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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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nerschaft, einem Graben zwischen uns und ihnen, der nur mit Gewalt, notfalls auch mit Waffengewalt zu überwinden war. Und das galt nicht nur in bezug auf die Tantaliden oder diesen Planeten Tantalus oder Spica, nein, das galt offenkundig für den gesamten Raum außerhalb ihrer irdischen Erfahrungen und ihres Wissens. Jedenfalls hatte sich der Leutnant so verhalten, teilweise auch Parthus und Gossel und – ja, ich mußte es mir eingestehen! – auch der Erste Navigator selbst. Die letzte Kon sequenz ihrer Haltung lief jedenfalls darauf hinaus.
    Doch wer hatte nun wirklich recht? Und selbst wenn meine Kameraden unrecht hatten, durfte das für mich Grund genug sein, dem Leutnant mein heiteres Soso! unter die Nase zu reiben und sie alle damit innerlich einfach aufzugeben und zu verlassen? Sie und ich – wir waren die Menschheit auf diesem Planeten, vertraten sie zumindest, und wenn ich mich nun von den Menschen entfernte – mochten sie irren oder nicht – , ent fernte ich mich damit nicht auch von mir selbst? Und wen hatte ich denn wirklich außer ihnen, den Menschen, meinen Freunden und Gefährten? Wer war Tantalus für mich, und was war ich für ihn? Nein, ich hatte niemanden, als sie: Nordin, Gossel, Plecha und sie alle! Und nur sie!
    Ich war ratlos und recht niedergeschlagen, wie ich dort so stand und die Hitzewellen der glutenden Sonne vom nackten Fels erbarmungslos auf mich zurückgeschleudert wurden. Ich strich mir müde mit der Hand über die Stirn und gab es auf, in mir selbst einen Abgrund ausloten zu wollen, an dessen Existenz ich mich erst einmal gewöhnen mußte.
    In respektablem Abstand von den gleitenden und rangierenden Containern stand eine lose Kette unserer Männer, die zum Wachdienst verurteilt waren, und als ich hindurchschritt, weiter in Richtung auf die Waggons zu, wurden mir Grußworte und wohl auch ein Scherz zugeworfen. Bei der Mannschaft jeden falls galt ich, ohne daß ich eigentlich recht wußte, weshalb, als Draufgänger und Dampfaufmacher, und auch dies war wohl eigentlich eher betrüblich als erfreulich. So jedenfalls aber kam man zu einem Ruf, und so auch mochte es wohl von jeher zu Mißverständnissen untereinander gekommen sein. Selbst wenn ich mich jetzt mitten unter sie gestellt und in Nordins Beschwö rungen eingestimmt hätte: Laßt uns abhauen hier! Alles zusammenpacken und fort! – sie hätten es lediglich für einen Scherz gehalten.
    Nordin! Ja, wo war er eigentlich?
    Ich fragte nach ihm, und einer der Posten sagte mir, daß er zum Werkstattwagen gegangen sei. Ich wußte gar nicht, daß wir so etwas auch hatten, und das Bild einer altehrwürdigen, fauchenden Feldschmiede drängte sich meiner Einbildung auf, der helle Klang von Hammerschlägen auf Amboß und glühen den Stahl.
    Ich zuckte die Achsel und wandte mich ab. Hatte Baskow nicht gesagt, ich sollte Nordin gewähren lassen? Nun, ich ließ ihn.
    Einer Eingebung folgend, schritt ich weiter auf die Container zu, und noch ehe mich die überraschte Zurufe ausstoßenden Männer hatten daran hindern können, hatte ich mich in einen der Waggons, die sich gerade sanft für die Rückfahrt zur gro ßen Ladehalle in Bewegung setzten, hineingeschwungen. Mochten sie nun auch hinter mir her schreien und Winken, im Grunde würde es ihnen wohl nur imponieren und dem Bild des „tollen Kerls“, der ich für sie war, einen weiteren Akzent hinzufügen. Als mir dies einfiel, war es allerdings bereits zu spät, um wieder auszusteigen. Ich seufzte vor mich hin.
    Doch dann wollte ich auch gar nicht wieder aussteigen. Der Zug war auf die Trasse hinausgeglitten, hatte den Bereich un seres Schutzfeldes verlassen, doch ich dachte nur flüchtig an die Gefahr, die ich damit auf mich nahm. Es war eigentümlich und auf seltsame Art tief bewegend, wie ich da als Erden mensch mit Hilfe der Technik von Lebewesen, die uns noch immer gänzlich fremd und unbekannt waren, auf der Ober fläche eines Planeten, der uns ebenso fremd und unbekannt war, sausend dahin fuhr. Die Fahrmasten zu meiner Linken eilten mir einer nach dem anderen entgegen und versanken so gleich wieder hinter mir in der Verlorenheit der so tief in den Fels eingeschnittenen Schlucht. Der Wind wühlte mir in den Haaren – nicht einmal den Schutzhelm hatte ich bei mir! – , und das Licht der Spica brannte hell und lodernd auf das weiß-bräunliche, glatte Gestein herab. Dann und wann warf sich ein tintenschwarzer Schlagschatten von einer hoch oben vorspringenden Felsnase quer über die

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