Die Stunde der Gladiatoren
zu denken geben!«
»Wir sind über 20, Maximinus, schon vergessen?«
Die Antwort bestand aus einem abfälligen Grinsen. »Kann es sein, Kleiner, dass du mich auf den Arm nehmen willst? Oder bist du tatsächlich so naiv, wie du tust?« Der Lanista lachte verächtlich auf. »Ich denke, es ist an der Zeit, euch eine weitere Lektion zu erteilen. Eine war anscheinend nicht genug.«
Ohne die Umstehenden zu beachten, machte Maximinus kehrt und spazierte auf die Säule zu, an der Myron festgekettet worden war. Dort angelangt, drehte er sich um. »Mir scheint, ihr habt immer noch nicht begriffen, wie der Laden läuft!«, bellte er, das Wort abwechselnd an Bato und die übrigen Gladiatoren gerichtet. »Erstens: Weder du, Bato, noch du, Euphrates, und schon gar nicht du, Mucro, haben hier etwas zu melden. Zweitens: Wer das Wort Niger noch einmal in den Mund nimmt, kann sich auf was gefasst machen. Dem wird es genauso wie diesem griechischen Päderasten gehen. Glotzt nicht so dumm, ich meine es ernst! Drittens: Um euch zu zeigen, dass ihr mich beim Wort nehmen könnt, werde ich Myron eine weitere Tracht Prügel â sprich: zehn Hiebe â verpassen. Ich nehme an, er wird es überleben. Wenn nicht, hat er Pech gehabt. Noch Fragen?«
»Ja.«
Maximinus stutzte, fing sich jedoch wieder. »Ich will wissen«, schäumte er, die Peitsche in der klobigen Hand erhoben, »ich will sofort wissen, wer da eben dazwischengequatscht hat! Macht euer Maul auf, sonst werde ich Myron zu Tode prü â¦Â«
»Ich!«
Kaum war die Antwort, welche über die Köpfe der Anwesenden hinweghallte, an sein Ohr gedrungen, zückte der Gladiatorenunternehmer die Peitsche und stierte die Phalanx seiner Gegenspieler an. »Raus mit der Sprache, sonst knüpfe ich mir jeden von euch einzeln vor.«
»Nicht nötig.«
Bass erstaunt, verschlug es Maximinus die Sprache. Im selben Moment lichteten sich die Reihen, und während er dem Blick der Kämpfer folgte, fiel sein Auge auf einen Unbekannten in mittleren Jahren, anhand seiner Toga unschwer als Ratsmitglied zu erkennen. »Was hast du hier zu suchen?«, fuhr er ihn an, die Peitsche, an der noch Blut klebte, in der rechten Hand. »Verzieh dich, aber ein bisschen plötzlich!«
»Ich fürchte, das wird nicht gehen.«
»Sag mal, hörst du schlecht? Ich hab gesagt, du sollst verschwinden. WeiÃt du überhaupt, wer ich bin?«
Der Fremde lieà sich nicht aus der Ruhe bringen. »Nun, ich denke, du bist der Mann, nach dem ich suche!«, antwortete er mit Bedacht und schlenderte auf den Lanista zu, begleitet von zwei Männern, die ihm auf dem FuÃe folgten. »Erlaubt, dass ich mich vorstelle.«
»Ich kannâs kaum erwarten.«
»Mein Name ist Gaius Aurelius Varro, Dekurio und Advocatus. Und hier ist mein Freund Probus, von Beruf Medicus. Wie ich sehe, wird er allerhand zu tun haben.«
»Was soll das heiÃen? Glaubst du, ich lasse mir von dir Vorschriften â¦Â«
»Ich fürchte, dir wird nichts anderes übrig bleiben.« Ohne eine Miene zu verziehen, streifte Varro seinen Ring ab und hielt ihn dem Lanista unter die Nase. »Du siehst: Solltest du dich nicht fügen, steht dir jede Menge Ãrger ins Haus.«
»Was willst du?«
»Das wirst du früh genug erfahren.« Kühl bis ins Mark, streifte Varro den Ring wieder über und sagte: »Einstweilen wird sich Probus um den Mann kümmern, der da drüben angekettet ist.«
»Das ist doch wohl nicht dein Ernst, oder?«
»Doch.« Der Anwalt runzelte die Stirn. »Und du tust gut daran, dich nicht einzumischen.«
Kalkweià im Gesicht, spie der Lanista die Worte nur so aus. »Und was, wenn ich es doch tue?«
»Auf die Gefahr, mich zu wiederholen: Ich rate dir, meine Anordnungen zu befolgen. Darüber hinaus muss ich dich bitten, mir ein paar Fragen zu beantworten.«
»Ich wüsste nicht, was es zwischen uns beiden zu bereden â¦Â«
»Aber ich. Ach, übrigens: Darf ich dir meinen Leibsklaven vorstellen? Wenn ich nicht irre, seid ihr euch schon einmal begegnet. Stimmt doch, Syphax, oder?«
»Ja, Herr â vor der Taverne am Brückentor.«
Der Lanista verschränkte die Arme und schwieg.
»Die Welt ist klein, was, Maximinus?« Varro verzog keine Miene. »Wie gesagt: Ich würde dich jetzt gern unter vier Augen
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