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Die Stunde Der Woelfe

Die Stunde Der Woelfe

Titel: Die Stunde Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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geschehen, Carl. Ich erzähle niemandem, was ich bin.«
    Â»Und wie lange wird das gutgehen?«
    Carl mochte die Sendung nicht, weil er keinerlei Einfluss darauf hatte. Sie gehörte mir. Und ich sollte eigentlich ganz und gar ihm gehören. Noch nie zuvor hatte ich so mit ihm gestritten.
    Ich sah aus dem Fenster. »Ich bekomme für jeden neuen Sender, der die Show einkauft, eine Gehaltserhöhung. Im Moment ist es nicht viel, aber wenn die Sache erfolgreich ist, könnte es sich ganz schön summieren. Die Hälfte gehört dir.«
    Der Motor brummte. Die Nacht zog an den Fenstern vorbei, wobei sich sämtliche Einzelheiten in der Dunkelheit verloren. Ich musste keine Sekunde darüber nachdenken, wie viel ich gäbe, um die Sendung weitermachen zu können.
    Diese Erkenntnis traf mich wie eine Epiphanie. Ich würde Carl den ganzen Lizenzbonus geben, um die Show weiterführen
zu können. Ich würde jeden Tag vor ihm am Boden kriechen, wenn er das von mir wollte.
    Ich durfte mir die Sendung nicht wegnehmen lassen. Sie gehörte mir . Ich war stolz darauf. Sie war wichtig. Ich hatte noch nie zuvor etwas Wichtiges getan.
    Seine Antwort ließ lange auf sich warten. Mit jedem Augenblick machte die Hoffnung den Kloß in meinem Hals größer. Wenn er Nein sagen würde, würde er doch bestimmt nicht so angestrengt nachdenken müssen.
    Â»Okay«, sagte er schließlich. »Aber es kann immer noch sein, dass ich meine Meinung ändere.«
    Â»Das ist fair.« Ich hatte das Gefühl, eben ein Rennen gelaufen zu sein, so erledigt war ich.
    Er fuhr uns zwanzig Minuten aus der Stadt zu dem offenen Gelände und Privatgrundstück, das die Vorhügel am Highway 93 nach Westen säumte. Dies war das Herzstück des Reviers unseres Rudels. Ein paar Wölfe aus dem Rudel besaßen dort draußen Häuser. Das Land war abgeschieden, und wir konnten dort sicher herumlaufen. Es gab keine Straßenbeleuchtung. Der Himmel war bewölkt. Carl parkte in einer unbefestigten Sackgasse. Wir gingen bis zum Anfang der Hügel, weg von der Straße und den Häusern.
    Wenn ich geglaubt hatte, unsere Diskussion sei hiermit beendet, so hatte ich mich getäuscht. Wir hatten erst die eine Hälfte des Problems besprochen. Die menschliche Hälfte.
    Â»Verwandle dich«, sagte er.
    Vollmond war erst wieder in zwei Wochen, und ich nahm nicht gerne freiwillig zu anderen Zeiten Wolfsgestalt an. Ich gab dem Verlangen ungern nach. Noch zögerte ich,
doch Carl war schon dabei sich auszuziehen und verwandelte sich bereits, den Rücken gebeugt, mit sich streckenden Gliedern, sich kräuselndem Fell.
    Warum konnte er es nicht einfach gut sein lassen? Meine Wut steigerte sich, anstatt abzunehmen und panischer Angst Platz zu machen. Carl würde seine Dominanz geltend machen, und mir würde dabei wahrscheinlich wehgetan werden.
    Doch zum ersten Mal war ich so wütend, dass es mir egal war.
    Ich konnte ihn nicht bekämpfen. Ich war nur halb so groß wie er. Selbst wenn ich eine Ahnung vom Kämpfen gehabt hätte, hätte ich verloren. Also lief ich davon. Ich zog mir unter dem Laufen das Oberteil und den BH aus und blieb stehen, um mir Jeans und Unterhose hinunterzuziehen. Dann sprang ich aus ihnen heraus und verwandelte mich, wobei ich mich streckte, damit ich losrennen konnte, bevor das Fell zu wachsen aufhörte.
    Wenn ich nicht allzu viel darüber nachdachte, tat es nicht so weh.
    Die Hände werden breiter, Krallen sprießen, sie denkt an fließendes Wasser, damit sie nicht spürt, wie Knochen unter der Haut entlanggleiten, wie Gelenke und Muskeln sich zu etwas anderem verformen. Sie duckt sich und atmet tief durch gefletschte Zähne ein. Gesicht und Zähne werden länger, ebenso die Haare und Augen. Die Nacht wird so klar, wenn man sie durch Wolfsaugen sieht.
    Als sie zum Sprung ansetzt, ist der Wolf ausgeformt und läuft; vier Beine fühlen sich so natürlich an, so wunderbar,
während die Pfoten kaum die weiche Erde berühren, bevor sie wieder durch die Luft wirbeln. Wind fährt ihr wie Finger durchs Fell, Duft erfüllt ihre Schnauze: Bäume, Erde, Fäulnis, Leben, Wasser, mehrere Tage alte Fährten, ganz frische Fährten, leere Gewehrhülsen aus der letzten Jagdzeit, Blut, Schmerz, ihr Rudel. Das Revier des Rudels. Und der Eine. Der Anführer. Gleich hinter ihr, macht Jagd auf sie.
    Falsch, vor ihm zu fliehen. Aber Flucht

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