Die Stunde der Gladiatoren
hinweist, dass er einen Eid geschworen hat. Indem du ihn auf jede nur erdenkliche Weise unter Druck setzt.«
»Du weiÃt nicht, wovon du redest, Advocatus.«
»Oh doch. Und ich weiÃ, dass es sich so oder so ähnlich zugetragen haben muss.«
»Nichts weiÃt du.« Der Lanista drehte den Kopf auf die Seite und winkte ab. »Rein gar nichts!«
»Ich muss zugeben, dein Plan war nicht schlecht. Niger wird entsprechend instruiert, seinem Gegner wird eingebläut, ihn unter keinen Umständen zu töten â und fertig ist der Betrug! Die Hälfte des Gewinns für euch, der Rest an die Wenigen, die so blauäugig waren, auf den Secutor zu wetten. Eins muss man dir und deinem Komplizen lassen: Auf so eine Idee muss man erst einmal kommen. Schlau eingefädelt, Lanista, einfach brillant. Man knüpft Beziehungen zu einem Wettbüro, schlieÃt einen Kuhhandel ab, sucht eine Gewinn versprechende Partie heraus, bringt die Gladiatoren auf Kurs â und schon klingeln die Kassen. Dumm nur, dass etwas schief gelaufen ist. Aus Gründen, über die man nur spekulieren kann, hält sich Niger nicht an die Absprachen, überwältigt den Gegner und tötet ihn. Das Publikum ist begeistert, Lupicinus, der seine Felle davonschwimmen sieht, dagegen weniger. Aus der Traum, begraben die Hoffnung auf leicht verdientes Geld.« Varro legte eine Kunstpause ein. »Grund genug, mit Mord zu drohen, oder?«
»Für Lupicinus vielleicht, aber nicht für mich.«
»Und weshalb?«
Maximinus lachte auf, fläzte sich in seinen Stuhl und zupfte die zerknitterte Tunika zurecht. »Ãberlegt doch mal, ihr drei Schlauberger!«, wandte er sich an die ungebetenen Gäste, im Bewusstsein, den Schwachpunkt von Varros Beweisführung zu kennen. »Weshalb sollte ein Mann, der eine Menge Geld investiert hat, das Objekt seiner Bemühungen töten? Das ergibt doch keinen Sinn. Damit wir uns richtig verstehen, Advocatus: Natürlich geht es bei den Spielen um Geld, um sehr viel Geld sogar. Und natürlich wird auch eine Menge für Wetten ausgegeben. Das allein, Dekurio, ist jedoch kein Grund, mich als Betrüger abzustempeln. Gestattest du, dass ich dir einen Rat gebe? Anstatt einer Chimäre hinterherzujagen, solltest du dir lieber einen freien Tag gönnen. Du bist nämlich dabei, dich in etwas zu verrennen.«
»Und Lupicinus? Sieht dein Komplize das Ganze genauso wie du?«
»Zum Mitschreiben, Advocatus: Weder ist Lupicinus ein Komplize von mir, noch ist er einer meiner Geschäftspartner.« Der Lanista gab ein verächtliches Schnauben von sich. »Anders ausgedrückt: Mit diesem Zwerg, der den Rachen nicht vollkriegen kann, habe ich nichts zu tun. Ich hoffe, du hast das endlich kapiert. Und jetzt entschuldige mich â ich habe zu tun!«
»Du â¦Â« Ausgerechnet jetzt, im Beisein von Zeugen, lief Gaius Aurelius Varro Gefahr, die Kontrolle über sich zu verlieren. »Du elender Mistkerl sagst mir jetzt, was Sache ist, oder ich erteile dir eine Lektion, die du nie mehr vergessen wirst!«
Die Antwort lieà nicht lang auf sich warten. »Da bin ich aber gespannt, Dekurio. Ach, übrigens, du kannst ruhig deinen Stock benutzen. Mit Leuten wie dir werde ich auch so fertig. Mann gegen Mann, versteht sich, ohne den Beistand deines Sklaven!«
»Halte ein, Patronus, darauf wartet er doch nur.« Es war nicht etwa Syphax, der Varro Einhalt gebot. Sondern es war die Hand, welche urplötzlich auf Varros Schulter ruhte. Die Hand einer Frau, schmal, feingliedrig und so weich, dass ein Schauer über seinen Rücken lief. »Kein Grund, sich die Hände schmutzig zu machen«, flüsterte Aspasia, ergriff Varros Arm und zog ihn mit sich fort. »Er wird dir ein andermal ins Netz gehen, darauf gehe ich jede Wette ein!«
XXI
Stadtzentrum, an der Kreuzung von Decumanus und Cardo, Beginn der elften Stunde
[17:20 h]
Der Festzug wollte kein Ende nehmen. Wagen reihte sich an Wagen, Ross an Ross, Kohorte an Kohorte. Das Pflaster hallte wider vom Marschtritt der Legionäre, vom Stampfen der Pferde, vom Geklimper der Kupfermünzen, die allenthalben unters Volk gestreut wurden. Im Mittelpunkt standen jedoch die Soldaten. Sie waren es, die dem Schauspiel den Stempel aufdrückten, allen voran die Palasttruppen, unter denen sich Einheiten aus aller Herren Länder befanden. Kein Landstrich, der hier nicht vertreten war,
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