Die Stunde Der Toechter
zuerst mal hinsitzen, Kevin.« Aeschbacher hatte ihm eine Hand auf die Schulter gelegt.
Johanna hatte sich gesetzt und gelesen. Der Artikel stammte von Martin Metzger. Ihn kannte sie tatsächlich. In dem Bericht stand mehr oder weniger alles, was die Polizei wusste. Außer den Details über die Hausdurchsuchung. Der entscheidende Punkt jedoch war, dass Bogdanow schuldiger erschien, als er aufgrund der vorliegenden Fakten war. Es war eine Vorverurteilung. Subtil gemacht. Schreiben konnte Metzger.
Nachdem sie den Text gelesen und die Zeitung in die Mitte des Tisches geschoben hatte, blickte sie von Kranach an. »Willst du weiter Dreck werfen oder verstehen, was hier vor sich geht?«
Die Spitze der Flutwelle knickte ein. Doch es brodelte zu viel angestaute Wut in ihm, als dass sich Kevin bereits beruhigt hätte.
»Woher hat dieser Schreiberling die Informationen, wenn nicht von dir? Der eingebildete Hohlkopf plaudert unser ganzes Wissen aus. Außerdem hilft er Bogdanow. Wenn es zur Anklage kommt, wird dieser Dreck hier gegen uns verwendet werden. So viel ist sicher.« Er schlug auf die Zeitung ein, als könne er damit den Journalisten treffen. Oder Johanna.
»Sein Anwalt wird diese Geschichte gegen uns verwenden. Darin gebe ich dir recht. Dessen ungeachtet glaube ich nicht, dass dieser Artikel Bogdanow nützt.«
Von Kranach schaute sie trotzig an. Johanna wartete, bis die letzten Wellen kräuselnd im Sand verliefen. Aeschbacher hielt die Pause kaum aus. Er war neugierig geworden. Nervös rutschte er auf seinem Stuhl hin und her.
»Mit diesen Zeilen wird Bogdanow aus der Deckung gezerrt. Er hat jetzt ein Brandmal am Kopf.« Sie deutete auf ihre Stirn. » Raubkunst steht da. Für einen Vermögensverwalter ist das keine empfehlenswerte Etikette. Schon gar nicht, wenn er tatsächlich kriminell ist. Wenn er zum Beispiel Mafiageld wäscht, wollen seine Auftraggeber solche Geschichten nicht in der Zeitung lesen.«
Aeschbacher kratzte sich diesmal nicht am Bart, sondern auf dem Kopf. »Das hat etwas für sich, Jo. Du meinst, jemand versucht, Bogdanow zu schaden.«
Johanna nickte und schaute von Kranach an. Dieser verharrte still. Als ob er nicht wüsste, wie er sich verhalten sollte.
»Genau das meine ich. Und dieser Jemand kann nur Bernhard Stämpfli sein. Er ist der Einzige, der weiß, was wir gefunden haben. Weil es ursprünglich von ihm stammt. Er kennt dieses verdammte Siegel besser als wir. Jedenfalls habe ich nicht gewusst, dass darauf ein Wassergott abgebildet ist. Ihr etwa?«
Beide schüttelten den Kopf.
»Das hat Metzger entweder recherchiert oder Stämpfli hat es ihm gesteckt. Angesichts der kurzen Zeit, in der dieser Artikel geschrieben wurde, ist das Zweite wahrscheinlicher. Stämpfli hat uns benutzt. Er hält die Rute in der Hand. Wir haben den Köder genommen. Nun steckt er uns im Rachen.«
Aeschbacher schnaufte. »Wir zappeln am Haken. Wir dummen Karpfen!«
Von Kranach reckte sich. »Hast du wirklich nichts damit zu tun, Jo?« Sein Blick war durchdringender denn je.
»Hör mir zu, Kevin. Ich habe zu niemandem auch nur einen einzigen Ton gesagt über unsere Ermittlung. Metzger habe ich vor mehr als einem Jahr das letzte Mal gesehen. Wir hatten in einem Mordfall miteinander zu tun. Das ist alles. Im Übrigen geht mir das Geschwätz meines Kollegen Stinkstiefel am Arsch vorbei.«
Von Kranach reagierte nicht.
»Entscheidend ist, dass Metzger und Hügli befreundet sind. Hügli und Stämpfli wiederum sind Geschäftspartner. Das ist die zwingende Verbindung in dieser Geschichte. Übrigens habe ich Stämpfli genauso wenig über unsere Ermittlungen verraten. Ich habe gestern mit ihm telefoniert. Er braucht meine Informationen nicht. Das meiste weiß er selber. Den Rest kann er sich zusammenreimen. Das ist kein Kunststück.«
Aeschbacher wiegte seinen Kopf hin und her. Von Kranach schwieg.
»Metzger hat übrigens Hüglis Biografie geschrieben. Er war erfolgreich damit. Sie sind zusammen durch sämtliche Talkshows getourt, die es gibt. Deutsche Schmuddelsender inklusive.«
Damit hatte sie alles gesagt, was ihr einfiel. Also schwieg sie und wartete, wie von Kranach die Affäre beenden würde. Es dauerte eine Weile.
»Also gut. Deine Argumente leuchten mir ein, Jo. Wenn wir davon ausgehen, dass Bogdanow und Stämpfli sich bekriegen, sollten wir nicht in der Schusslinie stehen. Meiner Meinung nach müssen wir Bogdanow entlassen. Ich spreche mit der Staatsanwaltschaft. Einverstanden?« Er schaute
Weitere Kostenlose Bücher