Die stummen Götter
kel.
Ekenberg machte wieder Licht, und Nordin sagte schwer zu Bergander hin: „Beweis? Wofür? Daß einer etwas eher zu fressen versucht, als es die Spica frißt?“
Seine Worte wirkten wie ein Keulenschlag auf uns. Er wandte sich stumm ab und ließ uns allein.
Nachher war es Baskow, der noch eine letzte Frage stellte. „Und welchen Zeitvorsprung haben die Schlieren am Obelis ken?“
„Unsere Kartographie zugrunde gelegt“, erwiderte Ekenberg, „etwas über eine Stunde.“ Er lächelte schwach. „Ich habe auch schon darüber nachgedacht, Problemator. Warum sind sie – nun, sagen wir ruhig: so langsam? Rund achthundert Stunden kilometer – unsere Steiggleiter allein fliegen schon Mach 3, wenn’s sein muß. Aber angenommen, diese Wolken oder Schlie ren oder was auch immer es ist, die sind so etwas wie ein Voraustasten, eine Art Fühler, und die Rückmeldung selbst erfolgt mit Lichtgeschwindigkeit, und auch der eigentliche Schlag da nach, dann sind fünf Sekunden Zeitvorsprung unten an der Küste gerade noch ausreichend – aber eben nur dann! –, wenn alles vom Obelisken herkommt und auch dorthin zurückführt. Wie gesagt, bis zur Küste. Das Meer selber kann sie nicht mehr interessiert haben. Und wie es nach der anderen Seite zu aus sieht, ins Innere des Kontinents hinein, das weiß ich nicht. Mög licherweise – und wenn sie das ganze Festland im Auge hatten – könnte nach dorthin der Zeitvorsprung am Obelisken noch viel größer sein, denn es handelt sich da hinunter ja um Tau sende von Kilometern. Immer vorausgesetzt, daß alles so ist wie bei uns hier auf dieser Seite der Berge.“
„Dann also“, sagte Baskow, und nun erhob auch er sich und wandte sich dem Ausgang zu, „dann sind sie in der Lage, die Strahlungsausbrüche auf Spica vorauszuberechnen. Das ist unerhört und unglaublich. Ich werde den Commodore unterrichten müssen. Das ist das Wichtigste, was wir bisher überhaupt herausgefunden haben.“
Ekenberg stand und schaute uns alle an und lächelte fast hilflos und so, als wolle er um Entschuldigung bitten für das, was er uns gezeigt hatte.
VIII
Parthus hatte recht gehabt. Das Gelände war wirklich schwierig geworden. Ohne die Multi-Roover wäre unser weiteres Voran kommen sicher noch langsamer vonstatten gegangen, als es ohnehin schon der Fall war.
Nun aber schwebten die eigentlich eher plump als wendig wirkenden, walzenförmigen Silbervögel schon den dritten Marschtag über uns und dirigierten die Kolonne jeweils in die Richtung, welche die günstigsten Bedingungen für unsere Fahrzeuge zu bieten schien.
Dennoch war – wie gesagt – aus unserem geschwinden Da-hinsausen über die Ebenen unten an der Küste schon lange ein mühsames Vorwärtsquälen geworden. Zwei der Multis flogen voraus, aber immer in Sichtweite bleibend, und die beiden an deren bildeten die Nachhut. Unten, am Boden jedoch, wech selte sich Kraneis alle zwei Stunden mit Oberbootsmann Häge rup in der Führung der Marschgruppe ab. Die Titans hatten ordentlich zu tun dabei. Schmale Saumpfade, auf denen kaum ein Maultier vorangekommen wäre, schmolzen sie mit ihrem Feld zu befahrbaren, sechs Meter breiten Bahnen auf. Über hängende Felsbogen knipsten sie weg, in enge Durchlässe sandten sie die Glut ihrer Werferkugeln und brannten uns, im wahrsten Sinne des Wortes, den Weg frei.
Wenn man hinten im Astrachan saß, im offenen Luk, doch unter dem geschlossenen Feld, dann hörte man das Donnern und Poltern der Explosionen, mit denen sie da vorn freie Bahn schafften, ohrenbetäubend über die Fahrzeuge hinwegrollen, und zugleich schoß ein ständiger Strom von Funken und Flam men und bis zur Weißglut erhitzter Gesteinstrümmer über das Feld hin und verlor sich hinter uns. Es war, als mahle eine schreckliche, langsame, aber geduldige Mühle mit allen Feuern der Hölle das ganze Gebirge um und um.
Trotz aller Schwierigkeiten des Marsches jedoch, und obwohl wir unseren Zeitplan bereits sträflich überschritten hatten, konnten wir wohl mit dem bisher Erreichten durchaus zufrieden sein, wenn ich selbst dies auch keineswegs war.
Parthus jedenfalls hatte sich als ein wirklich hervorragender Organisator erwiesen. Was war aber auch alles zu bedenken, wenn es darum ging, solch eine Expedition wie die unsrige zu führen und abzusichern!
Der Zweite Navigator hatte die Steiggleiter nachrücken las sen und sie auf jenem Plateau bei dem von uns aufgefundenen Bergwerk stationiert. Die glatte, ebene Fläche bot sich als ideale
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