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Die Stunde Der Toechter

Titel: Die Stunde Der Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Herzig
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über Zürichs Dächern verflüchtigte, träumte sie davon zu wissen, was richtig und was falsch war.

22.
    »Der saubere Kamerad verarscht dich.« Köbi reichte ihr ein Bier.
    Johanna di Napoli seufzte und öffnete die Flasche mit ihrem Feuerzeug. Sie prostete ihm zu und blätterte in der Bedienungsanleitung der Bewässerungsanlage. Es war tatsächlich kompliziert. Insbesondere gab es zu viele Funktionen und zu wenig Knöpfe. Sie hatten einige Flaschen geleert, bevor sie sich auf ein Programm festlegen konnten. Köbi hätte am liebsten jede Staude separat bewässert. Seine persönliche Beziehung zu den Pflanzen war unfassbar. Als wäre jede ein besonderes Individuum. Johanna sah nur grün. Am Schluss hatten sie sich auf ein Standardprogramm geeinigt. Damit das Programmieren einfacher würde. Das war vor einer Stunde gewesen.
    »Der Russ hat nichts gesagt?«
    Johanna schüttelte den Kopf. »Er ist Deutscher, Köbi.«
    »Ach was. Auf dem Papier vielleicht.« Er stand auf. »Die Würste sind parat.« Daraufhin nahm er eine Tube Senf aus dem Kühlschrank und ging hinaus.
    »Aus dem Homo habt ihr auch nichts herausgebracht?«
    Johanna erhob sich und folgte ihm. Sie setzte sich an den Tisch. Köbi gab ihr einen Cervelat.
    »Den Buben hat er am Abend in einem Club kennengelernt. Der hilft uns nicht weiter. Außerdem hat er selber genug Probleme.«
    Köbi strich Senf auf das Brot und blickte sie fragend an.
    »Keine Aufenthaltsbewilligung.«
    »Woher?« Er reichte ihr den Senf.
    »Australien.«
    »Die Welt ist klein geworden.« Köbi kaute an seiner Wurst. »Wenn ihr nicht mehr findet, müsst ihr den Russen laufen lassen.«
    Johanna nickte und schluckte ihre Wurst hinunter. »Bis jetzt ist es nur Besitz eines gestohlenen Kulturgutes. Das ist zwar verboten. Aber kein Schwerverbrechen. Es gibt keinen Grund, ihn länger in Untersuchungshaft zu behalten.«
    »Das allein ist noch kein Unglück.« Köbi öffnete zwei neue Bierflaschen und schob eine über den Tisch. »Wenn er wirklich Dreck am Stecken hat, lasst ihr ihn besser heute als morgen gehen.« Er nahm einen tüchtigen Schluck. »Damit er die Chance hat, etwas Dummes zu machen.« Mit einem dumpfen Geräusch landete die Flasche auf dem Tisch. »Blöd ist nur, dass ihr nicht wisst, was Stämpfli im Sinn hat. Dahinter musst du kommen, Johanna. Er ist der Haupthalunke.«
    Johanna lachte und prostete ihm zu. »Hast du einen neuen Lieblingsfeind? Bis jetzt war Werner Hügli unser Bösewicht für alle Fälle.«
    Köbi schnaubte. »Der wird dir früh genug über den Weg laufen. Glaub mir, Jo.« Er stand auf und begann abzuräumen. »Ich will dich nicht hetzen, Mädchen. Aber morgen wird ein heißer Tag.«
    Sie erhob sich seufzend. Die Bedienungsanleitung lag noch dort, wo Johanna sie hingelegt hatte. Doch jetzt war eine andere Seite aufgeschlagen als jene, die sie zuletzt studiert hatte. Das musste ein Zeichen sein.

23.
    »Damit habe ich nichts zu tun.«
    Aus meerblauen Augen rollte Johanna ein Tsunami entgegen. Dass er so wütend werden konnte, hätte sie von Kranach nicht zugetraut. Glücklicherweise saß Aeschbacher zwischen ihnen. Er wirkte allein durch seine Präsenz beruhigend.
    Kevin hatte sie aus dem Bett geholt. Holen lassen. Er hatte einen Streifenwagen vorbeigeschickt. Die Kollegen hatten das halbe Haus geweckt, bevor Johanna aus dem Koma aufgeschreckt war. Am Abend zuvor war es spät geworden. Dafür funktionierte nun Köbis Bewässerungsanlage. Johannas Flüssigkeitshaushalt hingegen war außer Rand und Band. Die beiden Uniformierten waren vor Mitleid fast zerflossen, als sie sich mit einer dampfenden Tasse Tee und brummendem Schädel zu ihnen in den Streifenwagen gesetzt hatte. An der Langstrasse hatte der Fahrer den Wagen ohne Vorankündigung auf dem Gehsteig abgestellt. Dann war er in eine Apotheke gerannt und mit einer Packung Alka-Seltzer zurückgekommen. Nach dem Zwischenhalt waren sie mit Blaulicht weiter zur Kripo gebraust. Auf dem Weg vom Fahrstuhl in Kevins Büro hatte sie einen triumphierenden Blick von Sebastian Schürch abbekommen. Ein paar Sekunden später war sie von Kevin von Kranach angeschrien worden. Auf dem Tisch lag eine Zeitung. Die Schlagzeile war die Verhaftung Alexander Bogdanows.
    »Welcher Teufel hat dich geritten? Verflucht noch mal! Du kennst diesen Schmierfinken. Alle Welt weiß, dass du etwas mit ihm hast!«
    Möglicherweise hatte Schürch einige Giftpfeile abgeschossen. Er war der Experte für Gerüchte über Johanna.
    »Lass sie

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