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Die Stunde der Gladiatoren

Die Stunde der Gladiatoren

Titel: Die Stunde der Gladiatoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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die Christen, mag den Gott anbeten, den er verehrt. Hauptsache, er stellt sich in den Dienst des Staates.«
    Â»Und du?«, fragte Varro, kaum fähig, dem stechenden Blick des Kaisers standzuhalten. »An was glaubst du?«
    Â»Na, an was denn wohl!«, stieß Konstantin barsch hervor, beinahe wieder der Alte. »Ich glaube an meine Mission, ich glaube daran, dass ich auserkoren bin, Rom vor dem Untergang zu bewahren, es zu einen und zu alter Macht und Stärke zurückzuführen.«
    Â»Und was, wenn es dir nicht gelingt?«
    Â»Dann wird es untergehen, wenn nicht jetzt, dann in ein paar Generationen.«
    Â»Ich fürchte, da muss ich dir widersprechen. So lang es diese Welt gibt, wird Rom nicht untergehen.«
    Â»Typisch Gaius – Optimist bis zum bitteren Ende.« Der Kaiser nahm die Wanderung wieder auf. »Begreif doch endlich: Die Zeiten, denen du nachtrauerst, sind vorbei! Was auch geschieht, kein Mensch wird auf die Idee kommen, die Republik zum Leben zu erwecken. Cato, Cicero und all deren hehre Ideale gibt es nicht mehr. Und wie die Dinge liegen, wird es sie auch nie mehr geben. Jetzt, wo es ums Ganze geht, sind andere Tugenden gefragt: Macht, Stärke und Entschlossenheit. ›Senat und Volk von Rom‹ – wenn ich so etwas schon höre! Und überhaupt: Wer ist denn schon das Volk? Etwa alle, die innerhalb der Grenzen des Imperiums leben – Italiker, Gallier, Afrikaner, Asiaten? Sie alle sollen mitreden dürfen? Ich will dir mal was sagen, Gaius: Auf Volkes Stimme zu hören, ist das Gefährlichste, was man tun kann. Blanker Wahnsinn, wenn du mich fragst. Nein, nein: Alles, was es braucht, um die Plebs bei Laune zu halten, sind Zerstreuungen, Brot und rauschende Feste. ›Panem et circenses‹ – glaub mir, Gaius, Juvenal hat seine Römer gekannt. Nichts gefährlicher, als ihnen das Gefühl zu geben, sie hätten etwas zu sagen. Käme es so weit, wäre dies unser Untergang. Das kannst du doch nicht wollen, oder? Na also. Es geht ums Überleben, da können wir uns solche Mätzchen nicht erlauben.«
    Â»Wie recht du doch hast, Konstantin. Es geht ums Überleben – um dein Überleben.«
    Hellhörig geworden, blieb der Kaiser stehen. »Was willst du damit sagen, Gaius?«
    Varro tat es ihm gleich. »Ich will damit sagen, dass man dir nach dem Leben trachtet. Dir dies mitzuteilen bin ich hier.«
    Â»Deswegen also der Auftritt von vorhin – verstehe.«
    Der Anwalt wollte etwas entgegnen, doch der Kaiser kam ihm zuvor. »Wer sind sie, Gaius?«, herrschte er seinen alten Freund an. »Wer wagt es, schmählichen Verrat an mir zu üben?«
    Jäh aufgeschreckt, blieb Varro vorerst die Antwort schuldig.
    Â»Wer sind sie, Gaius – rede!«
    Und Varro redete.

    *

    Â»Und was wirst du jetzt tun?«, fragte Varro, nachdem er geendet und abgewartet hatte, wie der Freund aus Jugendtagen reagieren würde. »Wenn du zögerst, setzt du dein Leben aufs Spiel.«
    Tief in Gedanken, zeigte Konstantin keine Reaktion. Dann aber, nach einem kurzen Seitenblick auf Varro, schien das Blut in das bleiche Antlitz zurückzukehren und er begann, vor dem Anwalt auf und ab zu gehen. »Chrysaphius!«, stieß er mit ohnmächtigem Zorn hervor. »Jetzt wird mir einiges klar.«
    Â»Wie meinst du das, Herr?«
    Â»Kurz vor Beginn des Festzuges hat mich die Nachricht erreicht, dass der Oberhofmeister tot aufgefunden wurde.« Reglos wie eine Statue, stierte der Kaiser vor sich hin. » Erstochen .«
    Varro senkte den Blick und schwieg.
    Â»Aber nicht mit mir, Verräter, nicht mit mir.« Ohne Varro eines Blickes zu würdigen, eilte der Kaiser den Korridor entlang, steuerte auf den Eingang zu und rief etwas, das der Anwalt nicht verstand. Dann gesellte er sich wieder zu seinem Freund. »So, wäre doch gelacht, wenn wir dem Verräter nicht das Handwerk legen könnten. Warte, Freundchen, bald geht es dir an den Kragen.« Brüchig und rau, sank die Stimme des Kaisers zu einem Flüstern herab. »Dann wird es Mittel und Wege geben, dich zum Sprechen zu bringen. Dann wirst du bereuen, mich hintergangen zu haben – du und dieser … Wie heißt sein Helfershelfer doch gleich?«
    Â»Scorpio, Präfekt deiner Leibgarde.«
    Â»Flavius Messala, genannt Scorpio – wer hätte das gedacht. Wie dem auch sei: Nichts leichter, als diesen

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