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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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Mast, links drüben, stand sogar bis zur halben Höhe regelrecht begraben im Steinschutt.
    Wir schauten uns sorgfältig alles an. Die drei Männer der Besatzung folgten uns in einigem Abstand mit einsatzbereitem Weyr. Ich war ein wenig unwillig darüber, doch ich konnte es nicht ändern. Das Reglement war wie das Gesetz, ich begann es langsam zu begreifen.
    Die Masten selbst waren von einer Farbe, die an hellen Be ton erinnerte, doch bestanden sie keineswegs aus Beton. Ihre Oberfläche war vielmehr glasglatt und anscheinend bis in eine Tiefe von etlichen Millimetern hinein auch durchsichtig. Oben, an den Tragarmen, waren seltsame, luftschiffartig geformte Körper befestigt, leicht gekrümmt dabei, wie eine Banane, und die glänzten mit hellem, metallischem Schimmer. Auffällig war, daß auf den Masten selbst das Elmsfeuer nicht in Erscheinung trat, während es zum Beispiel auf den Läufen unserer Weyr- Werfer sofort aufgeflammt war, nachdem wir das Feld ver lassen hatten.
    „Ich würde sagen, daß sich hier seit etwa fünfhundert Jahren nichts mehr getan hat“, äußerte Gossel schließlich nachdenklich.
    Wenn ich etwas hasse, dann ist es diese selbstsichere Art, mit der manche Wissenschaftler ihre Erkenntnisse vortragen, als seien diese unerschütterlich wie der Weltengang selbst. Auch Gossel hatte gelegentlich etwas von dieser Art an sich, und die Erkenntnis, die er hier gerade vortrug, die paßte mir nun über haupt nicht. Ich schaute ihn unwillig und vielleicht auch eine Spur fragend an.
    „Na ja“, erklärte er, „wenn es wesentlich länger her wäre, dann hätte die Witterung schon deutliche Spuren auf dem Plateau hinterlassen, Auswaschungen, Zernarbungen. Und das ist ja kein Kalkstein hier, das ist harter Fels, Tiefengestein, Gra- nitoide, wenn mich nicht alles täuscht. Und wenn es wesentlich kürzer her wäre, dann glaube ich nicht, daß sich die Stein- schläge schon so breit hätten machen können, wie es tatsächlich der Fall ist. Schau dir doch die Brocken mal an“, und er hielt mir einen der Steine vor die Nase, „sieh doch, hier, da hat am Rand schon die Verwitterung eingesetzt, dort auch. Der liegt schon mindestens drei-, vierhundert Jahre auf einer Stelle. Aber der hier“, und er hob einen anderen auf, „da sind alle Kanten und Bruchstellen noch hell und glatt. Der kann vor höchstens fünfzig Jahren heruntergekommen sein. So ist das, und nicht anders. Ich kann mich um hundert, hundertzwanzig Jahre nach oben oder unten irren, doch nicht um mehr.“
    Es war wohl wirklich so. Ich sah es ein. Etwas wie eine leise Enttäuschung wollte sich in mir breitmachen. Fünfhundert Jahre! Mein Himmel! Wer immer das hier errichtet hatte, er hatte sich während dieser Zeit nicht mehr um die Instandhaltung geküm mert. Und das schien mir schon schlimm.
    „Wozu kann das Ganze gedient haben?“ fragte ich ratlos.
    Der Leutnant zuckte bloß die Schulter, doch Gossel kaute überlegend auf der Lippe herum und kniff die Augen zusam men. „Eine Art Verladebahnhof“, sagte er schließlich reichlich überraschend.
    Ich war verblüfft. „Na, hör mal!“ sagte ich. „Wenn an den Masten wenigstens so etwas wie ein Fahrdraht installiert wäre, und hier unten und auf der Trasse so was wie Schienen oder wenigstens Radspuren...“
    „Fahrdraht! Radspuren!“ Gossel spuckte aus. „Hinterläßt un ser Titan vielleicht Radspuren? Traust du den Leuten hier so was Primitives wie eine uneffektive Elektrotraktion auf Schienen zu? Ausgerechnet du? Der Mann vom Parzival? Ich denke, du hast Phantasie?“
    Er hatte abermals recht. Ich war wohl nicht ganz auf der Höhe in jenen Minuten. Die fünfhundert Jahre, die verstrichen sein sollten, hatte ich immer noch nicht gänzlich verwunden.
    „Schau mal“, sprach Gossel weiter, „andererseits ist, wenn es darum geht, große Mengen von Lasten und diese ständig auf gleichem Wege zu transportieren, eine fest installierte Anläge, wie diese hier eine sein könnte, könnte, sage ich, immer noch das wirtschaftlichste.“
    „Aber die Energiezuführung...“, wandte ich vage ein.
    „Was wissen wir schon über die Art, wie die ihren Energie transport handhaben. Denk mal an den Quecksilbersee auf Parzival. Oder hack doch den Boden zwischen den Masten auf. Vielleicht läuft da ein Kabel“, erwiderte Gossel.
    „Aber...“ begann ich noch einmal.
    „Ja, ja, ja!“ sagte Gossel. „Ich weiß es auch nicht. Unter Um ständen eine Bahn auf Magnetpolstern. Die Dinger da oben“, und er

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