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Die stumme Bruderschaft

Die stumme Bruderschaft

Titel: Die stumme Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro
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schätzen, dass sie in zwei bis drei Wochen fertig sind.
    Am Tag des Brandes haben sie nichts Auffälliges bemerkt. In dem Bereich, wo das Feuer ausbrach, haben Tarik, einer der beiden Türken, und zwei Italiener gearbeitet. Sie können sich nicht erklären, wie es zu dem Kurzschluss kam. Alle drei versichern, dass sie die Kabel sorgfältig gesichert haben, bevor sie zum Essen gegangen sind. Sie sind immer noch fassungslos, dass so etwas passieren konnte.«
    »Aber es ist passiert«, sagte Sofia.
    Pietro schaute sie unfreundlich an und fuhr fort:
    »Die Arbeiter sind zufrieden mit der Firma; sie sagen, sie zahlten gut und die Behandlung sei korrekt. Pater Yves überwacht die Arbeiten in der Kathedrale, die Arbeiter sagen, er sei sehr liebenswürdig, aber ihm entgehe nichts, und er wisse genau, wie die Arbeiten auszuführen seien. Den Kardinal sähen sie bei der Messe um acht, und gelegentlich habe er mit Pater Yves die Baustelle besichtigt.«
    Marco zündete sich trotz Minervas vorwurfsvollem Blick eine Zigarette an.
    »Der Bericht der Experten ist nicht eindeutig«, fuhr Pietro fort. »Es haben sich ein paar Kabel entzündet, die über dem Altar in der Marienkapelle hingen; von dort hat sich der Brand ausgebreitet. Eine Achtlosigkeit? Wie gesagt, die Arbeiter versichern, dass sie die Kabel in einwandfreiem Zustand hinterlassen haben. Stimmt das, oder sagen sie das, um sich zu rechtfertigen? Ich habe Pater Yves befragt. Er sagt, die Arbeiter seien ihm sehr professionell vorgekommen, trotzdem glaubt er, dass jemand unachtsam war.«
    »Wer war um diese Zeit in der Kathedrale?«, fragte Marco.
    »Wie es aussieht, nur der Hausmeister, ein älterer Mann von fünfundsechzig Jahren. Die aus dem Büro gehen um zwei zum Essen und kommen ungefähr um halb fünf zurück. Der Brand geschah so um drei, da war nur der Hausmeister da. Der Mann hat einen Schock erlitten. Als ich ihn befragte, fing er an zu weinen. Er war sehr verstört. Er heißt Francesco Turgut. Er ist Italiener, hat einen türkischen Vater und eine italienische Mutter. Er ist in Turin geboren. Sein Vater hat bei Fiat gearbeitet, und seine Mutter war die Tochter des Hausmeisters der Kathedrale. Als Kind hat er seiner Mutter geholfen, das Kirchenschiff zu putzen. Die Hausmeisterfamilie hat eine Wohnung neben dem Gebäude, und als seine Eltern heirateten, sind sie, weil sie kein Geld hatten, zu den Schwiegereltern in die Wohnung gezogen. Francesco ist dort geboren, die Kathedrale ist sein Zuhause. Er sagt, er fühle sich schuldig, weil er den Brand nicht habe verhindern können.«
    »Hat er etwas gehört?«, fragte Minerva.
    »Nein, er hat ferngesehen und dabei gedöst. Er steht immer sehr früh auf, um die Kathedrale und die dazugehörigen Büroräume aufzuschließen. Er sagt, plötzlich habe es bei ihm geklingelte, und ein Passant habe ihn darauf aufmerksam gemacht, dass Rauch aus dem Gebäude kam. Er ist losgelaufen, hat den Brand entdeckt, die Feuerwehr gerufen, und jetzt ist er am Boden zerstört, er heult nur noch.«
    »Pietro, glaubst du, dass der Brand auf eine Unachtsamkeit zurückgeht oder dass er absichtlich gelegt wurde?«
    »Also, wenn wir nicht die Leiche mit der herausgeschnittenen Zunge gefunden hätten, würde ich sagen, es war Unachtsamkeit. Was wollte der Mann da? Wie ist er hineingekommen? Der Hausmeister sagt, er mache immer einen Rundgang durch die Kathedrale, bevor er abschließe. Er hat niemanden gesehen. Es gehört zu seinen Aufgaben sicherzustellen, dass niemand eingeschlossen wird. Er schwört, als er das Licht löschte, sei die Kathedrale leer gewesen.«
    »Vielleicht hat er den Mann einfach nicht bemerkt, er ist schließlich schon älter«, mutmaßte Sofia.
    »Oder er lügt«, warf Pietro ein.
    »Nein, es war anders, es ist jemand hineingekommen, nachdem die Kathedrale abgeschlossen war«, sagte Giuseppe.
    »Stimmt«, fuhr Pietro fort, »jemand hat die Seitentür aufge brochen, die zu den Büros führt. Von dort gelangt man in die Kathedrale. Das Schloss war aufgebrochen. Der Mann wusste genau, was er tat. Der Beweis ist, dass er keinen Lärm machte, er blieb völlig unbemerkt. Er wusste, dass niemand in den Büros war.«
    »Wir sind sicher«, sagte Giuseppe, »dass der Dieb oder die Diebe jemanden kennen, der in der Kathedrale arbeitet oder in irgendeiner Beziehung dazu steht. Jemand muss ihm gesteckt haben, dass an diesem Tag und um diese Uhrzeit keine Menschenseele da sein würde.«
    »Wieso seid ihr euch da so sicher?«, fragte

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