Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stunde der Gladiatoren

Die Stunde der Gladiatoren

Titel: Die Stunde der Gladiatoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
Vom Netzwerk:
über Fragen, aber am besten, man hielt sich mit Spekulationen zurück. Das tat auch Gaius Aurelius Varro, wenngleich aus gänzlich anderem Grund. Der Kasus, an dem er sich die Zähne auszubeißen drohte, ließ ihm keine Ruhe und war der Grund, weshalb er kaum etwas mitbekam. Sehr spät erst, als sein Blick den Prunkwagen mit dem Kaiserbildnis streifte, schreckte er aus seinen Gedanken auf, die Augen bald auf dem Porträt, bald auf seinem eigenen Ring mit der auffälligen Gravur.
    Varro runzelte die Stirn. Treue!, durchfuhr es ihn, welch nobles Wort. Treue zu einem Mann, der nicht zögern würde, seine Gegner mundtot zu machen. Loyalität zu einem Herrscher, dessen wahres Gesicht hinter einer Mauer aus Pomp, Prunk und Drohgebärden verschwunden war.
    Treue dem Kaiser – und wozu?
    Â»Und was jetzt?« Es war Probus, der ihn wieder in die Gegenwart holte, einer der wenigen, auf die er sich verlassen konnte. »Du willst doch nicht etwa den Fall hinschmeißen, oder?«
    Â»Wo denkst du hin!«, rief Varro und ließ den Blick über die Köpfe der Menge schweifen. Von Aspasia, die sich auf den Weg in die Villa Aurelia gemacht hatte, war jedoch nichts mehr zu sehen. »Jetzt erst recht!«
    Probus, dem wieder einmal nichts entging, quittierte es mit einem Schmunzeln. »Keine Angst, sie findet den Weg auch allein.«
    Â»Deine anzüglichen Bemerkungen kannst du dir sparen!«, blaffte Varro, knallrot im Gesicht. »Sag mir lieber, was du herausbekommen hast.«
    Â»Tja, wie heißt es doch gleich: Amor vincit omnia.«
    Â»Was nuschelst du da in deinen Bart?«
    Â»Ich? Nichts – überhaupt nichts.« Da er es nicht auf einen Streit ankommen lassen wollte, machte Probus eine entschuldigende Geste, zog Varro beiseite und eskortierte ihn zu einer Laube, an der er zwei Becher Wein bestellte. »Hier, nimm – ich geb einen aus.«
    Varro zögerte. »Dein Gemüt wollte ich haben!«, seufzte er, nahm dann aber doch einen Schluck. »Einen Anlass zum Feiern gibt es ja wohl kaum.«
    Â»Doch.«
    Â»Und welchen?«
    Der Medicus trank aus, schloss die Augen und schnalzte genüsslich mit der Zunge. »Kopf hoch, alter Junge!«, munterte er Varro auf, »noch ist nicht aller Tage Abend. Nachdem er verarztet war, hat mein Patient tabula rasa gemacht. Und alles brühwarm ausgeplaudert.«
    Â»Da bin ich aber gespannt.«
    Â»Kann ich mir denken!«, versetzte Probus, bestellte sich einen weiteren Becher und dämpfte den Ton. »Halt dich fest, alter Junge. Es gibt Neuigkeiten.«
    Â»Und die wären?«
    Â»Niger wurde erpresst.«
    Â»Erpresst? Und von wem?«
    Â»Na von wem wohl, denk doch mal nach! Von Maximinus. Gesetzt den Fall, der Retiarius ließe seinen Gegner nicht gewinnen, würde es seine Familie zu spüren bekommen. Das waren seine Worte.«
    Der Advocatus horchte auf. »Familie?«, rief er aus. »Habe ich da eben richtig …«
    Â»Hast du, Herr Anwalt, hast du.« Probus grinste breit. »Niger war in festen Händen. Und Vater .«
    Â»Beim Bacchus, da bleibt einem glatt die Spucke weg!«
    Â»Da staunst du, was?« Kaum gefüllt, war der Becher des Medicus auch schon leer. »Das Interessante daran: Nach dem Kampf hat sich der Liebling der Massen aus dem Staub gemacht. Guck nicht so, auch Gladiatoren haben ihre Bedürfnisse! Im Ernst – ohne Bestechung geht auch bei denen nichts. Bedeutet: Er hat die Wachen geschmiert und ist abgehauen. Rate mal, wohin – aber nur dreimal.«
    Â»Moment mal, willst du damit andeuten, er war …«
    Â»Tut mir leid, da muss ich dich enttäuschen. Verheiratet war er nicht. Das ändert aber nichts daran, dass er ein Kind in die Welt gesetzt hat.«
    Â»Niger? Bist du dir da auch ganz sicher?«
    Â»Hahaha, der Herr Anwalt hat einen Witz gemacht – sag du mal was über mich!« Der Medicus spendete spöttisch Applaus. »Wie gesagt: Verheiratet war er zwar nicht, aber das will ja nicht viel heißen.«
    Â»Trevererin?«
    Probus nickte. »Lebt in einer Insula, zusammen mit ihrem Sohn. Wovon, weiß keiner so genau. 24 Jahre alt, blond und Myron zufolge ansehnlich, um nicht zu sagen attraktiv – ich denke, wir sollten der Dame einen Besuch abstatten.«
    Â»Ganz deiner Meinung!«, entgegnete Varro und trieb seinen Freund zur Eile an. »Auf geht’s, oder willst du hier

Weitere Kostenlose Bücher