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Die Stunde Der Toechter

Titel: Die Stunde Der Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Herzig
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denn eine bestimmte Vorstellung, wo wir suchen sollen?«
    Stämpfli zuckte mit den Schultern. »Ich würde es überall hinlegen außer in meinen Safe. Den würdet ihr bestimmt als Erstes öffnen, oder?«
    Johanna blickte ihn argwöhnisch an. »Mit genau der gleichen Begründung könnte man sagen, dass er es überall hinlegen würde, nur nicht in seine Wohnung. In ein Schließfach, in ein Zollfreilager. Wo auch immer. Nur nicht unter sein Kopfkissen. Das wäre zu unvorsichtig, oder?«
    »Du vergisst, dass Kunst eine emotionale Sache ist. Das ist nicht der Goldbarren auf der Bank. Das will man bei sich haben. Sammler schauen ihre Objekte an. Berühren sie. Riechen daran. Darum geht es, Johanna! Um Gefühle. Einzigartige Erlebnisse.«
    Wenn er ins Schwärmen geriet, war er am überzeugendsten.
    »Eine Hausdurchsuchung muss von der Staatsanwaltschaft angeordnet werden, Bernhard. Ich kann nicht einfach bei Bogdanow reinspazieren und seine Sockenschublade öffnen. So etwas muss man beantragen. Dafür braucht es Indizien. Glaubwürdige Hinweise darauf, dass wir das finden werden, wonach wir suchen.«
    Er nickte heftig. »Ich bin also nicht glaubwürdig genug.«
    Sie lachte. »Jetzt spiel nicht den Beleidigten. Du wirst dringend verdächtigt, Raubkunst zu verscherbeln. Das ist nicht besonders vertrauensbildend. Außerdem bist du ein abgebrühter Geschäftsmann. Vielleicht willst du Konkurrenz ausschalten. Und dazu kommt dir ein Flintenweib wie ich gerade recht.«
    Stämpfli stöhnte. »Also gut. Ich habe einen heißen Draht in Bogdanows Bett. Heiß wie die Sünde.« Er zwinkerte ihr zu, hielt jedoch mitten in der Bewegung inne. »Ach, tut mir leid, einer Frau gegenüber sollte man auf solche Sprüche verzichten.« Er räusperte sich. »Ich kenne seine Sekretärin. Diese wiederum kennt sein Schlafzimmer.«
    Johanna hob die Augenbrauen. »Und seine Assistentin hat nichts Besseres zu tun, als dir Bogdanows Geheimnisse zu verraten?«
    »Sie verdient daran so gut, dass sie es mit Inbrunst tut.« Er wurde ernst. »Das ist ein hartes Geschäft, Johanna. Das Risiko ist hoch. Da muss man sich vorsehen. Informationen sind der Schlüssel zum Erfolg. Dafür lasse ich mir einiges einfallen. Und ich investiere viel Zeit und Geld.« Unvermittelt stand er auf. »Jetzt ist es aber genug. Ich habe dir viel zu viel verraten.« Er lächelte charmant. »Du beherrscht dein Handwerk, Johanna.« Bernhard Stämpfli winkte zum Abschied und ging durch die Sitzreihen hindurch in Richtung Ausgang.
    Mittlerweile war nur noch ein Fahrer auf der Bahn. Johanna schaute ihm eine Weile zu. Dann nahm sie ihr Telefon hervor und rief von Kranach an. Als sie es wieder einsteckte, kam ihr in den Sinn, woher die Colaflasche in ihrer Wohnung stammte. Camenzind hatte sie stehen lassen. Das war eine Woche her.
    Sie ging nach Hause, um aufzuräumen.
    21.
    Ein unglaublich gut gebauter Jüngling öffnete die Tür. In knappen Shorts. Und vollkommen enthaart, soweit sich dies aus der zweiten Reihe feststellen ließ. Von Kranach zeigte ihm den Dienstausweis. Der Junge beherrschte seine Rolle perfekt. Eine Spur blasierter und er wäre zu Eis erstarrt. Bogdanow war unter der Dusche. Erst nach wiederholtem Drängen von Kranachs verschwand der Adonis mit grazilen Bewegungen in den Weiten des Penthouse. Sie warteten. Die Aussicht war atemberaubend. Sie überblickten die alten Backsteinbauten und modernen Glasfassaden des Industriequartiers.
    Kevin hatte neben Johanna auch Müller und Schürch mitgenommen. Zusätzlich zu seinem eigenen Team hatte er zwei Uniformierte aufgeboten. Er wollte rasch vorwärtskommen. Johanna war immer noch nicht sicher, ob Stämpfli sie nicht verschaukelte. Umso weniger, als Bogdanows Sekretärin diese Nacht augenscheinlich in einem anderen Bett gelegen hatte. Von Kranach hatte ebenfalls gezögert. Schließlich meinte er, dass sie nichts zu verlieren hätten. »Alle anderen Spuren sind kalt, Jo«, hatte er gesagt. »Selbst wenn es ein Köder ist, müssen wir ihn schlucken, damit wir herausfinden, wer die Rute in der Hand hat.«
    Also hatte er Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um den Durchsuchungsbefehl zu erhalten. Aeschbacher hatte ihm geholfen. Der Hinweis, dass es möglicherweise einen Zusammenhang gab zu den Ermittlungen der Kantonspolizei, hatte sich als hilfreich erwiesen. Dafür war Aeschbacher mit von der Partie. Informellerweise. Somit standen sieben Personen vor der Wohnung in Zürich West.
    Alexander Bogdanow brauchte reichlich Zeit,

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