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Die stumme Bruderschaft

Die stumme Bruderschaft

Titel: Die stumme Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro
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würde ihn misstrauisch anschauen.«
    »Was wissen wir über diesen Priester?«
    »Er ist Franzose, er hat Einfluss im Vatikan, und in Kürze wird er zum Assistenten des Bischofs von Turin ernannt.«
    »Kann er einer von IHNEN sein?«
    »Ja, das ist möglich. Alles deutet darauf hin. Er ist kein normaler Priester. Er kommt aus einer Aristokratenfamilie, spricht mehrere Sprachen, hat eine exzellente akademische Ausbildung, er ist sportlich, und er lebt keusch … absolut keusch. Du weißt, dass SIE diese Regel nie übertreten. Er wird von Kardinal Visier und Monsignor Aubry protegiert.«
    »Von denen wissen wir ja, dass sie zu IHNEN gehören.«
    »Ja, kein Zweifel. Sie waren intelligent und haben den Vatikan unterwandert, die höchsten Ämter in der Kurie erobert. Es würde mich nicht wundern, wenn einer von ihnen irgendwann Papst würde. Das wäre in der Tat Ironie des Schicksals.«
    »Turgut hat einen Neffen in Urfa, Ismet, ein guter Junge. Ich werde ihm sagen, er soll zu seinem Onkel ziehen.«
    »Der Kardinal ist gutmütig, er wird bestimmt erlauben, dass Francesco seinen Neffen aufnimmt.«
    »Ismet ist schlau, sein Vater hat mich gebeten, mich seiner anzunehmen. Ich werde ihn mit der Mission betrauen, mit Turgut zu leben und sich darauf vorzubereiten, ihn zu entlasten, wenn der Moment gekommen ist. Er muss eine Italienerin heiraten, dann kann er seinen Onkel als Hausmeister ablösen. Außerdem hat er dann diesen Pater im Auge und kann herausfinden, ob er zu IHNEN gehört.«
    »Bestimmt, da habe ich keinen Zweifel.«
    »Ismet wird es uns bestätigen. Ist unser Tunnel immer noch geschützt?«
    »Ja. Vor zwei Tagen hat der Direktor des Dezernats für Kunstdelikte mit Soldaten die Tunnel besucht. Als er herauskam, sprach sein frustriertes Gesicht für sich. Nein, sie haben den Tunnel nicht entdeckt.«
    Die Männer unterhielten sich weiter und tranken Raki bis spät in die Nacht, als das Brautpaar sich von seinen Familien verabschiedete. Addaio hatte den Raki nicht angerührt. Er verließ mit Bakkalbasi und drei weiteren Männern das Lokal und machte sich auf den Weg zum Haus eines Mitglieds der Gemeinschaft.
    Er hatte vor, am nächsten Tag nach Turin weiterzureisen. Zumindest hatte er das den anderen gesagt, aber vielleicht würde er auch nach Urfa zurückkehren. Alle wussten, was sie zu tun hatten, er hatte genaue Anweisungen gegeben. Mendibj musste sterben, um die Gemeinschaft zu schützen.
    Er verbrachte den Rest der Nacht mit Beten, er suchte Gott, aber er wusste, dass dieser ihm nicht zuhörte, er hatte nie seine Nähe gespürt, er hatte ihm nie ein Zeichen gegeben, und er, was war er doch für eine arme Seele, zerstörte sein Leben und das vieler anderer in Seinem Namen. Und wenn Gott gar nicht existierte? Wenn alles eine Lüge war? Manchmal hatte er sich vom Teufel in Versuchung führen lassen und gedacht, dass ihre Gemeinschaft auf einem Mythos gründete, dass nichts von dem, was man ihnen von klein auf erzählt hatte, wahr war.
    Aber es gab kein Zurück. Sein Leben war vorbestimmt, sein einziges Ziel war es, ihnen das Grabtuch Christi wieder zu entreißen. Er wusste, dass SIE erneut versuchen würden, ihn daran zu hindern, das taten sie seit Jahrhunderten, seit sie das heilige Tuch gestohlen hatten, aber eines Tages würden sie es zurückholen, er, Addaio, würde es zurückholen.

28
     
    Sofia konnte ihre Überraschung nicht verbergen, als sie D’Alaquas Loge betrat. Er hatte einen Wagen zu ihrem Hotel geschickt, um sie in die Oper bringen zu lassen, und am Eingang hatte der Assistent des Theaterleiters gewartet, um sie zu der Loge zu bringen.
    In der Loge befanden sich Kardinal Visier, Doktor Bolard und drei weitere Männer, die sie sofort erkannte: ein Mitglied der Familie Agnelli mit seiner Frau, zwei Banker und Bürgermeister Torriani nebst Gattin.
    D’Alaqua erhob sich und begrüßte sie herzlich mit einem Händedruck. Kardinal Visier begrüßte sie mit einem angedeuteten Lächeln.
    D’Alaqua wies Sofia den Platz neben dem Bürgermeister, seiner Frau und Doktor Bolard zu. Er selbst saß neben dem Kardinal.
    Sie spürte, dass sie die Blicke der Männer auf sich zog, abgesehen vom Kardinal, Bolard und D’Alaqua. Sie wusste, dass sie an diesem Abend besonders attraktiv aussah.
    Sie war nachmittags zum Friseur gegangen und danach noch einmal zu Armani. Diesmal hatte sie einen eleganten roten Hosenanzug gekauft, eine Farbe, die man bei dem Designer eher selten findet, ein richtiger Eyecatcher. Sie sah

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