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Die Stunde der Gladiatoren

Die Stunde der Gladiatoren

Titel: Die Stunde der Gladiatoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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so, als sei die Angelegenheit für ihn damit erledigt. »Aber komm mir ja nicht und behaupte, ich hätte deinen Herrn nicht gewarnt.«
    Der bühnenreife Auftritt wirkte. »Gewarnt?«, schnaubte die Haushälterin, immer dann hellhörig, wenn ihr Beschützerinstinkt geweckt wurde. »Was soll das heißen?«
    Â»Bringst du mich zu ihm, ja oder nein?«
    Â»Stur bist du ja, das muss dir der Neid lassen.«
    Im Gehen begriffen, wandte sich Teiresias um. »Also?«
    Â»Hab Dank für deine Mühe, aber der Herr weilt außer Haus.«
    Â»Und wo?«
    Â»Woher soll ich das wissen?«
    Â»Genau. Woher sollst du das wissen.«
    Â»Werd’ bloß nicht frech, sonst …«
    Â»Frech oder nicht«, fiel der Bettler der sichtlich überraschten Haushälterin ins Wort, umklammerte ihr Handgelenk und zog sie so nahe wie möglich zu sich heran, »richte ihm aus, dass Teiresias ihn dringend zu sprechen wünscht. Teiresias, hast du verstanden?«
    Fortunata nickte stumm.
    Â»Kann ich mich darauf verlassen?«
    Â»Natürlich!«, flüsterte Varros Amme, gehorsam wie ein reumütiges Kind. »Und … und wo kann er dich finden?«
    Â»Er weiß schon, wo«, raunte der Bettler der Alten zu, ließ von ihr ab und entfernte sich mit einer Geschwindigkeit, die Fortunata in Erstaunen versetzte. »Und sag ihm, er soll sich beeilen. Sonst ist sein Leben keinen Sesterz mehr wert!«

XX
    Gladiatorenkaserne, Mitte der achten Stunde
    [16:40 h]
    Vor Gericht, wo Varro seit geraumer Zeit tätig war, hatte er immer wieder Überraschungen erlebt. Zeugen, von denen das Wohl und Wehe des Angeklagten abhing, hatten ihre Aussage zurückgezogen, einen Meineid geschworen oder eine Falschaussage gemacht. Beschuldigte, deren Schicksal an einem seidenen Faden hing, hatten den Kopf im letzten Moment aus der Schlinge gezogen. Ehemänner hatten ihre Frauen angeschwärzt und umgekehrt, der Nachbar den Nachbarn, Kinder ihre Eltern, Untergebene den Vorgesetzten. Angefangen bei Diebstahl, dem mit Abstand häufigsten Delikt, über alle nur erdenklichen Fälle von Betrug, auch und vor allem Münzfälscherei, bis hin zu Mord, Totschlag und Verletzungen, die aus Tavernenschlägereien resultierten, hatte er so ziemlich alles untersucht, was man als gesetzeswidrig oder gar kriminell bezeichnen konnte. Und war davon ausgegangen, dass ihn nichts mehr überraschen konnte.
    Er hatte sich getäuscht.
    Â»Hör auf, mir ein X für ein U vorzumachen.« Schuld daran war nicht etwa Maximinus, Besitzer von knapp zwei Dutzend Gladiatoren, sondern ganz allein er selbst. Als Anwalt, der einen Ruf zu verlieren hatte, lernte man eben nie aus. Man musste mit allem rechnen, auch damit, dass es Dinge gab, die man nie und nimmer für möglich gehalten hätte. Der Mensch war nun einmal extrem erfinderisch, vor allem, wenn es darum ging, andere übers Ohr zu hauen. An dieser Tatsache – oder vielmehr Binsenweisheit – führte kein Weg vorbei. »So etwas zieht bei mir nicht!«
    Â»Wie kommst du darauf, dass ich lügen könnte?«
    Â»Erfahrung, Maximinus. Langjährige praktische Erfahrung.« Ohne den Lanista anzuschauen, ließ Varro den Blick im Raum hin und her wandern. Maximinus ging es offenbar gut, und was seine Privaträume betraf, fehlte es an nichts. Höchst ungewöhnlich, weil von erlesener Qualität, war der Mosaikfußboden, auf dem – wie nicht anders zu erwarten – zwei Gladiatoren abgebildet waren. Darüber hinaus wies sein Tablinum mehrere Nischen auf, jede von ihnen den Göttern geweiht, denen der Lanista huldigte. Kaum verwunderlich, dass Nemesis, gleich mehrfach vertreten, die Hauptrolle spielte, gefolgt von Statuetten der kapitolinischen Trias, denen der Ehrenplatz an der Stirnseite vorbehalten war. Jede einzelne Figur, besonders die vergoldete Nemesis, musste ein Vermögen gekostet haben, nicht zu vergessen der Fußboden, welcher einem Ratsmitglied wie Varro zur Ehre gereicht hätte.
    Die Mitte des Raumes, im Gegensatz zu den Unterkünften der Gladiatoren mit einem Glasfenster versehen, bildete ein viereckiger Marmortisch. Auch er war, wie der Scherenstuhl aus Zedernholz, von erlesener Qualität, mit Beinen, die auf schmiedeeisernen Schlangenköpfen ruhten. Varro legte die Stirn in Falten. Königskobra, Viper, Natter und Otter – für ihn, der er Kriechtiere nicht

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