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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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deutete zu den bananenkrummen Metallkörpern hin auf, „die könnten durchaus ein ganz ordentliches Magnetfeld erzeugen, wenn sie dafür eingerichtet sein sollten.“
    „Ich dächte eher, es sind ’n bißchen breitgelaufene Bogen lampen“, mischte sich Kraneis ungeduldig ein. Ich bemerkte einen eigenartig gespannten und auch wohl etwas unruhigen Zug in seinem Gesicht. „Was stehen wir hier herum, Leute? Vom Rätselraten wird’s nicht anders.“
    Ich blickte mich noch einmal um. Außer der Trasse da, die direkt in den Fels einschnitt, führte kein weiterer Weg zur Platt form hin, weder vom Tal herauf noch sonstwoher. Wenn Gossel s Annahme stimmte und das hier eine Art Umschlagplatz war, dann gab es nur einen einzigen Weg, den das, was auch immer hier transportiert worden war, außerhalb des Bereichs dieser Anlage genommen haben konnte: den durch die Luft! Und das Plateau war dann so etwas wie eine Art Start- und Landerampe und Umladeplattform zugleich.
    Wir machten uns endlich auf und betraten die Trasse. Auch sie war glatt wie die Rampe, streckenweise jedoch in ihrer ganzen Breite verschüttet von Geröll und Quadern, und die Masten standen an ihrer linken Seite im regelmäßigen Abstand von etwa fünfzig Metern. Bald schon schlossen uns zu beiden Seiten die immer höher aufstrebenden Gebirgswände ein, und die Glätte dieser Wände und ihre unterbrechungslose Linienführung machten dann auch dem Leutnant klar, daß dieser Weg künst lich angelegt worden sein mußte. Über allem jedoch lag unver ändert das blaulich-blasse Licht der Elmsentladungen, und wir schritten klein, zwergenhaft und behutsam Meter um Meter voran. Der Titan hinter uns rückte in gutem Abstand nach, wuchtig, schwarz, drohend und gestaltlos. Es war schon eine Szenerie von atembeklemmender Unwirklichkeit.
    Eine reichliche Stunde lang schritten wir so voran, und viel leicht hatten wir knappe drei Kilometer zurückgelegt während dieser Zeit. Ringsum hatte sich nichts geändert, die Masten kamen einer um den anderen heran und blieben hinter uns zu rück, der Weg selber wandte sich mal nach links, mal nach rechts, führte jedoch ständig tiefer in das Gebirge hinein, und schließlich war gar nicht mehr auszumachen, wo da oben, hoch, sehr hoch über uns, die Felswände eigentlich endeten und der Himmel begann. Wir kamen uns vor wie am Grunde eines endlos tiefen Schachtes. Und dann auf einmal, nach dieser guten Stunde eben, sahen wir schon von weitem das Ende der Trasse. Eine Gesteinswand stellte sich quer, etwas wie ein riesiges, matt reflektierendes Viereck war deutlich darin zu erkennen, und das bedeutete nun wohl den Schluß unseres Marsches.
    Zögernd und irgendwie auch enttäuscht – jedenfalls soweit es mich betraf – legten wir diese letzte Strecke noch zurück, und dann standen wir da und schauten uns an. Es war eindeutig ein fest geschlossenes Tor, das uns das weitere Vordringen ver wehrte. Es sah aus wie aus brüniertem Stahl gefertigt, doch es fand sich keine Klinke, kein Griff, kein Knopf, nicht einmal ein Haarriß, der eine Fuge oder ein verborgenes Scharnier an gedeutet hätte. Der letzte Mast stand etwa fünfzehn Meter vor diesem Tor, und das war alles. Ein paar kleine Steine lagen noch herum.
    „Sauber! Sauber!“ sagte Gossel. „Was machen wir nun?“
    „Wahrscheinlich konnten wir auch gar nichts anderes erwar ten“, entgegnete ich, wandte mich langsam um und blickte den Weg zurück, den wir gekommen waren. „Wer weggeht für min destens fünfhundert Jahre, wie du da behauptet hast, der macht eben die Tür hinter sich zu.“ Der Titan war dicht hinter uns zum Halten gekommen, und an ihm vorbeischauend bemerkte ich, daß die Trasse ein leichtes Quergefälle nach links zu hatte, dorthin, wo die Masten standen. „Möchte wissen, wo eigentlich das ganze Wasser bleibt“, sagte ich noch. „Bei diesen schweren Regenfällen hier. Das muß doch nach fünf Minuten schon einen halben Meter hoch stehen, wie in einem Kanal.“
    „Schauen Sie mal dorthin“, sagte da einer unserer Begleiter aus der Mannschaft, der ein wenig abseits stand. Er deutete auf eine Stelle, etwa fünf Schritte vor dem letzten Mast. „Ich hab’s schon den ganzen Weg über bemerkt. Nach jedem vierten dieser Dinger kam so ein Gitter da im Boden.“
    Ich ging hin und sah es mir an. Es war tatsächlich ein Gitter, aber eines, das in den gewachsenen Felsboden wie hineinge- stanzt erschien. Da konnte das Wasser natürlich ablaufen. Aber wie sie das gemacht

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