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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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nicht einmal mehr, als es geschah. Ich nahm es hin, wie man das Schicksal nur immer hinnehmen kann oder auch hinnehmen muß.
    Gedankenschnell nämlich erwachten die Knospen der „Spar gel“ dort unten neuerlich zu ihrem unheilbringenden Leben. Wieder das Spiel der züngelnden Blitze, und dann das Flam menband, sich windend, peitschend, die Luft mit grellem Zi schen erfüllend. Ein Feuerpfeil löste sich von den „Spargeln“, jagte hinauf und hinan, den Wolken entgegen, und die Atmo sphäre barst mit scharfem Knall unter seinem rasenden Zu- stoß. Dann rollte blechern und hohl die Detonation von weit über mir herunter, orgelte von Gipfel zu Gipfel mit dumpfem Echo und verklang nur langsam und wie ermattet erst in wei ter Ferne. Es gab nun auch keinen Aufklärungstrupp mehr. Ich verstand sofort, was das in der Endkonsequenz bedeutete.
    Oben in der Kommandozentrale schrie eine unkenntliche Stimme: „Nur zu, Commodore! Mach Schluß damit! Nimm den Planeten auseinander!“
    Aber natürlich tat Castor das nicht, würde es nie tun, solange wir noch hier unten waren. Das wenigstens wußte ich.
    „Ja“, sagte ich gedankenleer, „das also war das.“
    „Ja“, bestätigte der Commodore mit unbegreiflicher Ruhe, „das war das. Du hast recht. Nach euch dort unten haben sie nicht gelangt?“
    „Nein“, sagte ich, und er begriff im gleichen Augenblick wohl auch selbst, wie töricht seine Frage war. Und ich sagte: „Schön, ich habe begriffen. Wie wäre es, wenn wir es noch mit einem unbemannten Steiggleiter probierten? Man kann vielleicht auch einen vom Bergwerk hierher starten lassen? Geht das?“ Eigent lich hatte ich nicht viel Hoffnung.
    „Ich darf keine Menschenleben mehr riskieren“, entgegnete Castor nach langem Schweigen. „Die Erkundungsgruppe – das war das letzte, was ich noch tun durfte. So wie es aussieht, war auch das schon zu viel.“
    „Ich sagte, einen unbemannten Gleiter!“
    „Ich habe dich schon verstanden.“
    „Na also!“ rief ich.
    „Nein!“ sagte Castor. „Keine Menschenleben mehr.“
    „Zum Kuckuck!“ brüllte ich. „Unbemannt!“
    „Du siehst das Problem nicht richtig“, kam die Antwort. „Ich meine dein Leben und das des Problemators.“
    „Aber... aber...“, stotterte ich, und die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. Natürlich wäre der Steiggleiter trotz allem bemannt gewesen, auf dem Rückflug nämlich mit mir und mit Baskow. „Was sollen wir tun?“ fragte ich ratlos. „Und was willst du tun, Commodore?“ Doch ich wußte es dann schon. Ich wußte alles.
    „Siehst du“, sagte Castor, und wieder war ein tiefes Schweigen gewesen zwischen uns, „siehst du, nun überblickst du es selbst. Du mußt zurück. Drei, vier Kilometer mindestens erst mal. Heraus aus dem Annihilationsbereich. Und Baskow wirst du mitnehmen müssen. Du mußt es wenigstens versuchen. Und dann mußt du eine Deckung finden. Eine gute Deckung. Am besten wäre eine Höhle, deren Ausgang der Küste zugewandt ist. Verstehst du mich?“
    „Nein“, flüsterte ich lautlos. „Nein, tu es nicht, Castor. Laß es sein. Laß alles sein. Fliegt ab und laßt uns hier. Vielleicht komme ich bis zum ’Friedhof’, vielleicht...“ Baskow fiel mir ein, und ich wußte, daß ich nie zum „Friedhof“ kommen würde. Nie und nimmer.
    „Nun?“ fragte Castor.
    „Fliegt ab“, sagte ich wiederum, und nun war ich wirklich verzweifelt. „Es ist genug an Opfern. Was liegt an mir? Und der Problemator – ich glaube, auch ihr könnt ihm nicht mehr helfen. Er verfällt von Minute zu Minute. Ist immer noch be wußtlos. Fliegt ab und laßt uns hier.“
    „Drei, vier Kilometer also mußt du zurück“, sagte Castor, als hätte er nichts gehört. „Du wirst es schaffen. Ich weiß es. Du kannst alles, Stenström. Du mußt nur wollen!“
    Ich schaltete den Kommunikator ab, und eine schwere Ruhe senkte sich auf mich hernieder.
    Ich tat es dann, wie es die Verliebten tun, wenn sie an den Blättern der Gänseblümchen ihr Glück herauszuzählen versu chen. Nur, daß ich wirklich kein Verliebter war, es hier keine Gänseblümchen gab und sicher auch an Glück nicht mehr viel zu holen war. Soll ich, soll ich nicht? – also.
    Ein abermaliges, mich erbarmungslos überfallendes Stöhnen Baskows entschied dann alles. Es stieß mich in die Verant wortung zurück. Wenn ich vielleicht auch ein Recht hatte, für mich zu entscheiden und die ALGOL fortzuschicken, für ihn zu entscheiden hatte ich kein Recht.
    Ich schaltete mich wieder

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