestechen, damit er ihnen die Tür zur Zelle des Stummen auflässt. Sie wollen morgen Nacht eindringen und ihm die Kehle durchschneiden und dann in ihre Zelle zurückkehren. Niemand würde etwas mitbekommen, Stumme schreien nicht.«
    »Wird der Aufseher darauf eingehen?«
    »Kann sein. Sie sagen, sie haben viel Geld, ich glaube, sie wollen ihm fünfzigtausend Euro bieten.«
    »Wer weiß noch davon?«
    »Zwei weitere Kumpane, sie vertrauen uns, sie sind Türken wie wir.«
    »Geh.«
    »Wirst du mir die Information bezahlen?«
    »Ja.«
    Frasquello dachte nach. Warum wollten die Brüder Bajerai den Stummen umbringen? Sicher ein Auftragsmord, aber von wem?
    Er rief seine beiden Stellvertreter, sie hatten lebenslänglich wegen Mordes. Er sprach eine halbe Stunde mit ihnen. Dann bat er einen Aufseher, Genari zu rufen.
    Der Chef des Wachpersonals kam nach Mitternacht in Frasquellos Zelle. Der schaute gerade fern und beachtete ihn

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