Die Stunde Der Toechter
Aeschbacher an.
Dieser nickte vorsichtig. »Anschließend lässt du ihn beschatten?«
»Sicher, wir wollen wissen, welcher der beiden als Nächster zuschlägt.«
»Ich bin dabei. Ruf mich an, wenn du meine Hilfe brauchst.«
Sie erhoben sich alle drei.
Von Kranach zögerte einen Moment. »Es tut mir leid, dass ich dich verdächtigt habe, Jo.« Er schnitt eine herzzerreißende Grimasse. Es schien ihm unbeschreiblich peinlich zu sein.
Johanna lächelte. »Kein Problem, Kev. Das bin ich gewohnt.«
24.
Die kleine Sophie erkannte Johanna als Erste. »Die Polizistin, Papa. Hast du etwas angestellt?« Sie zupfte Martin Metzger an der Hand.
Johanna di Napoli schloss die Autotür und ging auf die beiden zu. Sie standen vor dem Eingang ihres Hauses. Im Erdgeschoss befand sich eine Galerie. Als Johanna das letzte Mal hier gewesen war, war es noch eine Wäscherei gewesen.
Metzger schaute sie schräg an, als Johanna auf ihn zuging. Er trug eine Bügelfaltenhose und spitze Lederschuhe.
»Hallo Sophie.«
»Hallo.« Das Mädchen lächelte scheu. Mit beiden Händen turnte die Kleine an Papas Arm herum. Sie trug ein grasgrünes Kleid. Darauf war ein großer Frosch aufgedruckt.
»Cooles T-Shirt, Martin.« Der Journalist trug einen Ford Mustang über seiner Brust.
Metzger bückte sich zu seiner Tochter und gab ihr einen Schlüsselbund. »Gehst du hoch, Spatz? Nachher gehen wir zusammen zu Mama.«
Sophie machte eine Fratze. »Ich möchte lieber Bilder anschauen, Papa. Darf ich?«
Er lachte. »Also gut. Ich hole dich ab.«
Sophie grölte und rannte auf das Haus zu, stieg die Treppe hinauf und öffnete die Tür zu der Galerie. Ein altmodisches Klingeln ertönte, als sie sie wieder schloss.
Metzger deutete mit dem Kopf in Richtung Haus. »Sie haben die Klingel der Wäscherei dringelassen.« Er kramte eine Packung Zigaretten hervor und bot Johanna eine an. »Du kommst wegen dem Artikel, nehme ich an. Jagst du Kunsträuber?«
Johanna schüttelte den Kopf. »Ich fange immer noch böse Buben. Darum möchte ich wissen, woher du die Informationen hast.«
Er blies Rauch in den Abendhimmel. »Ich habe recherchiert.«
»Was du nicht sagst.« Sie schaute ihn böse an. »Recherchiert! Meine Fresse. Dazu hattest du keine Zeit. Du hast den Artikel pfannenfertig geliefert gekriegt.«
Metzger grinste. Die Zigarette im Mundwinkel. »Du bist immer noch schön, wenn du dich aufregst.«
»Hör auf mit dem Scheiß, Martin. Wer hat dir die Story gesteckt?«
Er zierte sich einen Moment. Dann schaute er Johanna an. »Na ja. Werner Hügli hat mir den Tipp gegeben. Und eine Beschreibung dieses Zylindersiegels. Den Rest habe ich recherchiert. Ich hatte eine Woche Zeit. Morgen kommt eine Hintergrundgeschichte zur Plünderung des Nationalmuseums in Bagdad. Das ist der Hammer, was dort abgegangen ist.«
»Sag das noch mal!«
»Was? Das ist der Hammer? Das ist der Hammer!«
»Ach, hör auf! Dass du den Tipp vor einer Woche gekriegt hast. Von Hügli. Stimmt das?«
Er überlegte einen Moment. »Sicher stimmt das. Wieso sollte ich dir was Falsches erzählen? Letzten Mittwoch muss das gewesen sein. Ich habe ihn in der Sonne getroffen. Dann hat er mich gestern wieder angerufen und mir gesagt, dass ihr bei Bogdanow den Zylinder gefunden habt. Da musste ich mich sputen. Die Redaktion wollte die offizielle Stellungnahme der Stadtpolizei nicht abwarten. Damit wir die Geschichte exklusiv bringen konnten. Also habe ich den Artikel hingepfeffert. Ist nicht schlecht geworden, oder?«
Johanna nickte gedankenverloren.
»Hey!« Er fasste sie an den Schultern. »Trinken wir mal einen Whiskey zusammen? Mich hat schon lange keine Frau mehr unter den Tisch gesoffen.«
»Leck mich!«
Metzger grinste. »Jederzeit. Ruf mich einfach an.«
Dann ging er in die Galerie, um seine Tochter zu holen.
25.
Johanna keuchte den Hang hinauf. Sie verfluchte jede einzelne Zigarette, die sie jemals angerührt hatte. Vor ihr trabte Grazia durch den Wald. Sie glich einem jungen Reh. Außer dass Rotwild weniger tätowiert war. Johannas Blick krallte sich an der Sonne über Grazias Kreuz fest. Dadurch ließ sie sich mitziehen. Mit Müh und Not.
Am Nachmittag war sie bei der Ärztin gewesen. Die hatte ihr eine Predigt gehalten, weil sie arbeitete, statt zu Hause im Dunkeln zu sitzen. Am Schluss hatte sie Johanna wieder gesundgeschrieben. Für den kommenden Montag. So blieb ihr ein Wochenende, um ihre Kopfschmerzen loszuwerden. Dass sie das überhaupt erleben würde, bezweifelte
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