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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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gelegen hatte – mochte ich es mir nun eingestanden haben oder nicht – , sie war endlich von mir genommen. Ich war dabei der Motor gewesen, immer wieder, daß diese Reise über haupt zustande gekommen war, und dies alles nur auf eine ge wagte Kombination und Vermutung hin, die bisher durch nichts gerechtfertigt worden war, denn nicht einmal das Verschwinden unserer vier Kameraden hatte bis zu dieser Stunde – im streng logischen Sinne – einen Nachweis dargestellt, daß hier andere Kräfte, wenn auch unbekannter Art, als die der reinen Natur am Werke gewesen waren. Doch nun hatten wir unseren Gal gen, nun hatten wir unseren Träger, ein eindeutiges, zweckbestimmtes Bauwerk von intelligenter Hand, und damit hatten wir sie endlich auch selbst und eindeutig: die Spur der Tantaliden! Es gab keinen Zweifel.
    Wir berieten, ob wir ausbooten sollten oder nicht. Gossel war dafür, Kraneis war dagegen. „Der Neigungswinkel ist nicht so, daß wir’s nicht schaffen könnten. Bis zu der Stufe da kommen wir hoch.“ Das entschied. Das Triebwerk des Titans ging offen sichtlich auf Höchstleistung, das bisherige ruhige Summen stei gerte sich zu einem zornigen Brummen, und Meter um Meter klomm unser Ungeheuer von Panzerfahrzeug den Hang hinan. Oben staunten wir wieder. Ein Plateau war in die Wand ge schnitten, so glatt wie mit dem Rasiermesser herausgetrennt. Eine richtige Plattform, gut fünfhundert Meter lang und wohl dreihundert breit. Und der Mast, den wir von unten aus gesehen hatten, war keineswegs der einzige. Eine ganze Kette von ihnen stand am hinteren Rand der Fläche, gleichsam an den dort wieder steil aufschießenden Fels angelehnt, und nach rechts weg tat sich eine Spalte im Gestein auf, auch diese vielleicht künst lich angelegt, eine Klamm, eine regelrechte Trasse, auf der die Masten, in der Perspektive immer kleiner werdend, im gespen stischen Zwielicht der elmsfeuererhellten Nacht in der Ferne verdämmerten.
    Wir schwiegen lange, überwältigt und erschüttert.
    „Was nun?“ fragte Kraneis endlich leise.
    „Tja“, sagte Gossel ungewiß.
    „Du bist der Chef hier“, sagte ich zu ihm. „Parthus’ Stellver- treter, nicht wahr?“ Es war das erste Mal, daß ich ihm sein Du von jener Krisenberatung noch in der alten Station zurückgab.
    „Ja“, sagte Gossel. Er lächelte. „Also doch ausbooten! Du, der Leutnant, ich und drei Mann von der Besatzung. Der Titan folgt uns, solange es geht. Der Sprechfunk auf kürzere Entfer nung wird ja wohl klappen.“
    „Sie haben noch keinen bei Nacht geholt“, sagte ich noch zu unser aller Beruhigung.
    „Ich weiß“, bestätigte Gossel. „Aber, wenn ich mich recht er innere, es war auch noch niemand bei Nacht sehr weit von der Station fort.“
    Da hatte er nun auch wieder recht. Doch uns blieb schon gar keine andere Wahl mehr.
    „Auf der ALGOL werden sie am Peilstrahl sehen, daß wir nur noch langsam vorankommen“, meinte der Leutnant. „Der Alte wird die Relais klappern lassen auf Teufel komm ’raus. Doch wir können ja wirklich nichts dafür, daß wir uns nicht melden können.“
    „Warum eigentlich nicht?“ wollte ich wissen. „Wir haben doch Laser an Bord.“
    „Wegen der aufwendigen Steuereinrichtung“, sagte Kraneis. „Was glauben Sie, was dazugehört, um von einem sich fortbe wegenden Fahrzeug aus, bergauf und bergab, einen Sendestrahl über Hunderte von Kilometern hinweg millimetergenau auf den Empfänger zu setzen.“
    Da war also auch das geklärt. Der Leutnant übertrug einem Bootsmann das Kommando über den Titan, dann wurde für uns eine Lücke im Feld geöffnet, und wir setzten endlich den Fuß auf das Plateau. Einer der Männer hatte mir seinen Weyr leihen müssen, weil ich meinen eigenen im Lager im Astrachan hatte hängenlassen. Kraneis bestand darauf, daß ich nicht un bewaffnet das Feld verließ.
    Gossel kniete sich hin, strich mit der Hand über den Boden, setzte einen kleinen, doch lichtstarken Handscheinwerfer in Be trieb und begutachtete aus nächster Nähe und mit fast witternd aufgeworfener Nase die Oberfläche des Gesteins. „Kaum zu glauben“, murmelte er. „Wahrhaftig so glatt wie geschliffenes Parkett.“
    Dennoch sahen wir bald alle, daß die Zeit nicht gänzlich spu- renlos an der Anlage vorübergegangen war. Oben von den Felswänden war Geröll abgerutscht. Im Hintergrund lagen ein paar beachtliche Blöcke, waren beim Aufsturz teilweise zer borsten und hatten Risse und Sprünge in die Plattform geschla gen. Der allerletzte

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