Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Stunde Der Toechter

Titel: Die Stunde Der Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Herzig
Vom Netzwerk:
beginnt jetzt von vorne.«
    Von Kranach räusperte sich. »Schade, wirklich. Bleib dran.«
    »Wo hätte die geplatzte Übergabe denn stattfinden sollen?«, mischte sich Johanna ein.
    Schürch schaute seinen Chef an, bevor er antwortete. »Der erste Treffpunkt hätte Wil im Kanton St. Gallen sein sollen. Ich bin überzeugt, dass dies nicht der tatsächliche Übergabeort gewesen wäre. Üblicherweise wird dieser erst kurz vor dem vereinbarten Termin bekannt gegeben. Ich tippe auf die Umgebung von Winterthur, St. Gallen oder Schaffhausen.«
    »Glaubt ihr wirklich, dass Stämpfli dabei gewesen wäre?«
    Schürch schüttelte heftig den Kopf, von Kranach antwortete. »Wir waren uns sicher, dass er nicht erscheinen würde. Nach einem erfolgreichen Scheinkauf muss man den Verkäufer und das Geld verfolgen, um an die Quelle heranzukommen.«
    Johanna konnte ihn sich gut als Instruktor vorstellen.
    »Wie war es in der Höhle des Löwen? Hast du einen Knochen gefunden?«
    Johanna nickte. »Stämpfli hat das Relief.«
    Auf einmal saßen die anderen gerader auf ihren Stühlen.
    »Aha? Was macht dich so sicher?« Von Kranach war wieder so ruhig, wie sie es mittlerweile von ihm gewohnt war.
    »Mein Gefühl.«
    Johanna glaubte, ein leises Zischen aus Schürchs Richtung zu hören, war sich aber nicht ganz sicher.
    »Hast du auch etwas Handfestes? Gefühl ist vor Gericht nichts wert.«
    »Nein, hab ich nicht. Aber sein Gesprächsverhalten war eindeutig. Er hat mir von allen möglichen Objekten erzählt, nur nicht von dieser Löwin aus Elfenbein. Wenn das wirklich ein so bedeutsames Kunstwerk ist, hätte er es erwähnen müssen. Er hat es bewusst aus dem Spiel gelassen.«
    »Hast du das Relief angesprochen?« Es war das erste Mal, dass Müller etwas sagte. Er hatte eine ungewöhnlich helle Stimme.
    »Nein, natürlich nicht. Sonst hätte ich ihm verraten, was wir suchen.«
    Erich Müller nickte zufrieden.
    »Wenn ich das richtig verstehe, hast du bereits die Hand an Stämpflis Puls. Das ist sehr gut. Dafür haben wir dich ins Team geholt.« Von Kranach übernahm wiederum die Gesprächsführung. »Hat er einen Verdacht, wer hinter seiner Entführung stecken könnte?«
    Auf diese Frage hatte Johanna gewartet. Es war die Gelegenheit, ihren Trumpf auszuspielen. »Außer euch gab es einen zweiten Interessenten für die Zylindersiegel. Dem wollte Stämpfli aber nicht verkaufen. Offenbar ist ihm dein verdeckter Ermittler sympathischer, Sebastian.«
    Alle hörten aufmerksam zu.
    »Stämpfli glaubt, dass der andere Interessent beleidigt ist und ihm eine Lektion erteilen wollte. Dieser andere scheint ein außerordentlich eitler Mensch zu sein. Jemand, der eine Absage so persönlich nimmt, dass er jemanden umbringt. Oder umbringen lässt.« Gespannt wartete sie, welcher der Männer zuerst die Frage formulierte, die allen auf der Zunge lag.
    »Mach’s nicht so spannend, Jo.« Von Kranach wollte keine Spielchen spielen. »Hat dieser ominöse Dritte einen Namen?«
    »Ja, sicher.«
    »Also?«
    »Ein Investor namens Alexander Bogdanow. Deutscher mit russischen Wurzeln. Stämpfli sagt, dass er diesem Bogdanow ein Geschäft abgeschlagen habe. Das Relief hat er nicht direkt erwähnt. Das habe ich daraus geschlossen.«
    Schürch räusperte sich. Er war der Skeptiker im Team. »Ich kenne niemanden mit diesem Namen, der bisher als brutaler Gangster aufgefallen wäre. Jemand kann ein Spekulant sein. Ein knallharter Geschäftsmann. Ein durchgeknallter Sammler. Aber ein skrupelloser Mörder? Am Montag wurde ein Mensch eiskalt hingerichtet. Das macht man nicht nur aus verletztem Stolz.«
    »Bei manchen Männern ist Stolz das Einzige, was sie antreibt.« Johanna lehnte sich zurück. »Es geht um viel Geld und Prestige. Ein gestohlenes Kunststück aus dem Nationalmuseum in Bagdad zu besitzen, muss ein außerordentlicher Kick sein. Das setzt besondere Energie frei.«
    Von Kranach hob beschwichtigend die Hände. »Nun mal halblang. Wenn ihr spekulieren wollt, geht an die Börse. Wir sind die Polizei und halten uns an die Fakten. Davon haben wir wenige.« Er hielt einen Moment inne und blickte dann Krähenbühl an. »Diesen ominösen Bogdanow müssen wir anschauen. Formulier einen Rechercheauftrag an die Sachbearbeitung. Außerdem sollten wir die Bundeskriminalpolizei anfragen. Und Europol.«
    Der Angesprochene nickte still.
    Von Kranach überlegte einen Moment. »Ich werde den Verbindungsbeamten des Bundeskriminalamtes in Bern kontaktieren. Wir haben gemeinsame

Weitere Kostenlose Bücher