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Die Stunde Der Toechter

Titel: Die Stunde Der Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Herzig
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sich abzutrocknen. Er erschien in einem perfekt sitzenden Anzug. Umgeben von einer geheimnisvollen Duftwolke. Es roch ein bisschen nach Zimt. Schöner war er nicht geworden. Aber auch nicht fetter als auf dem Studentenfoto. Dafür wütender. Dass sein Anwalt gleich hier sein würde, war das Erste, was er von Kranach entgegenbrüllte. Ruhig, aber bestimmt waltete dieser seines Amtes. Bogdanow und seinen Jüngling ließ er von einem Uniformierten bewachen. Die beiden setzten sich auf ein riesiges Ledersofa. Der Schönling trug mittlerweile Trainingshosen. Bogdanow schäumte.
    Sie arbeiteten zu zweit. Johanna nahm sich mit Aeschbacher zusammen das Schlafzimmer vor. Es war nicht besonders aufgeräumt. Aber ordentlicher als das ihre. Und leerer. Es enthielt ein riesiges Bett mit Metallgestell. Eine teuer aussehende Leuchte. Eine winzige Stereoanlage. Daraus tröpfelte sanfte elektronische Musik. Mehr war da nicht. Es dauerte trotzdem seine Zeit, bis sie sicher waren, dass hier nirgends Kunst versteckt war. Der Raum daneben war ein begehbarer Wandschrank. Sein Inhalt war einige Jahresgehälter einer Stadtpolizistin wert.
    Pech für Bogdanow, dass das Zylindersiegel unter seinem Sofa gefunden wurde. Das entkräftete seine Vorwürfe, die Polizei habe es dort platziert. Immerhin hatte er selbst die ganze Zeit darauf gesessen. Das hielt ihn nicht davon ab, heftige Anschuldigungen auszusprechen. Nur mit größter Mühe konnte ihn sein Anwalt beruhigen. Er war schnell erschienen. Hatte allerdings nicht viel anderes tun können, als die Rechtmäßigkeit der Durchsuchung festzustellen. Und zu verhindern versuchen, dass sich sein Mandant durch unüberlegte Aussagen selbst belastete. Alexander Bogdanow mochte klug sein. Aber er war nicht gescheit genug, sein Temperament zu zügeln. Dazu war er zu eitel. Und zu arrogant.
    Zu dritt standen sie hinter Erich Müller, als dieser das Siegel zum Vorschein brachte. Bogdanow, der Anwalt und der Jüngling. Zuvor hatte Müller sie höflich gebeten aufzustehen. Danach hatte er mit Sebastian Schürch zusammen das Sofa untersucht. Von wüsten Verwünschungen begleitet. Das Siegel war in ein Plastikröhrchen verpackt und mit Klebeband unter dem Sofa befestigt.
    Umgehend verhaftete von Kranach Bogdanow und seinen Gespielen. Die beiden wurden getrennt abgeführt. Mit dem Anwalt einigte der Kriminalbeamte sich darauf, dass die Befragung gegen Mittag stattfinden werde. Das ließ diesem ein wenig Zeit, sich vorzubereiten.
    Die beiden Uniformierten hatten den Jungen abgeführt. Schürch und Müller Bogdanow. Zu dritt suchten sie weiter, bis sie sicher waren, dass sie nichts mehr finden würden. Dann überließen sie den Raum der Spurensicherung.
    Aeschbacher und von Kranach fuhren zusammen zurück. Johanna sollte am Tatort bleiben und dort die weiteren Arbeiten überwachen. Offensichtlich wollte von Kranach nichts aus der Hand geben.
    Das gab Johanna die Gelegenheit, Stämpfli anzurufen. Während die weiß gewandeten Experten arbeiteten, ging sie auf Bogdanows Terrasse. Sie war riesig und voller Pflanzen. Ein englischer Garten hoch über den Dächern von Zürich. Der Betonboden strahlte Hitze ab. Augenblicklich war Johanna schweißnass.
    Sie stellte sich ans Geländer, wo es kühler war, und wählte Stämpflis Nummer. Er antwortete beim zweiten Versuch.
    »Bogdanow ist schwul!«
    Bernhard Stämpfli grölte am anderen Ende der Leitung. »Na und? Ist das verboten?«
    Johanna schäumte. »Nein, ist es nicht. Ein Schwuler mag zwar eine Sekretärin haben. Aber mit Sicherheit bumst er sie nicht. Und das bedeutet, dass du mir einen verdammten Scheißdreck erzählt hast, Bernhard. Diese Rennbahnnummer gestern Abend war ein dummer Bubenstreich. Du verschaukelst mich nach Strich und Faden. Was kann ich dir eigentlich glauben?«
    Es blieb einen Moment still. Dann versuchte Stämpfli sie zu beruhigen. »Es tut mir leid, Johanna. Das mit der Sekretärin habe ich aus dem Stegreif erfunden. Mir ist nichts Besseres eingefallen, um dich zu überzeugen.«
    »Wie wäre es mit der Wahrheit?«, zischte sie. »Warum ist die nicht überzeugend genug?«
    Stämpfli antwortete ruhig und gelassen. »Weil mich die Wahrheit ins Gefängnis bringt.« Er wartete einen Augenblick. »Habt ihr das Siegel gefunden?«
    Johanna schaute die Dächer an. »Ach, verflucht, Bernhard.« Sie schaltete das Handy aus und holte ihre Zigaretten hervor. Danach setzte sie sich in eine Liege unter einem schattigen Busch.
    Während sich der Tabakrauch

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