Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
Vom Netzwerk:
sagte er. „Ob man das Feld wohl bis zur Mittellinie der Schlucht ausweiten kann? Lokal nur. Einen etwa drei bis vier Meter breiten Schlauch brauche ich.“
    „Da hinunter?“ fragte Parthus verblüfft.
    „Ja“, sagte Nordin. „Ich habe mir nämlich wirklich etwas ein fallen lassen.“ Er gab dem Mann mit der Kiste ein Zeichen, und der ließ die Verschlüsse aufschnappen. Was zum Vor schein kam, war einleuchtend, klar und dennoch zugleich irgend wie komisch. Es mutete fast altertümlich an.
    Nordin hatte ganz einfach einen Tierversuch vorbereitet. Ka ninchen wollte er einsetzen, herrlich weiße Kaninchen mit freundlichen rot schillernden Augen. Weiße Wiener hießen die wohl, aber vielleicht hatten die auch blaue Augen, und dann wußte ich es wirklich nicht so genau, und das da waren dann echte Albinos. Aber woher er die hatte! Die Laderäume der AL GOL mußten unerschöpflich sein.
    Wir alle schauten recht verblüfft auf die Geschichte. Da drau ßen die brummelnden Sonden, die uns nicht zu helfen vermoch ten, und hier diese friedlichen, harmlosen Tiere. Es war schon ein beachtlicher Gegensatz.
    Der Erste Navigator räusperte sich vom Schirm her und meinte kurz: „Erläutere uns das, Nordin.“
    Das tat der dann auch. Er trug vor, daß es zwar wichtig sei, die Natur der dort unten vorüberziehenden Energieschübe zu ergründen – ja, er sagte: Energieschübe! – , da wir das jedoch augenscheinlich noch nicht vermochten, sei es dann doch wenig stens angebracht, ihre Wirkungsweise auf Warmblüter, genauer gesagt auf Säugetiere, zu welcher Spezies ja auch der Homo sapiens gehöre, zu erproben. Deshalb die Kaninchen.
    „Das ist ja der reine Empirismus“, hörte ich Bergander.
    Doch Nordin achtete gar nicht darauf. Er zeigte uns, daß einige der Tiere völlig ungeschützt auf verschiedenartigen Un terlagen fixiert waren. Einige saßen in oben offenen Behältern, andere wieder befanden sich auf einer Metallunterlage, die eine Vorrichtung zur Erdung besaß, eine Art Blitzableiter also, ein Tier war in einen Käfig eingesperrt, der mich sogleich an den entsprechenden Versuch von Faraday erinnerte, Anno Tobak, und die übrigen befanden sich in geschlossenen Behältnissen aus unterschiedlichem Material. Die Skala reichte da vom ein fachen Plastikbehälter über die Glasglocke bis hin zum herme tisch geschlossenen Bleiwürfel.
    Ich hatte Angst, daß das Tier, welches sich in letzterem befand, ersticken könnte, doch Nordin machte bloß ein verächt liches Gesicht und wies uns auf ein kaum vernehmbares Zischen hin, das aus dem Bleiwürfel hervordrang. Da hatte er also so gar eine winzige Atemluftaufbereitungsanlage in dem Behälter installiert. Er war auf seine Art schon einmalig, dieser Nordin.
    „Warum eigentlich nicht?“ äußerte Baskow nachher zögernd, und wir alle nickten dazu.
    „Dennoch“, sagte Castor noch, „Kaninchen und Menschen – meint ihr nicht, daß sie das vielleicht doch auseinanderhalten können?“
    „Wenn sie es auseinanderhalten, wissen wir schon genug“, ent gegnete Nordin. „Es handelt sich ja schließlich wirklich um das gleiche Flirren und um die gleichen Schlieren, wie Stenström sie schon einmal gesehen hat. Und wenn sie’s nicht auseinanderhalten – nun, dann wäre das Experiment erst richtig gelungen.“
    Er bekam seinen Feldschutz bis hinunter auf die Sohle der Schlucht, und dort baute er mit Hilfe des Maates alle seine Tiere auf der zu einer Art Platte auseinandergeklappten Kiste in einem sauberen Viereck auf. Zum Schluß verankerte er noch sorglich die verschiedenen Erdschlüsse, die er vorgesehen hatte, in dem vom nächtlichen Regen feuchten Geröll.
    Was dann geschah, war unheimlich, überwältigend und den noch nicht neu – für mich jedenfalls nicht.
    Die Schlieren hatten sich, während das Feld über dem Tal ruhte, teils rechter Hand an ihm vorbeigeschoben, beschleu nigter dort dahineilend, wie Wasser, das in ein engeres Rohr gezwungen wird, teils waren sie am Feld emporgeklommen, bis in unsere Höhe hinauf und weiter, und hatten sich dann dar über hinweggeschoben, um auf der anderen Seite sogleich wie der in die Klamm hinunterzugleiten. Nun aber, da nichts mehr außer den still vor sich hin nuckelnden Tieren ihren Weg ver sperrte, zogen sie wie vorher im steten Gleichmaß dicht über dem Schluchtgrund dahin. Und es geschah, wie es wohl ge schehen mußte.
    Einige der Schlieren begannen plötzlich um die Tiere herum zufließen. Es sah aus, als tasteten sie neugierig

Weitere Kostenlose Bücher