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Die Stunde Der Toechter

Titel: Die Stunde Der Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Herzig
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Er hustete. Ein giftiger, zäher Raucherhusten. »Aber keinen Bullen. Entweder ist man ein schlechter Polizist oder ein schlechter Ehemann.«
    »Ich überleg es mir.« Johanna schaltete ihren Computer an. »Es scheint nicht viel los zu sein?«
    Köbi hatte ein Kreuzworträtsel aus seiner Schreibtischschublade hervorgekramt. »Gestern hatte ich eine Exmission. Eine alte Frau, die in ein Pflegeheim eingewiesen wurde. Du kannst dir nicht vorstellen, wie die Wohnung ausgesehen hat. Und gestunken hat es. Als hätte sie sieben Leichen unter dem Bett. Der einweisende Arzt hat schier den Teppich vollgekotzt. Das wäre allerdings nicht weiter aufgefallen.« Er kicherte. »Im Vergleich dazu war die Tante vom Sozialamt abgebrühter. Die hat das überhaupt nicht beeindruckt.«
    Nachdem das System hochgefahren war, schaute Johanna ihre E-Mails an. Sie hatte einige neue bekommen. Die eine Hälfte davon löschte sie ungelesen. Die andere ignorierte sie.
    »Heute früh musste ich zu einer Prügelei ausrücken. Noch vor dem Kaffee. An der Langstrasse haben sich Türken vermöbelt. Wahrscheinlich eine Familiengeschichte. Die Security hat sie aus einem Club geschmissen. Da haben wir übernommen. Einige Brüche und ein paar blutige Nasen.« Er hüstelte. »Aber weißt du, was das Beste ist?«
    Sie drehte sich um und schaute Köbi an.
    »Ich bin nicht zu alt für Kragenarbeit.« Er lächelte glücklich. »Der alte Mann kann zupacken. Die jungen Spunde vom Sonderkommissariat haben nicht schlecht gestaunt.« Zufrieden widmete er sich wieder seinem Rätsel. Johanna ihrerseits wandte sich dem Bildschirm zu.
    »Schreibt man Loire mit e am Schluss?«
    »Den Fluss in Frankreich?« Köbi nickte.
    »Ja. L-O-I-R-E, la Loire. Es ist weiblich.«
    Köbi kaute auf dem Bleistift herum. »Schade. Ich brauche einen französischen Fluss mit vier Buchstaben. Die ersten beiden sind ein L und ein o.«
    »Es gibt noch le Loir. Ohne e. Er liegt etwas oberhalb von der Loire. Den überquert man auf der Straße von Paris nach Nantes. Dort bin ich letzten Herbst durchgefahren. Ist eine schöne Gegend.«
    »Dank dir, Jo. Das passt.« Köbi kritzelte den Namen auf das Papier und steckte den Stift wieder in den Mund.
    Johanna suchte im Internet nach Alexander Bogdanow. Gleichzeitig startete sie eine polizeiliche Datenbankrecherche. Das dauerte gewöhnlich länger. Sie fand einige Einträge mit diesem Namen. Aber sie brauchte einige Zeit, bis sie sicher war, die richtige Person gefunden zu haben.
    Der erste Treffer war eine volkswirtschaftliche Doktorarbeit über die Geldpolitik in Russland in den Jahren nach dem Fall der Mauer. Verfasst von einem Alexander Bogdanow. Der Autor war ein Absolvent der Freien Universität Berlin. Für sein Buch hatte er zwei Preise gewonnen. Einen der deutsch-russischen Handelskammer, den anderen von einer privaten Stiftung zur Förderung der deutsch-russischen Beziehungen. Dieselbe Stiftung hatte sein Studium finanziert. Im Rahmen ihrer ›Förderung besonderer wissenschaftlicher Talente‹, wie es auf der Homepage formuliert wurde. Dank dieses Stipendiums hatte Bogdanow einige Semester in Moskau und St. Petersburg absolviert. Und auch dort nur Bestnoten erzielt. Die Stiftung schien stolz auf ihren Zögling zu sein. Auf ihrer Internetseite fand sie ein Foto. Es zeigte einen hässlichen Jungen mit wachen Augen.
    Sie blickte Köbi an. »Werden Männer mit den Jahren schöner oder nur älter?«
    Er antwortete, ohne aufzublicken. »Älter und fetter. Ich bin die Ausnahme.«
    Schmunzelnd suchte Johanna weiter. Sie fand einen Artikel in der Berliner Tageszeitung taz, die dem ehemaligen Hoffnungsträger der Universität vorwarf, an dem betrügerischen Konkurs einer Berliner Handelsgesellschaft mitverantwortlich zu sein. Außerdem wurde behauptet, dass er Ärger mit den Steuerbehörden hatte. Aus diesem Grund habe er seinen Wohnsitz in die Schweiz verlegt. Ganz unschuldig schien der Musterknabe nicht zu sein.
    »Was machst du eigentlich, Jo?« Köbi legte das Kreuzworträtsel weg.
    Johanna schaute von ihrem Bildschirm auf. Ihr Kollege sah aus, als wäre ihre Migräne auf ihn übergesprungen. Wie eine Laus von einem Kinderkopf auf den anderen.
    »Ich recherchiere zu den Hintergründen von Stämpflis Entführung.«
    »Ach du liebe Zeit!« Köbi schlug mit der Faust auf den Tisch.
    Johanna fuhr erschrocken zusammen.
    »Ich hab mir gleich gedacht, dass du eigenmächtig unterwegs bist! Das sieht man dir am Nasenspitz an.« Er suchte seine

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