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Die Stunde der Gladiatoren

Die Stunde der Gladiatoren

Titel: Die Stunde der Gladiatoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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sprechen – im Beisein von Syphax, versteht sich. Er war selbst einmal Gladiator, kurios, nicht?« Der Anwalt schmunzelte maliziös. »Keine Angst, er weiß sich zu benehmen. Es sei denn, du versuchst, mich hinters Licht zu führen.«
    Â»Soll das etwa eine Drohung sein?«
    Â»Nein, aber eine Prognose«, versetzte Varro und ließ den Blick über die Gesichter der Anwesenden wandern. »Du musst wissen, Syphax kann verdammt ungemütlich werden. Besonders wenn ein Verhör nicht so verläuft, wie wir es uns vorgestellt haben!«

XIX
    Villa Aurelia, kurz nach Beginn der zehnten Stunde
    [16:25 h]
    Â»Da bleibt einem glatt die Spucke weg!«, wetterte Fortunata, unumschränkte Herrscherin über die Villa Aurelia, und fuchtelte wie eine Furie mit ihrem Kochlöffel herum. »Als ob ich mit Gaius … äh … als ob ich nicht schon genug am Hals hätte! Ich kann mich ja nicht um alles kümmern, oder?«
    Â»Das verlangt ja auch niemand.«
    Â»Schweig still, sonst bekommst du es mit mir zu tun!« Es fehlte nicht viel, und Fortunata hätte ihre Wut an dem Bittsteller ausgelassen, der die Frechheit besaß, um eine Audienz bei ihrem Herrn nachzusuchen. Nicht morgen, nicht übermorgen oder in einer Woche, sondern gleich. Unverzüglich! Und das ausgerechnet heute, am Tag des Saturn, wo es ihm ohnehin nicht gutzugehen schien. So viel Impertinenz war ihr schon seit Langem nicht mehr begegnet.
    Doch das, den Göttern sei’s geklagt, war längst noch nicht alles gewesen. Nicht genug, dass Varro seit Stunden verschollen war, hatte Syphax, dieser Nichtsnutz von einem Tripolitanier, die Missachtung ihrer Person auf die Spitze getrieben. Herrin über ein Tollhaus zu sein war schon schlimm genug, aber was Gaius sich da geleistet hatte, setzte dem Ganzen die Krone auf. Hatte er doch tatsächlich die Frechheit besessen, die Tochter einer Schankwirtin in ihre Obhut zu geben, und das ohne jegliche Erklärung. Syphax war einfach aufgetaucht, hatte die 13-Jährige abgeliefert und Fortunata ausgerichtet, sie möge ein Auge auf das Mädchen haben. Mit freundlicher Empfehlung seines Herrn, der es weder für nötig hielt, eine Erklärung zu liefern, noch – Gipfel der Unverschämtheit! – sein Verhalten vor ihr zu rechtfertigen. Das grenzte nicht nur an Impertinenz, das war Meuterei.
    Fortunata schnaubte vor Wut. Und dann auch noch dieser Tagedieb, der keine Anstalten machte, das Feld zu räumen. Schlimmer hätte es wahrlich nicht kommen können. »Kommt daher, starrt vor Dreck und verlangt zu allem Überfluss auch noch den Dominus zu sprechen. Ich will dir mal was sagen, du Vogelscheuche: Nimm ein Bad, bevor du mit mir sprichst! Dann sehen wir weiter.«
    Bei Teiresias, dem bestinformierten Zuträger der Stadt, stieß die Alte jedoch auf taube Ohren. »So glaubt mir doch, Herrin!«, beteuerte der blinde Bettler, den nicht wenige für einen Scharlatan hielten. »Es ist dringend!«
    Â»Dringend!«, äffte Varros Amme den Bittsteller nach, der sich weigerte, auch nur einen Fußbreit Boden preiszugeben und den Schuh, den er auf die Schwelle gesetzt hatte, wieder zurückzuziehen. »Papperlapapp! Nichts ist so dringend, dass es nicht warten kann. Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden.«
    Â»Auf die Gefahr, missverstanden zu werden: Es geht hier nicht um irgendeine Lappalie, sondern um Mord.« Bevor er fortfuhr, holte Teiresias Luft, strich die verfilzten Haare aus dem Gesicht und beschloss, seinen gesamten Charme aufzubieten. »Damit wir uns richtig verstehen: Dein Herr hat mir den Auftrag erteilt, Nachforschungen anzustellen. Diskret, wie ich wohl nicht eigens betonen muss. Ich denke, du weißt, was das heißt.«
    Â»Natürlich weiß ich das.« Misstrauisch wie ein Luchs, kniff Fortunata die Augen zusammen. »Er ist wieder mal dabei, sich in anderer Leute Angelegenheiten einzumischen.«
    Â»So würde ich das nicht nennen.«
    Â»Aber ich! Und außerdem: Wer hat dich überhaupt nach deiner Meinung gefragt?« Fortunata krempelte die Ärmel hoch und lachte. »Du denkst doch nicht etwa, der Herr ist so dämlich, dass er sich einem Bettler anvertraut. Das glaubst du wohl selbst nicht, oder?«
    Â»Na schön, dann eben nicht.« Gerissener als manch anderer, der sein Augenlicht besaß, schnitt Teiresias eine beleidigte Grimasse, machte kehrt und tat

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