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Die stumme Bruderschaft

Die stumme Bruderschaft

Titel: Die stumme Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro
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Minerva.
    »Weil bei diesem Brand«, führte Giuseppe aus, »genau wie bei dem versuchten Diebstahl vor zwei Jahren, dem Brand von 1997 und den anderen Zwischenfällen die Diebe immer gewusst haben, dass sich niemand in der Kathedrale aufhielt. Es gibt außer dem Haupteingang für das Publikum nur noch den Seiteneingang, der zu den Büros führt. Alle anderen Eingänge sind zugemauert. Jedes Mal ist dieser Seiteneingang aufgebrochen worden. Die Tür ist gepanzert, aber für einen Profi ist das kein Problem. Wir glauben, dass noch andere Männer bei unserem Toten ohne Zunge waren und dass sie geflohen sind. Man bricht nicht allein in eine Kathedrale ein. Wir haben auch festgestellt, dass all die getürkten Einbrüche immer dann erfolgten, wenn in der Kathedrale gebaut wurde. Sie nutzen das aus, um einen Kurzschluss zu erzeugen und Chaos zu stiften. Aber auch diesmal haben sie nichts mitgenommen. Also stellt sich weiterhin die Frage, was sie eigentlich suchen?«
    »Das Grabtuch«, antwortete Marco, ohne zu zögern, »aber wofür? Um es zu zerstören? Um es mitzunehmen? Ich weiß es nicht. Ich frage mich, ob die aufgebrochene Tür nicht eine falsche Spur ist, es ist zu offensichtlich … Ich weiß nicht. Minerva, was hast du herausgefunden?«
    »Ich kann noch hinzufügen, dass Umberto D’Alaqua an dem Bauunternehmen COCSA beteiligt ist. Ich habe es Sofia schon gesagt. COCSA ist ein seriöses, solventes Unternehmen, das in Turin und ganz Italien für die Kirche arbeitet. D’Alaqua ist ein bekannter und im Vatikan geschätzter Mann. Er ist eine Art Finanzmanager, er hat ihnen zu ein paar einträglichen Investitionen verholfen und Geld für Operationen bereitgestellt, bei denen der Vatikan offiziell nicht auftauchen wollte. Er ist ein Vertrauensmann des Heiligen Stuhls, er war auch an heiklen diplomatischen Missionen beteiligt. Seine Geschäfte sind weit gespannt: Bau, Stahl, Ölförderung et cetera. An der COCSA hat er eine beachtliche Beteiligung.
    Ein interessanter Mann. Junggeselle, trotz seiner siebenundfünfzig Jahre attraktiv, genügsam. Er prahlt nicht mit seinem Geld und seiner Macht. Man hat ihn nie auf Jetset-Partys gesehen, und es ist auch nichts über eine Freundin bekannt.«
    »Ist er homosexuell?«, fragte Sofia.
    »Nein, auch nicht. Er ist nicht einmal beim Opus Dei oder irgendeinem weltlichen Orden. Aber es ist, als hätte er ein Keuschheitsgelübde abgelegt. Sein Hobby ist die Archäologie, er hat einige Ausgrabungen in Israel, Ägypten und der Türkei finanziert und war zeitweilig sogar selbst an einer Ausgrabung in Israel beteiligt.«
    »Ich denke nicht, dass D’Alaqua mit diesem Lebenslauf in Verdacht steht, das Grabtuch rauben oder zerstören zu wollen«, bemerkte Sofia.
    »Nein, aber er ist ein eigenartiger Mensch«, insistierte Minerva. »Wie auch dieser Professor Bolard. Also, Chef, dieser Professor ist ein anerkannter französischer Wissenschaftler. Er ist Chemiker, Fachmann für Mikroanalysen und einer der renommiertesten Kenner des Grabtuchs. Er beschäftigt sich seit fünfunddreißig Jahren damit und überprüft immer wieder seinen Zustand. Alle drei bis vier Monate kommt er nach Turin. Die Kirche hat ihn damit betraut, für die Erhaltung des Grabtuchs zu sorgen. Es wird kein Schritt unternommen, ohne ihn zu konsultieren.«
    »Genau«, sagte Giuseppe. »Bevor das Tuch in die Bank transportiert wurde, hat Pater Yves mit Bolard gesprochen. Der hat klare Anweisungen gegeben, wie der Transport zu erfolgen hat. Im Tresorraum der Bank gibt es seit Jahren einen kleinen Raum mit optimalen Bedingungen, der nach Anleitung von Professor Bolard und anderen Professoren eingerichtet wurde, und dort wird das Grabtuch aufbewahrt.«
    »Schön«, fuhr Minerva fort, »also Bolard gehört eine große Chemiefabrik, er ist Junggeselle, steinreich, wie D’Alaqua, und auch von ihm ist keine Liebesaffäre bekannt. Auch er ist nicht homosexuell.«
    »Kennen sich D’Alaqua und Bolard?«, fragte Marco.
    »Anscheinend nicht, aber ich ermittle noch. Es wäre nicht ungewöhnlich, wenn sie sich kennen würden, denn auch Bolard hat ein Faible für die Antike.«
    »Was hast du über Pater Yves herausgefunden?«, fragte Marco weiter.
    »Ein kluges Kerlchen, dieser Priester. Er ist Franzose, seine Familie gehört zur alten Aristokratie, sehr einflussreich. Sein verstorbener Vater war Diplomat und ein hohes Tier im Außenministerium zur Zeit von de Gaulle. Sein älterer Bruder ist Abgeordneter im Parlament und hat

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