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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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tief kobaltblaue Sichtglas im Schutz panzer darbot. Der Fels glühte kirschrot auf unter dem Strahl, flammte heller und heller, begann zu erweichen, zu schmelzen und zu fließen, und schließlich verdampfte die Materie geradezu unter ohrenbetäubendem Kreischen. Es lag ein bitterlicher Geruch in der Luft, und auf der Zunge schmeckte es salzig. Mit dem Gerät kombiniert waren ein Ringkühler und eine Luftauf bereitungsanlage, so daß wenigstens hinter dem Schild für erträgliche Temperaturen und eine ausreichende Sauerstoffzu fuhr für die Atmung gesorgt war.
    Sie schafften mit ihrem Schmelzschneider etwas über einen Meter in der Stunde, und als ich das hörte, mußte ich nun frei lich wieder an Castors Äußerung denken, die sich auf die viel leicht halbkilometerstarke Wand zwischen dem Energiezentrum der Anlage und diesem Raum hier bezog, und ich konnte aber mals nur mit den Achseln zucken. Fünfhundert Stunden, und wenn wir Pech hatten, auch tausend – so lange hier herumzu bohren, würde der Erste Navigator niemals gestatten. Doch vielleicht installierten sie eine Automatik, und dann mochte es immerhin angehen. Wir konnten unseren Marsch fortsetzen, und irgendwann einmal – vielleicht! – würden wir dann auch tatsächlich hier im Berg noch zu Ergebnissen kommen. Vermut lich hatten sie das sogar wirklich vor, denn auf meinem Her weg hatte ich bemerkt, daß sie in der oberen Halle, der mit den großen Metallwürfeln, dabei waren, einen kleinen Fusionsofen zu montieren. Der mochte dann freilich genügend Energie liefern, um das Tunnelschmelzen sogar über Jahre hinweg fort zuführen.
    Die Rückfahrt machte ich ganz fügsam in einem unserer Feldwandler, die eigens für diesen Zweck im Pendelverkehr auf der Trasse eingesetzt waren. Allerdings waren die Dinger eigentlich gar nicht für den Transport von Menschen gedacht, und wenn wir in geschlossener Kolonne marschierten, wurden sie ferngesteuert. Aber Not macht erfinderisch, und so quetsch ten sich denn vier Mann unter den hermetisch geschlossenen Luken zusammen, schwitzten tüchtig und ab ging die Reise, hinter einem der Containerzüge der Tantaliden her.
    Als ich auf dem Plateau ausstieg, sah ich schon von weitem, daß tatsächlich etwas los sein mußte. Ich erkannte Parthus und Gossel und auch Bergander, die ganz links drüben, praktisch dort, wo das Plateau steil abbrach in die Schlucht hinunter, die wir in nächtlicher Stunde mit Kraneis’ Titan heraufgeklommen waren, beieinander standen und aufgeregt etwas zu diskutieren schienen.
    Ich überlegte einen Augenblick, ob es ratsam sei, dem Zwei ten Navigator jetzt schon unter die Augen zu treten, aber als ich dann auch noch Nordins blonden Schopf erspähte, über wog die Neugier, und ich entschloß mich hinüberzugehen.
    Es verlor dann auch niemand ein Wort mehr über meine Extravaganz, und ich war froh darüber, denn ich hätte beim besten Willen nicht mehr zu erklären vermocht, was da vorhin, als ich mich so plötzlich zu jenem verrückten Ausflug entschloß, in mir vorgegangen war. Und schon gar nicht wäre ich imstande gewesen, jemandem verständlich zu machen, welche Zweifel ich da in mir entdeckt hatte und woraus sie resultierten.
    Auch der Leutnant stand bei der Gruppe, Baskow und mit ihnen fünf oder sechs Leute von der Kampftruppe, die wohl dienstfrei hatten. Sie alle befanden sich am äußersten Rand des Schutzfeldes und hatten sogar ein tragbares Videogerät dabei, auf dem ich Castor mit angespannter Aufmerksamkeit in die gleiche Richtung blicken sah wie alle die anderen.
    Man hatte das Hin und Her der Meinungen eingestellt, noch ehe ich vollends heran war, und nun sagte Gossel fast leise: „Da!“ Nur dieses eine Wort.
    Auch ich sah es. Es war wahrhaftigen Himmels genau jenes Flimmern und Flirren, das ich nur zu gut kannte, und unter dem Sobik zusammengeschmolzen war, von meiner Seite praktisch verschwunden, davongetragen wer weiß wohin. Es kam mit Windeseile die Schlucht herunter, zog am Plateau vorüber, spur los, lautlos, kümmerte sich überhaupt nicht um uns, schmiegte sich dort unten aber in jede Krümmung und Ausbuchtung der Klamm hinein und verschwand dann links hinten, schon weit fort, der Küste und dem Meere entgegen. Und kaum war dieser Schub enteilt, so kam schon ein neuer von den Bergen herunter, floß schlierig, flimmerte breit auseinander, ballte sich dann wieder zusammen wie zu einer geheimnisvollen, durch sichtigen Faust, schmolz erneut auseinander und huschte vorbei.
    „Die

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