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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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hatten und wohin das Wasser lief und ob es vielleicht nicht doch etwas ganz anderes war, möglicherweise so etwas wie eine Lüftung, das mochte der Kuckuck wissen.
    Als ich an das Tor zurückkam, konnte ich gerade noch hören, wie Kraneis langsam sagte: „Ich schneid’s auf!“
    „Den Teufel werden Sie tun!“ entgegnete ich aufgebracht.
    „Ich schneid’s trotzdem auf!“ Er hatte Augen, der Leutnant, die ihm wie dunkle Höhlen im Gesicht lagen.
    „Schluß mit dem Gerede!“ fuhr nun Gossel ihn an, doch das klang längst nicht mehr so forsch wie vorhin noch auf dem Pla teau. „Wir wollen lieber nachdenken. Irgendwie müssen sie das doch auf- und zugemacht haben, und womöglich sogar sehr geschwind und auf eine leicht zu praktizierende Weise. Wäre eigentlich ganz schön, wenn jetzt die Bildverbindung mit Castor langsam wiederkäme.“
    Es war letzten Endes wie die Panzerkuppel auf Parzival. Wenn sie ein und sei es auch noch so einfaches Codesignal ver wendet hatten, kamen wir ohne Gewaltanwendung nie hinein. Wir wußten nichts über die Frequenz, die Wellenlänge, über den Code selbst.
    „Ich schneid’s auf!“ sagte Kraneis zum drittenmal. Irgend etwas wollte mir kalt den Rücken hinunterlaufen. Ich versuchte mich in den Leutnant hineinzuversetzen, und ich begriff plötz lich die stumme Drohung und Herausforderung, die von dem fest geschlossenen metallenen Riesenmaul da vorne ausgingen.
    Die Büchse der Pandora! dachte ich. Vielleicht ist es wirklich besser, wir lassen den Deckel zu.
    Doch Gossel hatte bereits entschieden. „Wieder einbooten!“ befahl er. „Dann klimpern wir ein bißchen auf den Frequenzen herum, und entweder es klappt, oder es klappt nicht. Dann sollen sich Baskow und die Computer den Kopf zerbrechen.“
    Wir schlossen die Luken über uns, und der Funkmaat be- richtete noch, daß die ALGOL ständig rufe und wissen wollte, warum wir nicht von der Stelle rückten. Gossel quittierte es mit einem Achselzucken und meinte zu Kraneis hin: „Los, laß schon anfangen, Leutnant!“
    Vom sichtbaren Licht war nicht viel zu erwarten gewesen, darüber waren wir uns von vornherein im klaren. Dazu war sicher selbst noch in der Tiefe dieser Klamm hier die Strahlung von Spica während des Tages viel zu lange und viel zu hell. UV und Infrarot waren auch kaum das richtige, wenn sie nicht streng moduliert und codiert eingesetzt wurden, doch für diesen Fall hatten wir, wie bereits bemerkt, ohnehin keine Chance. Doch dann ging der Waffenmaat in den Schallwellenbereich hinunter, kam in die höheren Frequenzen, kam in den Ultra schall, und ein Singen und Ziehen erfaßte den ganzen Titan, so daß uns die Zähne in den Kiefern zu schmerzen begannen. Schließlich war auch das vorbei, und wuchtig und lautlos schwang vor uns der metallene Schild in die Höhe, sprang regelrecht auf wie die Klappe einer gigantischen Kiste und verschwand dann mit sanftem Zischen in horizontaler Richtung längs der Decken begrenzung des Tores. Ein wenig Staub wölkte herab, und dunkel klaffte die Öffnung.
    „Na“, fragte Gossel aufatmend, „seid ihr zufrieden?“ Er wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Wir starrten wie gebannt auf das schwarze Viereck vor uns. Ich weiß nicht, was wir erwarteten; vielleicht, daß eine Feuer zunge hervorfuhr und gierig nach uns leckte, vielleicht auch, daß eine Kompanie Roboter herausmarschiert käme. Doch nichts geschah, und auch von uns sagte lange keiner ein Wort.
    Schließlich seufzte ich auf. „Kaum zu fassen“, sagte ich ton los. „Genau besehen, ist es eigentlich das erste bißchen wirk liches Verstehen, das wir ihren Möglichkeiten an die Seite zu stellen haben. Wir haben keine Gewalt anzuwenden brauchen. Unsere Technik und ihre haben in einem Punkt übereinge stimmt.“
    „Ultraschall!“ sagte der Leutnant. „Wenn das eine Leistung sein soll!“
    Ich achtete gar nicht darauf. „Da wirst du wohl auch mit dem anderen recht haben“, meinte ich vielmehr zu Gossel. „Ich kann es mir richtig vorstellen. Da kommt so ein Züglein angebraust, brüllt mit der Dampfpfeife wie vor einigen hundert Jahren da heim die Bimmelbahn, bloß ein bißchen auf Ultraschall getrimmt hier, und rumms! geht das Tor auf, der Zug donnert durch, und klapp! schon ist’s wieder duster. Was mögen sie bloß hier reingeschleppt haben?“
    „Reingeschleppt?“ Nun war Gossel der Verblüffte.
    „Na ja“, erklärte ich unsicher, „von wegen der fünfhundert Jahre. Ich könnte mir vorstellen, daß sie den

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