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Die Stunde der Gladiatoren

Die Stunde der Gladiatoren

Titel: Die Stunde der Gladiatoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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die Nase, raubte ihm den Atem. Myron würgte, kaum fähig, sich auf den Beinen zu halten. Wahrlich, ein Gladiator war nicht besser dran als ein Tier. Oder sogar schlechter. Ein Tier, und sei es auch ungefährlich, konnte sich irgendwie wehren. Er aber, der an Händen und Füßen Gefesselte, konnte das nicht. Er war der Bestie, die sich Lanista schimpfte, auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
    Ausgeliefert? Vielleicht. Aber nicht auf ewig. Der Tag der Vergeltung würde kommen. Der Zeitpunkt, an dem er es Maximinus heimzahlen, an dem er sich für das Brandmal an der Schulter rächen würde.
    Nicht heute, vielleicht auch nicht morgen, aber er würde kommen.
    Â»Ich denke, das genügt. Lass dir das eine Lehre sein.«
    Myron schwieg. Nein, den Gefallen würde er dem Lanista nicht tun. Er würde sich zu keiner Unbeherrschtheit hinreißen lassen. Er, Myron, konnte warten.
    Der Tag der Abrechnung würde kommen.
    Garantiert.
    Â»Da hat es dir die Sprache verschlagen, was? Wie gesagt: Lass dir das eine Lehre sein.« Als könne er Gedanken lesen, ließ der Lanista das Brandeisen in den bereitstehenden Eimer sinken, lachte und wandte sich betont lässig um. »Oder, korrekt ausgedrückt, lasst es euch allen eine Lehre sein!«
    Da standen sie nun im Halbkreis, einer neben dem anderen. Die einen teilnahmslos, andere furchtsam, die Mehrheit abwartend. »Wem irgendetwas nicht passt, der möge vortreten!« Die Daumen hinter dem Gürtel, richtete sich der Lanista zu voller Größe auf. Dann ließ er den Blick reihum wandern. »Schon mal den Namen Spartakus gehört? Nein? Dann wird es Zeit, eure Bildungslücke zu schließen.«
    Â»Nicht nötig. Wir wissen auch so, wie der Hase läuft.«
    Â»Was du nicht sagst, Ursus!«, spottete der Lanista, die Andeutung eines Lächelns im Gesicht. »Ich muss sagen, ihr überrascht mich immer wieder.«
    Â»Und du uns.«
    Â»Tatsächlich? Das tut mir aber leid!« Das Gesicht hart wie Granit, hielt Maximinus den Blicken seiner Widersacher stand. »Wer mir dagegen nicht leidtut, ist Myron. Daher merkt euch eins: Wer glaubt, er kann mir auf der Nase rumtanzen, bekommt Ärger. Darauf könnt ihr Gift nehmen. Und noch was: Wer aufmuckt, kriegt es mit mir zu tun. So gut müsstet ihr mich inzwischen kennen.« Um zu verdeutlichen, was er meinte, legte der Lanista eine Kunstpause ein, grinste und ließ die Handkante über seinen Adamsapfel wandern. »Ich hoffe, ich habe mich klar ausgedrückt. Sollte mir auch nur ein Haar gekrümmt werden, wird man kurzen Prozess mit euch machen. Was das heißt, brauche ich niemandem zu erklären. Crassus ist mit Spartakus fertig geworden, dann werden sie auch mit euch fertig werden.«
    Â»Wenn du dich da mal nicht irrst, Maximinus.«
    Kalt wie ein Fisch schlenderte Maximinus auf Bato zu. »Mir scheint, du bist schwer von Begriff, Junior. Ich bin es, der hier das Sagen hat, klar? Wenn ich sage, das Thema Niger ist erledigt, dann ist es das auch. Dann habt ihr das Maul zu halten, alle miteinander. Geht das in deinen alamannischen Dickschädel rein?«
    Â»Du bist dabei, einen großen Fehler zu begehen.«
    Â»So, findest du?« Die Hand an der Peitsche, die in einem ledernen Halfter steckte, blieb der Lanista unmittelbar vor Bato stehen. »Weißt du was, Junior? Du bist es, der dabei ist, einen Fehler zu begehen. Angenommen, ihr probt den Aufstand – was, denkst du, wird dann passieren? Na? Richtig! Wenn ihr Glück habt, werdet ihr auf der Stelle niedergemacht. Möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich. Viel wahrscheinlicher ist, dass sie euch den Löwen zum Fraß vorwerfen werden. Natürlich nicht, ohne euch vorher auf den Zahn zu fühlen. Ohne Folter macht das Ganze ja nur halb so viel Spaß.« Ohne den Blick abzuwenden, tastete Maximinus nach seiner Peitsche, zog sie aus dem Halfter und entwirrte die Lederstriemen, an deren Ende Widerhaken aus Blei baumelten. »Damit, Junior, haben sie bis jetzt noch jeden kleingekriegt. Dann werden sie das auch bei dir schaffen. Verzeihung – ich wollte natürlich ›euch‹ sagen. Beim Militär, Bato, verstehen sie nämlich keinen Spaß. Die bringen es glatt fertig und nageln euch ans Kreuz. So wie der gute alte Crassus. Hat nicht lang gefackelt, soweit ich weiß. 6000 Aufrührer, gekreuzigt an der Straße von Rom nach Capua. Ich finde, das sollte dir

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