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Die Stunde der Gladiatoren

Die Stunde der Gladiatoren

Titel: Die Stunde der Gladiatoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Wurzeln schlagen?«
    Â»Gemach, Bücherwurm, gemach. Das war noch nicht alles.«
    Im Gehen begriffen, hielt Varro inne. »Ich höre?«
    Â»Myron sagt, Niger habe sich ihm gestern Abend anvertraut. Und jetzt halt dich fest: Man wollte ihn nötigen, den Secutor gewinnen zu lassen.«
    Â»Jetzt haut es mich aber gleich um!«
    Â»Was mich betrifft, war ich genauso überrascht wie du.« Der Medicus runzelte die Stirn. »Nötigen ist anscheinend noch untertrieben. Schenkt man Myron Glauben, muss ihn der Lanista regelrecht erpresst haben. Tenor: Entweder du verlierst oder du bist die längste Zeit Familienvater gewesen. Friss oder stirb, Niger – eine andere Möglichkeit gibt es nicht!«
    Zu verdutzt, um einen Kommentar abzugeben, ließ sich Varro nachschenken. »Na warte, Freundchen!«, murmelte er, »jetzt geht’s dir an den Kragen!«
    Â»Falls du auf Maximinus anspielst – ich denke, der ist bei Syphax in guten Händen. Zumindest vorübergehend.« Probus klopfte seinem Freund auf die Schulter. »Gute Idee, das mit dem Hausarrest. Stell dir vor, man würde das bei allen Gaunern machen, dann wäre hier viel weniger los!«
    Â»Wie gesagt: Dein Gemüt wollte ich haben.«
    Â»Und ich deinen Stock, wenn ich zu viel intus habe.« Probus grinste vergnügt. »Jetzt guck nicht so, man wird doch wohl einen Scherz machen dürfen, oder?«
    Â»Wenn’s sein muss«, versetzte Varro, trank aus und bedeutete dem Medicus, ihm zu folgen. »Nur fürchte ich, dass uns das Lachen noch vergehen wird.«

XXII
    Kaiserpalast, zur gleichen Zeit
    [17:20 h]
    Â»Ans Messer geliefert, verhaftet und demnächst des Amtes enthoben: Sic transiit gloria mundi!« Der Mann, vor dem der gesamte Hofstaat zitterte, hielt mit seiner Häme nicht hinterm Berg. »Und weshalb? Weil du den Hals nicht voll kriegen konntest!«
    Â»Wer … äh … wer gibt dir eigentlich das Recht, mich hier festzu …«
    Â»Du enttäuschst mich, Chrysaphius. Ich hätte dich für klüger gehalten. Seien wir doch mal ehrlich: Hast du wirklich geglaubt, du kämst mit deinen Ränkespielen durch? Wenn ja, bist du naiver, als ich dachte. Du weißt doch: Mir entgeht nichts. Niemand im Umkreis von zehn Meilen rührt einen Finger, ohne dass ich davon erfahre. Der Kaiser weiß es, alle anderen hier wissen es, der Pöbel weiß es – nur du weißt es anscheinend nicht. Darum lass dir gesagt sein: Wenn du mich über den Tisch ziehen willst, musst du früher aufstehen. Vor allem, wenn du vorhast, eine Verschwörung anzuzetteln.«
    Â»Eine Verschwörung?« Chrysaphius, Eunuch und Kammerherr der Kaiserin, nahm all seinen Mut zusammen, richtete sich auf und versuchte, dem Blick seines Todfeindes standzuhalten. »Davon weiß ich nichts.«
    Â»Typisch Grieche. Lügen, dass sich die Balken biegen. Theater machen. Den Leuten Sand in die Augen streuen.« Sein Gegenüber, ein Mittdreißiger mit dalmatischem Akzent, verzog keine Miene. Er wusste, wie man mit Leuten vom Schlage des Kammerherrn umgehen musste, und er wusste auch, was von ihm erwartet wurde. Die Aufdeckung einer Verschwörung war eine Sache, die Entlarvung der Mitwisser etwas ganz anderes. »Aber nicht mit mir, hörst du, nicht mit mir!«
    Â»Und wenn du dich auf den Kopf stellst, Tiro – aus mir bekommst du nichts heraus.«
    Â»Du bist dabei, einen großen Fehler zu begehen.« Tiro, Magister Officiorum und rechte Hand des Kaisers, warf einen Blick auf die Papyrusrolle, die vor ihm auf dem Stehpult lag, streifte sie mit dem Zeigefinger und murmelte: »Aber macht nichts, dann muss ich dir eben auf die Sprünge helfen.«
    Â»Du hast nichts gegen mich in der Hand!«, quäkte der Kammerherr und betupfte die schweißnasse Stirn. »Rein gar nichts!«
    Â»Na schön, offenbar willst du es nicht anders.« Ein Lächeln im Gesicht, begann Tiro in der schmucklosen Amtsstube auf und ab zu gehen. Aus der Ferne war der Lärm des Festzuges zu hören, und das Tageslicht, welches durch das vergitterte Fenster fiel, begann allmählich zu verblassen. »Hörst du den Jubel, Chrysaphius?«, fuhr der Oberhofmarschall, vor nicht allzu langer Zeit noch Leibgardist, mit süffisantem Lächeln fort: »Hörst du, wie das Volk den Kaiser hochleben lässt?«
    Der Kammerherr ließ den Kopf hängen und

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