Die stumme Bruderschaft
Kostüm kaufen …«
»Wenn wir zurück sind, werde ich den Vorschlag machen, dass du eine Zulage kriegst für all die Ausgaben, die du durch diese Ermittlung hast. Aber versuche, nicht wieder zu Armani zu gehen, sonst ist der Lohn für diesen Monat schon aufgebraucht.«
»Ich versuche es, aber ich kann es nicht versprechen.«
27
Die Braut nahm gerührt die Glückwünsche ihrer zahlreichen Verwandten entgegen. Der Saal platzte aus allen Nähten. Das war die perfekte Tarnung, dachte Addaio.
Die Hochzeit von Bakkalbasis Nichte hatte es ihm ermöglicht, sich mit der Mehrzahl der Mitglieder der Gemeinschaft in Berlin zu treffen.
Er war mit Bakkalbasi zusammen gereist, einem der acht geheimen Bischöfe der Gemeinschaft, offiziell ein wohlhabender Händler aus Urfa.
Mit den sieben Führern der Gemeinschaft in Deutschland und den sieben aus Italien zog er sich in eine stille Ecke im Salon zurück, wo sie sich erst mal lange Zigarren anzündeten. Einer von Bakkalbasis Neffen war als Wachtposten eingesetzt, damit sie nicht gestört wurden.
Geduldig hörte er sich die Berichte der Männer aus dem Leben der Gemeinschaft in diesen fernen Landen an.
»Nächsten Monat kommt Mendibj frei. Der Gefängnisdirektor hat öfters mit dem Direktor des Dezernats für Kunstdelikte telefoniert. Kürzlich hat sich eine Sozialarbeiterin beim Gefängnisdirektor beschwert. Sie hat gesagt, sie finde es menschenunwürdig so ein Theater vor einem Gefangenen abzuziehen, sie habe schon vor einer Weile vorgeschlagen, Mendibj in ein spezielles Therapiezentrum zu schicken, sie sei überzeugt, dass er sie nicht verstehe. Und dass sie empfehlen solle, ihn freizulassen, um seine Reaktion zu testen, finde sie unmöglich. Sie machte klar, dass sie so etwas nie mehr tun werde.«
»Wer ist deine Kontaktperson im Gefängnis?«, fragte Addaio den Mann, der eben gesprochen hatte.
»Meine Schwägerin. Sie ist Putzfrau, und sie putzt schon seit vielen Jahren die Räume der Verwaltung und einige Bereiche des Gefängnisses. Sie sagt, sie hätten sich an ihre Anwesenheit gewöhnt, sie würden ihr keine Aufmerksamkeit schenken. Wenn der Gefängnisdirektor morgens kommt, macht er ihr ein Zeichen weiterzumachen, selbst wenn er gerade telefoniert oder mit einem Beamten spricht. Sie vertrauen ihr. Außerdem ist sie schon älter, und niemand verdächtigt eine grauhaarige Frau mit Eimer und Scheuerlappen.«
»Können wir in Erfahrung bringen, wann genau sie ihn freilassen?«
»Ja, können wir«, antwortete der Mann.
»Wie?«, fragte Addaio.
»Die Freilassungsanordnung wird per Fax an den Direktor geschickt werden, er wird sie morgens vorfinden. Meine Schwägerin kommt vor ihm, und sie weiß, dass sie ein Auge auf die Faxsendungen haben und mich anrufen soll, wenn der Bescheid über die vorläufige Entlassung Mendibjs dabei ist. Ich habe ihr extra ein Handy gekauft.«
»Wen haben wir noch im Gefängnis?«
»Zwei wegen Mordes verurteilte Brüder. Einer von beiden hat als Chauffeur eines hohen Tieres der Regionalregierung von Turin gearbeitet. Der andere hatte ein Gemüsegeschäft. Eines Nachts haben sie mit ein paar Typen Streit angefangen, die ihre Freundinnen angemacht haben. Sie waren schneller, und einer ist durch einen Messerstich ums Leben gekommen. Es sind gute Kerle und uns treu ergeben.«
»Möge Gott ihnen verzeihen. Gehören sie unserer Gemeinschaft an?«
»Nein, aber ein Verwandter. Ich habe mit ihnen gesprochen und sie gefragt, ob sie … nun, ob sie …«
Der Mann fühlte sich unter Addaios strengem Blick sichtlich unwohl.
»Was haben sie gesagt?«
»Es ist eine Frage des Geldes. Wenn wir ihren Familien eine Million Euro geben, tun sie’s.«
»Wie bekommen sie das Zeichen?«
»Ein Angehöriger wird sie besuchen und ihnen Bescheid geben, dass wir das Geld ausgehändigt haben und dass sie … nun ja … also was du befohlen hast.«
»Morgen hast du das Geld. Aber wir sollten auch darauf vorbereitet sein, dass Mendibj lebend aus dem Gefängnis herauskommt.«
Ein junger Mann mit einem dichten Schnauzer ergriff das Wort. »Hirte, wenn es so kommen sollte, wird er versuchen, über die üblichen Kanäle mit uns Kontakt aufzunehmen.«
»Erklär mir, wie das abläuft.«
»Er wird um neun Uhr morgens zum Carrara Park kommen und auf der Seite zum Corso Appio Claudio spazieren gehen. Jeden Tag geht da um diese Zeit mein Cousin Arslan vorbei, wenn er seine Töchter in die Schule bringt. Seit Jahren kommen Mitglieder der Gemeinschaft, die in Not
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