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Die Stunde der Gladiatoren

Die Stunde der Gladiatoren

Titel: Die Stunde der Gladiatoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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deiner Großmutter erzählen, nicht mir. Alles, was man wissen muss, ist, wer gerade Wache schiebt. Und wie viel der Betreffende verlangt. Der Rest regelt sich von selbst.«
    Â»So, meinst du?«
    Â»Ich weiß gar nicht, was du willst, Grieche.« Ganz in seinem Element, machte Ursus eine obszöne Geste, gefolgt von einem Grinsen, das an Häme nichts zu wünschen übrig ließ. »Was mich betrifft, kann ich Niger gut verstehen. Ab und zu muss halt auch mal eine Lupa herhalten, besonders nach einem schweren Kampf.«
    Â»Sie ist kein Freudenmädchen, merk dir das!«
    Â»So? Da habe ich aber was anderes gehört.« Nicht gewillt, nachzugeben, schlenderte der Pikte auf Myron zu. »Wenn du denkst, sie war Niger treu, irrst du. Das Miststück treibt es mit jedem, Hauptsache, er zahlt. Wer weiß, vielleicht macht sie es dir auch um …«
    Â»Noch ein Wort, Fettsack, und du kannst dir die Radieschen von unten ansehen!« Krebsrot vor Wut zückte der Hoplomachos seinen Dolch. »Ich lasse nicht zu, dass du meinen Freund beleidigst, klar?«
    Â»Weg mit dem Ding, Myron – oder ich schneide dir die Eier ab!«
    Um herauszufinden, wer ihn anbrüllte, musste sich Myron nicht einmal umdrehen.
    Er wusste es auch so.
    Und er wusste, was ihm bevorstehen würde.

XVIII
    Gladiatorenkaserne, zu Beginn der zehnten Stunde
    [16:00 h]
    Â»Viginti unus – duo – tres.« Der Ohnmacht nahe, biss Myron die Zähne zusammen. Keine Stelle auf seinem Rücken, die nicht schmerzte. Kein Fleck, an dem seine Haut intakt, kein Fingerbreit, der nicht zerfetzt, mit Blut verschmiert und aufgeplatzt war.
    Drei Jahre zuvor, während einer Schmuggelfahrt auf der Ägäis, hatte er das Pech gehabt, den Kurs einer römischen Liburne zu kreuzen. Dass dies ausgerechnet an seinem Geburtstag geschah, hatte dem Missgeschick, das ihm unterlief, die Krone aufgesetzt. Von da an, seit jenem verhängnisvollen Tag im Iulius, war sein Leben aus den Fugen geraten, und es schien, als ob es sich heute, am Tag des Saturn, dem Ende zuneigen würde.
    Doch der Schein trog. Denn da war auch noch Maximinus, ein Halsabschneider, der seinesgleichen suchte. Zugegeben, er hatte es genossen, ihn auszupeitschen, ihn zu martern, ihn vor aller Augen zu demütigen. Dennoch – oder gerade deshalb – war er bisher nicht bis zum Äußersten gegangen, für Myron keineswegs überraschend. Der Lanista war zwar ein Hitzkopf, ein Dummkopf war er aber noch lang nicht. Das wusste der Hoplomachos genau. Und er wusste, dass Gladiatoren umso wertvoller wurden, je mehr Gegner sie bezwungen hatten. Bei ihm, flink, treffsicher und geschickt, waren es bereits neun, was bedeutete, dass der Lanista nicht so töricht sein würde, ihn zu töten.
    Â»Viginti tres.« Eins musste man Maximinus lassen: Er wusste genau, was er tat. Und warum er es tat. Auf die Idee, für jedes Lebensjahr einen Peitschenhieb zu verhängen, musste man erst einmal kommen.
    Den Tod vor Augen, bäumte sich Myron auf. Knapp zwei Dutzend Peitschenhiebe, einer schmerzhafter als der andere. Zu wenige, um zu sterben, aber genug, um ihm einen Denkzettel zu verpassen. Um, wie Maximinus verkündet hatte, ein Exempel zu statuieren. Ein Exempel, das keiner so schnell vergessen würde.
    Uri, vinciri, verberari. Ich werde es hinnehmen, gebrandmarkt, in Ketten gelegt und ausgepeitscht zu werden .
    An eine Säule gekettet, auf die das pralle Sonnenlicht fiel, fragte sich Myron, was mit ihm geschehen würde. Was führte der Lanista im Schilde? Was in aller Welt hatte dieser Sklaventreiber vor?
    Der Hoplomachos mobilisierte die letzten Kräfte, jeder Muskel, der noch funktionstüchtig war, bis zum Zerreißen gespannt. Kein Zweifel: Wer Maximinus kannte, wusste, dass er noch etwas in petto haben würde.
    Die Frage war lediglich, was. Myron sollte recht behalten. Kaum war er zu der Erkenntnis gelangt, durchzuckte ihn ein Schmerz, wie er ihn selten zuvor verspürt hatte. Die Stirn an der Säule, drang ein Schrei aus seinem Mund. Kein Schrei im eigentlichen Sinn, sondern ein lang gezogenes, markerschütterndes und von den Wänden widerhallendes Heulen. Gefolgt von einem Geruch, wie ihn jeder, der eine Leichenfeier erlebt hatte, kannte.
    Er hat es getan!, durchzuckte es den Hoplomachos, dieser Bastard hat es tatsächlich getan. Der Gestank von versengtem Fleisch hing in der Luft, stieg ihm in

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