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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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aufgesprengt war und die sich dahinter auftuende Höhlung düster und stumm zu mir herüberbleckte. Wind hatte sich auf getan und strich über die Bergkämme in den Kessel hinein.
    Ein tiefer und mich gänzlich überschwemmender Kummer erfaßte mich. Ich begriff nicht, warum die Sonne noch am Himmel stand, warum die Sterne silbern und kalt neben ihr blinkten, warum noch die Wolken über den tintenblauen Him mel zogen in einer unberührten Reinheit, die fast schon schmerz haft anzuschauen war.
    Fern noch dachte ich, daß der Explosionspilz, der doch un bedingt hatte dagewesen sein müssen, sicher schon vom Wind über die Berge davongetragen worden war, und ich drückte dann endlich die Frequenztaste und schrie in meinen Kommunikator hinein: „Hört auf! Hört doch bloß schon auf mit dem Ge schwätz! Holt uns hier fort und schweigt! Schweigt!“
    Heute verstehe ich, wie dieser Ausbruch in der Kommando zentrale der ALGOL gewirkt haben mußte. Ich verstehe auch, daß mein Gerät wohl nicht mehr ganz intakt gewesen war, denn sonst hätte zumindest noch ein grünes Lämpchen da oben glimmen und anzeigen müssen, daß einer überlebt hatte. Doch Schock hin und Schock her – der einzige, der wirklich einen Anspruch auf seinen Schock hatte, der war ich!
    Die Stimmen brachen denn auch ab, als hätte einer mit der Axt dazwischengehauen. Es verging eine endlose Weile, ehe ich Castors nun sterbensleise und rauh klingende Stimme fra gen hörte: „Wer spricht dort? Melde dich, Junge! Komm! Komm schon! Wir werden dich ja herausholen, und wenn die Welt untergeht darüber!“
    Ach, dieser Commodore! Die Welt war ja schon unterge gangen! Was wollte er denn noch?
    „Stenström spricht hier“, sagte ich und zwang mich gewaltsam zur Ruhe. „Sie sind alle tot, und nur Baskow habe ich hier bei mir. Er muß aber auf den Operationstisch, und das so schnell wie möglich.“ Und ich brach noch einmal aus, als ich spürte, daß der Erste Navigator mir ins Wort fallen wollte: „Nein, nein und nochmals nein! Es hat keiner überlebt! Ich kann es sehen von hier oben! Es ist ganz und gar unmöglich, daß noch jemand davongekommen ist. Die Elektronit-Panzerungen sind von den Fahrzeugen geschmolzen wie Wachs. Ihr könnt euch ausrechnen, was das bedeutet! Macht dem Irrsinn ein Ende und holt uns hier fort!“
    „Du mußt mir aber dennoch sagen, wie es da unten aussieht, Junge“, beharrte der Commodore sanft, und ich wunderte mich nun weder über das Du noch über den „Jungen“. Es war schon alles gleich, und vielleicht auch hatte er recht.
    So schilderte ich ihm denn, was ich sehen konnte, und mög licherweise war das wenig genug oder bereits schon zu viel.
    „Ja, ja“, sagte Castor immer wieder dazwischen. Und er sagte auch still: „Ich habe nämlich kein Bild hier oben. Die Sonden gelangen nicht tief genug hinunter. Du mußt schon ver stehen, daß wir darüber sprechen, was noch getan werden kann.“
    „Gar nichts ist zu tun“, erwiderte ich erschöpft. „Holt uns doch endlich hier weg.“
    „Ich werde einen Aufklärungstrupp hinunterschicken“, sagte Castor. „Wir haben nicht die Absicht, im Kessel selbst zu lan den. Wir werden in der Klamm runtergehen, ein paar Kilo meter von dir entfernt. Die Leute werden sehr rasch bei dir sein. Wir werden dich holen. Den Problemator auch. Sei ganz ruhig.“ Und er wollte noch wissen, was mein Dosimeter anzeige. „Bei diesen Werten kannst du etwa eine Stunde lang noch dort bleiben“, meinte er dann. „Aber besser ist es, du ver suchst ein wenig Deckung zu finden. Und nimm Baskow mit! Mut! Bald ist alles ausgestanden! Wir sind ja bei dir. Halt den Kopf hoch!“
    Ich dachte, daß mir wieder das Wasser in die Augen stei gen würde, aber ich weinte nicht. Ich fühlte, daß ich sehr müde war, doch ich überwand mich und zog Baskow mit mir unter die Felsplatte. Zum Schluß schaute ich nur noch stumpf vor mich hin.
    Es dauerte dann auch nicht lange. Bereits nach einer Viertel stunde etwa vernahm ich ein fernes Sausen und Pfeifen, das sich mit Sturmeseile näherte und stetig anschwoll. Sie mußten den Abstieg mit mindestens fünf g auf Tantalus hinunter ein geleitet haben, denn sonst hätten sie noch längst nicht dasein können.
    Ich seufzte vor Erleichterung. Ich rieb mir die wieder dumpf schmerzende Stirn und konnte es dann einfach nicht lassen und trat hinaus auf das Felsband. Die Rettung war nicht mehr fern! Dort oben, wie in den alten Sagen, nahte sie aus himmlischen Höhen!
    Ich schrie dann

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